Den Tag verbringe ich damit, mich erst auszuruhen und dann beschließe ich, etwas für Magnus zu tun und ich räume die Küche auf, fege durch und ordne im Wohnzimmer die Kissen. Ganz vorsichtig werfe ich einen Blick in sein Schlafzimmer, um zu sehen, ob ich sein Bett machen kann aber ich finde das Zimmer sauber, aufgeräumt und ordentlich vor. Ich weiß, ich sollte das nicht machen aber aus einem unerfindlichen Grund zieht es mich hinein.
Hier schläft er also und der ganze Raum riecht nach ihm. Ich werfe einen Blick auf das gerahmte Bild auf seinem Nachttisch und muss lächeln, als ich ihn darauf entdecke mit zwei älteren Menschen, die eindeutig seine Eltern sind. Die Augen und den Mund hat er von seiner Mutter, die Statur eher von seinem Vater. Sie alle drei lächeln in die Kamera und sehen mehr als glücklich aus. Schnell stelle ich das Bild wieder weg und verlasse den Raum wieder.
Im Wohnzimmer nehme ich mir eins der zahlreichen Bücher aus dem Regal und mache es mir auf dem Sofa bequem. Mein Handy liegt neben mir aber ich habe es bisher nicht eingeschaltet. Zu groß ist die Angst, Nachrichten von Andrew zu lesen, denn ich habe seine Entschuldigungen satt. Ich sitze hier bei Magnus Bane und habe das erste Mal seit vielen Jahren das Gefühl wieder frei atmen zu können.
Einige Stunden später höre ich den Wagen von Magnus vorfahren und setze mich auf. Als er durch die Haustür kommt, springe ich auf, um ihm die Papiertüten mit den Einkäufen abzunehmen. "Hallo Alexander." begrüßt er mich. "Wie war der Tag?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Ganz okay und Ihrer?" antworte ich und er seufzt. "Der übliche Wahnsinn. Wir müssen miteinander reden." Er wirkt ernst und ich beginne mir Sorgen zu machen.
Ich folge ihm in die Küche und stelle dort die Einkäufe ab. Magnus deutet auf einen Stuhl. "Setzen wir uns." Zögerlich folge ich seiner Aufforderung und beobachte, wie er mir gegenüber Platz nimmt. "Alexander, beantworten Sie mir eine Frage. Bitte." Stumm nicke ich und sehe ihn fragend an. "Wollen Sie Andrew anzeigen?" fragt er und ich beginne mich auf dem Stuhl zu winden. "Anzeigen? Nein, eigentlich nicht." erwidere ich und er nickt. "Das dachte ich mir schon und es ist natürlich Ihre Entscheidung." Wir schweigen uns einen Moment an, bis er mir in die Augen sieht.
"Andrew war heute bei mir in der Praxis. Er wollte wissen, ob ich etwas von Ihnen gehört habe." Entsetzt reisse ich die Augen auf. "Was? Was haben Sie gesagt?" Magnus hebt beruhigend die Hand. "Ganz ruhig. Natürlich habe ich ihm nichts gesagt aber ich habe ihm sehr wohl gesagt, dass ich seinen Fall nicht weiter bearbeite und habe ihn an eine Kollegin verwiesen." Ich runzel die Stirn. "Und mit welcher Begründung?" Er seufzt leise. "Ich habe etwas getan, was mir zuwider ist. Ich habe gelogen und gesagt, dass ich mich übernommen habe mit meinen Terminen und das ich sowieso erstmal zwei Wochen schließe und Urlaub mache."
Über den Tisch greife ich nach seiner Hand. "Danke Magnus. Ich weiß nicht, warum Sie das alles für mich tun aber es bedeutet mir wahnsinnig viel." Kurz lächelt er. "Ich will Ihnen helfen und außerdem stimmt der Teil mit dem Urlaub tatsächlich. Ich habe lange keinen mehr gemacht und so kann ich an Ihrer Seite sein." Wir starren uns an und ich habe noch immer meine Hand auf seiner. "Um auf Sie aufzupassen, meine ich natürlich." Stumm nicke ich und er wirkt plötzlich verlegen.
