Eingehüllt in eine Wolldecke essen Magnus und ich die gekauften Sachen, die er besorgt hat und betrachten dabei den Sternenhimmel. Noch immer habe ich das Gefühl zu schweben und immer wieder muss ich ihn berühren, um mich zu versichern, dass er noch da ist.
"Geht's dir gut, Alexander?" fragt er schließlich und ich nicke. "So gut, wie noch nie in meinem ganzen Leben." antworte ich und er hält mir lächelnd ein Stück Baguette mit Tomatencreme vor die Nase. "Das freut mich." sagt er schlicht und ich lasse mir das Essen von ihm in den Mund schieben.Nach einer Weile sehe ich ihn an. "Es ist wirklich verrückt oder?" frage ich und beobachte seine Reaktion. "Was genau meinst du?" Ich seufze. "Vor ein paar Wochen habe ich noch versucht meine Ehe zu retten und jetzt habe ich mit einem anderen Mann geschlafen." Unsere Blicke treffen sich im Halbdunkeln. "Bereust du es?" fragt er leise und sofort ziehe ich ihn an mich. "Nein. Ich bereue gar nichts. Und du?" Zärtlich streichelt er mir über die Nase. "Wie sollte ich das bereuen? Das eben war so voller Gefühl und Leidenschaft. Das war auch für mich neu."
Ich küsse ihn. "Trotzdem war meine Liebeserklärung vielleicht nicht so ganz angebracht." gebe ich zu und er runzelt die Stirn. "Weil?" fragt er. "Du bist der Therapeut. Wirst du mir nicht jetzt erklären, dass ich es sicher nicht so gemeint habe und mich einfach die Gefühle übermannt haben?" Meine Stimme klingt unsicher und ich habe Angst vor seiner Antwort.
"Du denkst also, du hast es nur gesagt, weil dir gerade danach war? Das ich es nicht ernst nehme?" Als ich nicke, seufzt er leise. "Alexander, ich bin Therapeut aber ich bin auch ein Mann mit Empfindungen und in diesem Fall habe ich alles Gelernte aus meinem Kopf verbannt. Ob du es so meintest, dass du mich liebst, kannst nur du selbst beantworten. Ich kann nicht deine Gedanken lesen, das sagte ich dir bereits. " Er klingt leicht gereizt und ich muss schlucken.
Ich bekomme kein Wort heraus und er starrt mich an. Schließlich steht er auf. "Okay, ich glaube ich gehe mal schlafen." murmelt er und im letzten Moment bekomme ich seinen Arm zu fassen. "Ich liebe dich." platze ich heraus und er bleibt stehen. "Und ich liebe dich, Alexander." antwortet er schlicht und als er meinen erstaunten Blick sieht, lacht er leise.
"Vielleicht unvorstellbar, dass es so ist aber ich kann es nicht ändern. Du hast mich vollkommen überrumpelt und schon bei der ersten Begegnung mochte ich dich. Bei jeder Sitzung wurde es schlimmer und schließlich musste ich mir eingestehen, dass ich mich in einen Patienten verliebt habe. Manchmal passieren solche Dinge und Gefühle haben kein Mindesthaltbarkeitsdatum. Man sucht es sich nicht aus, wann die Liebe kommt. Sie tut es einfach und in unserem Fall war sie da." Ich starre ihn an. "Also ist es nicht verrückt, dass wir uns kaum kennen und uns trotzdem lieben?" frage ich heiser und er schüttelt den Kopf. "Für mich ist es das nicht."
Er setzt sich auf meinen Schoß. "Ich liebe dich, Alexander." sagt er fest und ich beisse mir auf die Unterlippe. "Ich liebe dich, Magnus." antworte ich und nach einem Kuss, lächelt er mich an. "Siehst du. Es kann so einfach sein. Wer sagt denn, man muss erst Monate lang zusammen sein, um so etwas auszusprechen?" Ich muss ebenfalls lächeln. "Du hast Recht." Er zwinkert. "Hab ich fast immer."
Wir reden die ganze Nacht über und streichen somit einen weiteren Punkt auf meiner Liste ab. Er redet über seine Beziehung mit Camille und wie sehr sie ihn verletzt hat und er erzählt über seine Eltern, die in seinem Heimatland Indonesien leben. "Vermisst du sie?" frage ich und er nickt. "Manchmal schon. Die beiden sind unglaublich witzig und haben immer all meine Entscheidungen akzeptiert. Sie haben mich meine eigenen Fehler machen lassen und mich nie kritisiert."
Nachdenklich streichel ich seine Hand. "Und wie haben sie auf dein Outing reagiert?" frage ich. "Meine Mum sagt immer, dass es auf den Menschen ankommt und nicht auf das Geschlecht. Sie wird dich lieben, Alexander." Ich seufze leise. "Ich wünschte, meine Eltern wären auch so. Sie fanden es schlimm, dass ich direkt nach dem Abschluss mit Andrew zusammen gezogen bin und meinen eigenen Weg gegangen bin. Seit der Hochzeit haben sie kein Wort mehr mit mir gesprochen." sage ich traurig.
"Liegt es denn daran, dass Andrew ein Mann ist oder liegt es an der Tatsache, dass er der ist, der er ist?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung um ehrlich zu sein. Ich habe nie gefragt." Er sieht mich nachdenklich an. "Dann solltest du das dringend nachholen. Du brauchst deine Eltern jetzt mehr denn je." stellt er fest und ich nicke. "Vielleicht hast du Recht." murmel ich und er lacht. "Sag ich doch."
Wir reden noch lange über meine Familie und wieviel sie mir alle bedeuten. "Deine Geschwister und Clary sind toll und ich kann es kaum erwarten, auch die Zwillinge kennenzulernen." Sofort muss ich lächeln. "Wenn du Kinder magst, wirst du die beiden lieben. Da bin ich sicher." Er nickt. "Ich denke auch. Hast du Angst vor der Zukunft?" fragt er plötzlich und ich denke über diese Frage nach.
"Ein bißchen schon aber ich glaube mit dir schaffe ich alles." sage ich schließlich und er küsst mich sanft. "Ich lasse dich nicht alleine. Das verspreche ich dir." Ich greife in seinen Nacken und küsse ihn stürmisch. "Wo warst du mein Leben lang?" frage ich, nachdem ich mich von ihm gelöst habe. "Ich war immer da." flüstert er. Es dämmert bereits aber ich bin kaum müde und ich mache das, was mir gerade in den Sinn kommt.
"Schlaf noch mal mit mir, Magnus. Ich will das immer wieder erleben." hauche ich an seinen Mund und er springt schon fast auf. "Ich dachte schon, du fragst nie." grinst er und geht ins das Haus. So schnell ich kann, laufe ich ihm hinterher und bekomme ihn zu greifen. Ich hebe ihn mit einem Ruck hoch und lachend fallen wir auf das Bett.
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Good advice
Fanfic(Abgeschlossene Geschichte) Ein Ehepaar. Mehrere Probleme. Eine Therapie und ein Therapeut, der hinter die Kulisse schaut und dort erstaunliches vorfindet. Figuren wie immer von Cassandra Clare und den wunderbaren Shadowhuntern. Kopieren und vervie...