"Haben Sie sich mit Ihrem Mann ausgetauscht, über die unterschiedlichen Hausaufgaben, die ich Ihnen gegeben habe?" fragt mich M.Bane am nächsten Tag, als ich ihm das erste Mal alleine gegenüber sitze. Ich seufze. "Er kam zu mir ins Arbeitszimmer und wollte wissen, was ich machen muss und das er die Aufgabe hat, Dinge aufzuschreiben, die er an mir mag. Wollte wissen, ob ich gerade etwas über ihn schreibe." erwidere ich und er nickt. "Und was haben Sie geantwortet?" Er beobachtet mich. "Das ich es ihm nicht sage, was meine Aufgabe ist. Daraufhin ist er wütend geworden." M.Bane nickt. "Verstehe. Sehr wütend? Ist der blaue Fleck auf Ihrem Oberarm in dieser Auseinandersetzung entstanden oder war es ein weiterer Streit? Vielleicht heute morgen oder letzte Nacht?"
Sprachlos starre ich ihn an und lege unbewusst meine Hand auf die Stelle. "Woher wissen Sie das?" frage ich leise und er lächelt. "Alexander, das ist mein Job. Vier Sitzungen reichten vollkommen aus, um mir ein Bild von Ihnen beiden zu machen. Was wollen Sie machen? Ihn anzeigen?" Ich reisse die Augen auf. "Was? Nein, das war keine große Sache." M.Bane kneift die Augen zusammen. "Hat er Sie geschlagen oder Sie einfach zu feste angefasst, im Rahmen einer agressiven Diskussion?" Ich beisse mir auf die Unterlippe. "Er hat zu feste zugefasst, als ich nicht zeigen wollte, woran ich arbeite." murmel ich und er nickt. "Und haben Sie ihn geschlagen oder angefasst?"
Ich schüttel den Kopf. "Nein, ich habe ihm noch nie etwas getan." flüstert ich und wieder nickt er. "Wie oft?" fragt er knapp und ich versuche seinem Blick auszuweichen. Ich schäme mich, dass ich mich als erwachsener Mann nicht gegen meinen agressiven Ehemann wehren kann. "Ich hab aufgehört zu zählen." hauche ich und M.Bane steht auf und umrundet seinen Tisch, um sich neben mich auf das Sofa zu setzen. "Alexander, es steht mir nicht zu, Sie das zu fragen aber warum gehen Sie nicht weg von ihm?" Ich meide noch immer seinen Blick. "Wo soll ich denn hin? Meine Eltern haben mich damals rausgeschmissen, meine Schwester ist nur unterwegs und Jace hat genug eigene Sorgen."
M.Bane seufzt leise. "Es gibt Institutionen für so etwas." sagt er und jetzt fährt mein Kopf zu ihm herum. "Sie meinen ernsthaft, ich ziehe aus und gebe mir die Blöße, dass ich mich nicht gegen meinen Mann wehre? Ich könnte es aber aggressives Verhalten liegt nicht in meiner Natur." Er runzelt die Stirn. "Okay, es ist Ihre Entscheidung, Alexander. Machen wir weiter. Mögen Sie mir Ihre Hausaufgabe vorlesen?" Er steht wieder auf, um sich hinter seinen Schreibtisch zu setzen. Der kurze Moment der Nähe zwischen uns, geht ebenso schnell wieder, wie er gekommen ist.
Ich nicke und ziehe wieder meine Mappe hervor. Kurz räuspere ich mich und beginne dann laut zu lesen.
Was bewegt Sie und was macht Sie glücklich?
Dinge, die mich glücklich machen, sind leicht zu finden. Man kann sie in eine Liste aufstellen und sie immer wieder aufrufen. Es sind Kleinigkeiten, die mir ein Lächeln entlocken.
1. Regen an einem Sommertag. Zu gerne würde ich mal in einem tanzen.
2. Die Ruhe am Morgen bei einer guten Tasse Kaffee genießen
3. Musik macht mich glücklich. Ich finde, jeder Mensch sollte seinen eigenen Soundtrack haben
4. Ich mag lachende Menschen
5. Meine Familie. Sie bedeutet mir unendlich viel und ich hoffe, eines Tages wieder in das Leben meiner Eltern zurück kehren zu dürfen
6. Gutes Essen genießen. Wir essen genau, wie wir leben. Schnell, hektisch und ohne zwischendurch Luft zu holen
7. Ein gutes Buch, welches mich so mitnimmt, dass ich für einen Moment die Realität vergessen kann
8. Das Schreiben. Es bedeutet mir viel alles in Worte fassen zu dürfen und es manchmal der Welt präsentieren zu können
9. Das Meer. Ich liebe das Meer, einfach sitzen und es ansehen
10. Eis. Ich mag Eis und es macht mich darum glücklich
11. Eine lange, heiße Dusche
12. Jemanden zu haben, mit dem ich die ganze Nacht reden kann, würde mich sehr glücklich machenIch sehe auf und M.Bane lächelt mich warm an. "Machen Sie weiter." fordert er mich auf und ich hole wieder Luft.
Dinge, die mich bewegen, sind dagegen schwieriger zu beschreiben. Ich denke viel an das Schicksal anderer Leute. Wie ist es arm aufzuwachsen? Wie wäre es, wenn ich nicht der wäre, der ich bin? Warum gibt es gute und böse Menschen? Was wäre aus mir geworden, wenn ich in einem anderen Stadtteil mit anderen Eltern groß geworden wäre? Wäre ich vielleicht ein Verbrecher?
Ich sehe sehr gerne Dokumentationen im Fernsehen und habe mich mit Todeszellenkandidaten beschäftigt. Fast alle haben sie eine schwere Kindheit hinter sich aber ist das die Entschuldigung für all ihre Missetaten? Kann man einen Mord damit erklären oder fällt es uns nur leichter, es zu verstehen? Bei einem dieser Kandidaten wurde die Mutter interviewt und sie sagte etwas, was mich lange beschäftigt hat. Sie sagte, sie habe weniger Zeit als ihr Sohn Briefe zu schreiben und mir kam sofort etwas in den Kopf; es ist eine Lüge. Wir alle haben die gleiche Zeit und es liegt an uns, was wir daraus machen und womit wir sie füllen. Wie Sie sehen, verschwende ich meine Zeit, um über solche Dinge nachzudenken aber sie fragten, was mich bewegt und das ist nur ein kleines Beispiel aus einer Vielzahl von Gedanken, die mich täglich umgeben.Als ich geendet habe, stecke ich die Mappe wieder weg und wage es kaum, den Therapeuten anzusehen. Wahrscheinlich stempeln er mich nun als komplett geistesgestört ein und das möchte ich nicht aus seinem Mund hören. "Beeindruckend, Alexander. Sie haben definitiv den richtigen Job." Erstaunt hebe ich den Blick und sehe in seine warmen, freundlichen Augen. "Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen? Ich meine, Sie wissen meinen aber ich nicht Ihren und ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, für was das M stehen könnte." platze ich heraus und zu meinem Erstaunen lacht M.Bane laut auf. "Sie hätten längst fragen dürfen, Alexander. Mein Name ist Magnus. Magnus Bane." sagt er immer noch lachend und zwinkert mir zu.
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Good advice
Fanfiction(Abgeschlossene Geschichte) Ein Ehepaar. Mehrere Probleme. Eine Therapie und ein Therapeut, der hinter die Kulisse schaut und dort erstaunliches vorfindet. Figuren wie immer von Cassandra Clare und den wunderbaren Shadowhuntern. Kopieren und vervie...