"Ich koche uns dann mal etwas, ja? Einverstanden mit Schupfnudelpfanne und Gemüse?" Er zieht seine Hand unter meiner hervor und steht auf. "Mir ist alles Recht, Magnus." murmel ich und er grinst. "Warten Sie erstmal ab, ob Ihnen mein Essen überhaupt schmeckt. Übrigens, danke schön." Fragend sehe ich ihn an. "Wofür?" frage ich und er deutet mit Hand in der Küche herum. "Sie haben aufgeräumt. Das finde ich sehr nett." Ich werde ein bißchen verlegen. "Das war selbstverständlich für mich. Schließlich lassen Sie mich hier wohnen. Das würde nicht jeder tun." Er zwinkert mir zu. "Ich bin ja auch nicht jeder."
Nach dem Essen sitzen wir nebeneinander auf dem Sofa. "Sie sind ein hervorragender Koch, Magnus." stöhne ich und reibe mir über den Bauch. Er lacht auf. "Das freut mich, vorallem war es sehr nett, mal nicht nur für mich zu kochen." Ich sehe ihn von der Seite an. "Darf ich fragen, warum Sie alleine leben?" Er scheint einen Moment nachzudenken. "Alexander, bevor das hier jetzt zu privat wird, muss ich Ihnen sagen, dass ich Sie aus meinem Therapieplan streiche. Sie brauchen allerhöchstens eine Therapie, um Ihre Ehe zu verarbeiten."
Ich starre ihn einen Moment an, bevor ich breit lächel. "Einverstanden." sage ich schlicht und er nickt. "Meine letzte Beziehung ist schon über zwei Jahre her. Meine Freundin hat mich verlassen, um auf Weltreise zu gehen." Er zuckt mit den Schultern und ich registriere die Tatsache, dass er heterosexuell ist. "Und seit dem sind Sie vollkommen alleine?" frage ich und er nickt. "Ja. Ich arbeite sehr viel und bisher habe ich weder die Richtige, noch den Richtigen gefunden." Mein Blick zuckt zu ihm.
"Oh." entkommt es mir und wieder lacht er. "Haben Sie ein Problem damit, dass ich bisexuell bin?" fragt er und ich beeile mich, den Kopf zu schütteln. "Nein, gar nicht. Das stört mich nicht um Geringsten. Hatten Sie schon mal eine Beziehung mit einem Mann?" Er nickt. "Ja, vor meiner Exfreundin Camille, war ich nur mit Männern zusammen und Sie, Alexander? Hatten Sie vor Andrew nie jemanden?" Ich senke den Kopf. "Nein. Ich war ja erst sechzehn, als ich gemerkt habe, dass er mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Es kam viel auf einmal zusammen. Erst die Erkenntnis, schwul zu sein und dann, dass ich mich in einen wesentlich älteren Jungen verliebt habe. Ich hab gedacht, keine Chancen bei ihm zu haben aber dann waren wir zusammen eingeteilt, bei einem Basar zu helfen und danach hat er mich um ein Date gebeten. Den Rest kennen Sie." erzähle ich knapp meine Geschichte.
"Okay, dann wird es vielleicht Zeit, den Blick woanders hinzuwenden. Niemand sagt, dass man sein Leben lang verheiratet sein muss, vorallem dann nicht, wenn man mit jemandem wie Andrew zusammen ist." Ich reisse die Augen auf. "Sie meinen, ich soll mich scheiden lassen?" frage ich und er nickt. "Sie sollten darüber nachdenken."
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Fanfiction(Abgeschlossene Geschichte) Ein Ehepaar. Mehrere Probleme. Eine Therapie und ein Therapeut, der hinter die Kulisse schaut und dort erstaunliches vorfindet. Figuren wie immer von Cassandra Clare und den wunderbaren Shadowhuntern. Kopieren und vervie...