Mourning

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Das nächste Mal, als ich wach werde, ist Magnus tatsächlich noch da und neben ihm steht mein Bruder. Seine Augen sind verquollen und sofort mache ich mir Sorgen. "Ist was passiert?" frage ich und er schluchzt auf. "Ob was passiert ist? Immer denkst du an andere, Alec." Ich strecke meine Hand nach ihm aus und er umklammert sie. "Ich bringe ihn um." murmelt mein Bruder und ich schüttel vorsichtig den Kopf. "Das ist er nicht wert. Denk an Clary und die Zwillinge."

Er starrt mich an. "Kannst du auch einmal an dich selbst denken? Wie geht es dir?" fragt er und ich denke nach. "Ganz okay, denke ich. Ich hab Schmerzen aber es hält sich in Grenzen. Welcher Tag ist heute?" Jace beisst sich auf die Unterlippe. "Mittwoch." erwidert er und ich bin erleichtert. "Dann ist es gestern passiert." flüster ich und wieder weint mein Bruder.

Verwirrt sehe ich zu Magnus, der näher kommt. "Vor über einer Woche, Alexander." mischt er sich ein und ich reisse die Augen auf. "Lag ich im Koma oder sowas?" Lächelnd schüttelt er den Kopf. "Nein aber sie haben dir starke Medikamente gegeben. Du warst immer wieder wach aber voll mit Schmerzmitteln. Ab und zu hast du geredet aber die meiste Zeit hast du geschlafen."

Stumm sehe ich ihn an. "Und wie du geredet hast." sagt Jace und grinst unter Tränen. "Was habe ich gesagt?" will ich wissen und Magnus sieht verlegen zur Seite. "Die meiste Zeit hast du von einem gewissen Magnus geredet. Das du ihm was sagen wolltest und wie toll du ihn findest." freut sich mein Bruder, während ich feuerrot werde. "Oh." hauche ich und schäme mich schrecklich. "Jace, würdest du uns einen Moment alleine lassen?" nuschel ich und er nickt. "Klar, ich brauche sowieso einen Kaffee. Magnus, du auch was?" Noch immer sieht dieser zur Seite. "Nein, danke." murmelt er und mein Bruder lässt uns alleine.

"Es tut mir leid." flüster ich und Magnus sieht mich nun doch an. "Was tut dir leid? Das du im Delirium über mich geredet hast? Mach dir keine Gedanken. Das meiste, was man da so sagt, sollte man nicht so ernst nehmen." weicht er aus. "Aber ich meinte es so." sage ich, meine Kopfschmerzen ignorierend. Ein kleines Lächeln legt sich auf sein Gesicht.

"Was dann?" fragt er. "Du hattest verboten, mich nochmal an dich zu wenden, wenn etwas passiert." hauche ich leise und er schüttelt leicht den Kopf. "Erstens hat das Krankenhaus mich informiert und zweitens habe ich das so nicht gemeint. Ich war wütend und enttäuscht aber ich würde dich nie im Stich lassen." erwidert er und nun rollt mir eine Träne über die Wange, die er liebevoll abwischt.

"Was ist passiert, Alexander? Was hat er dir nur angetan?" fragt er leise und wir zucken zusammen, als eine fremde Stimme hinter uns ertönt. "Das würde mich ebenfalls interessieren." Erstaunt sehen wir den fremden Mann an, der in der Tür steht. "Mein Name ist Sergeant Garroway und ich würde Sie gerne vernehmen, Mr. Underhill. Es geht, wie Sie sich denken können, um Ihren Mann Andrew Underhill. Gegen ihn wurde Anzeige erhoben."

Ich schlucke. "Von Mr. Magnus Bane." Magnus hebt die Hand. "Das bin dann wohl ich." sagt er uns der Seargent kommt näher. Er schüttel uns die Hand, bevor er sich an mich wendet. "Möchten Sie ebenfalls Anzeige erheben?" fragt er und ohne nachzudenken nicke ich. "Ja, das möchte ich." Seargent Garroway nickt. "Mr. Bane, würden Sie uns bitte alleine lassen?" fragt er Magnus und sofort greife ich nach seiner Hand. "Er kann bleiben. Ich habe nichts vor ihm zu verbergen." Der Polizist nickt  und zückt seinen Notizblock. "Ihr Arzt meinte, Sie sind vernehmungsfähig. Fühlen Sie sich danach?" fragt er freundlich und erneut nicke ich.

"Mr. Underhill, erzählen Sie bitte, was am Abend des zwölften Juni passiert ist." Ich hebe kurz die andere Hand, die Magnus nicht festhält. "Bitte nennen Sie mich Alec. Mit dem Namen Underhill will ich nichts mehr zu tun haben." Der Seargent nickt. "Gut, Alec. Bitte erzählen Sie." Ich hole tief Luft und dann erzähle ich alles. Ich lasse nichts aus, beschönige nichts und drücke immer wieder Magnus' Hand, denn ich sehe, wie sehr es ihn quält, was ich berichte. Als ich ende, hat er Tränen in den Augen.

"Oh Gott, Alexander. Das ist alles noch viel schlimmer, als ich vermutet habe." murmelt er und auch Seargent Garroway sieht mich mitleidig an. "Alec, Sie sind jetzt in Sicherheit. Ihr Mann wurde verhaftet wegen häuslicher Gewalt und aufgrund der Schwere Ihrer Verletzungen wegen versuchten Todschlags. Er sitzt schon in der Untersuchungshaft und wird morgen dem Haftrichter vorgeführt."

Mir wird kalt. "Todschlag?" flüster ich und er nickt. "Ja. Sie wären beinahe gestorben. Sie hatten massive innere Blutungen aber das wird Ihr Arzt Ihnen mit Sicherheit genau erklären. Ihre Aussage habe ich aufgenommen. Stellen Sie sich auf weitere Fragen ein. Wo kann ich Sie erreichen, wenn Sie entlassen wurden? Bei der Adresse, wo Sie gemeldet sind?" Ich schließe kurz die Augen. "Da kann ich nicht wieder hin, außerdem gehört Andrew das Haus."

Magnus räuspert sich. "Sie finden ihn bei mir." sagt er und sieht mich an. "Wenn du willst natürlich." schiebt er hinterher und gerührt sehe ich ihn an. "Das wäre sehr schön, Magnus." flüstere ich und wir sehen uns tief in die Augen. Seargent Garroway räuspert sich laut. "Gut, dann weiß ich ja, wo ich Sie finde. Ich wünsche Ihnen gute Besserung, Alec." Damit steht er auf und lässt uns alleine. "Warum machst du das für mich? Schon wieder?" frage ich leise und Magnus blinzelt mehrfach. "Weil ich es so will. Werde erstmal wieder gesund, um alles andere kümmern wir uns dann."

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