"Magnus." wiederhole ich und der Name klingt seltsam vertraut aus meinem Mund. Sein Lächeln vergeht und wir sehen uns an. "Wieso haben Sie keine Urkunden hier hängen? Die Psychiater im Fernsehen haben immer alles zugepflastert an den Wänden." sage ich und er scheint einen Moment zu brauchen, bis die Frage zu ihm durchgedrungen ist. "Urkunden?" sagt er und schüttelt dann den Kopf. "Ach so. Ich bin kein Psychiater, ich bin Psychotherapeut und stehe nicht so auf Selbstdarstellung." murmelt er und ich nicke. "Verstehe ich. Worauf stehen Sie denn?" kommt es aus meinem Mund und ich könnte mich selbst dafür schlagen, dass ich wieder erst rede und dann nachdenke.
"Alexander, wir sind nicht hier, um mich zu analysieren, sondern um Ihnen zu helfen." sagt er steif und ich nicke. "Okay, entschuldigen Sie bitte meine große Klappe." antworte ich und wieder zucken seine Mundwinkel. "Das ist nichts verkehrtes. Es sollte mehr Menschen geben, die sagen, was sie denken." Jetzt muss ich ebenfalls lächeln. "Andrew mag das nicht." sage ich leise und Magnus Bane wiegt den Kopf hin und her und sieht aus, als möchte er etwas sagen, aber dann schweigt er doch.
Wieder fällt mir auf, was er für unglaublich schöne Augen hat und denn fällt mein Blick auf seinen Mund. Er ist schön geschwungen und für den Bruchteil einer Sekunde, denke ich daran, wie es wohl wäre, wenn.....
"Reden wir über Sex." sagt Magnus Bane und ich werde rot. Kann er Gedanken lesen?
"Sex." flüster ich und er nickt. "Andrew hat ihr Sexualleben angesprochen." Als mir bewusst wird, dass er über meinen Mann redet, muss ich mir über die trockenen Lippen lecken. "Ja, klar. Ich weiß nicht. Was wollen Sie wissen?" stotter ich und er legt die Fingerspitzen aneinander. "Wann hatten Sie das letzte Mal eine intime Begegnung mit Ihrem Mann?" fragt er und ich muss eine Weile nachdenken. "Ist schon etwas her. So fünf Monate ungefähr."Wenn er über diese Aussage erstaunt ist, lässt er es sich nicht anmerken. "Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Sie in Ihrer Ehe so wenig Nähe haben?" fragt er weiter und ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich schätze, wenn es insgesamt nicht so gut läuft, will man auch keinen Sex, oder?" Er geht nicht auf meine Frage ein. "Alexander, ist er beim Geschlechtsverkehr ähnlich aggressiv Ihnen gegenüber?" Ich schüttel den Kopf. "Nein, also nicht mehr so oft. Wissen Sie, Magnus wenn man keine Vergleiche hat, weiß man nicht, wie es laufen müsste." Er nickt langsam. "Verstehe. Andrew hat ihr Erektionsproblem angesprochen. Möchten Sie darüber reden?"
Mir wird heiß. Es ist mir unglaublich peinlich, mit diesem hübschen Mann darüber zu reden, dass ich keinen mehr hochbekomme und mein Gehirn schreit nach Flucht. Ich springe auf und drehe mich erst an der Tür zu ihm um. "Ich muss weg. Ich, wir sehen uns dann. Geben Sie Andrew morgen einfach einen neuen Termin für mich." Damit reisse ich die Tür auf und bin weg, bevor Magnus Bane auch nur ein Wort erwidern kann.
Draußen auf der Straße, versuche ich Luft zu bekommen. Ich kann jetzt nicht nach Hause und mit Andrew kann ich erst recht jetzt nicht reden. Ich sehe mich um und entdecke auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine kleine Bar und steuere darauf zu. Als ich die Tür aufstosse, stelle ich fest, dass um diese Uhrzeit noch nichts los ist. Hinter der Bar steht eine junge Frau, die mich freundlich ansieht. "Hey, komm rein. Ich öffne zwar erst in einer Viertelstunde aber es ist okay." Stumm nicke ich und rutsche auf einen der Barhocker vor der Theke. "Ich bin Cat. Was kann ich dir gutes tun?" fragt sie und lächelt mich an. "Alec." antworte ich knapp. "Whiskey bitte." Kurz werfe ich einen Blick auf die große Uhr hinter ihr und beschließe, dass die Zeit in Ordnung ist. Cat sagt nichts dazu und schenkt mir ein Glas ein, was ich gierig austrinke. "Wow, wenn meine Gäste in so einem Tempo trinken, haben sie meistens massive Probleme. Also Alec, was ist deins?" fragt sie und sieht mich mit großen Augen an.
Kurz denke ich nach und ordere mit einer Handbewegung einen neuen Drink, den sie mir sofort einschenkt. "Ich fasse zusammen. Ich bin verheiratet mit einem Mann, den ich eigentlich nicht mehr liebe, zumindest glaube ich das. Er hat immer was an mir auszusetzen und meckert an mir herum. Er hat mich zu einem Psychotherapeuten geschickt und hat ihm erzählt, dass zwischen uns im Bett nichts mehr läuft und ich keinen mehr hochbekomme. Dem hübschen Therapeuten gegenüber ist mir das total peinlich und als er mich eben darauf angesprochen hat, habe ich fluchtartig die Praxis verlassen und sitze nun hier und betrinke mich bei dir." Zum Abschluss leere ich wieder mein Glas in einem Zug, während Cat mich beobachtet. "Klingt heftig, Alec. Stehst du auf den Therapeuten?" fragt sie und ich reisse die Augen auf. Stehe ich auf Magnus Bane? "Nein. Keine Ahnung. Aus irgendeinem Grund ist es mir wichtig, was er über mich denkt." erwidere ich und sie nickt.
"Ich bin mir sicher, er hat schon schlimmere Dinge gehört, als das jemand keinen mehr hochbekommt, bei einem Partner, der nicht nett ist." sagt sie und beginnt, Eiswürfel aufzufüllen. Ich stöhne auf. "Es ist trotzdem peinlich. Wer redet denn bitte gerne darüber? Also ich nicht. Auch wenn ich es mit dir gerade mache. Oh Mann, ich brauche tatsächlich einen Therapeuten. Kann ich noch einen haben bitte?" Ich halte ihr mein leeres Glas hin und widerstandslos gießt sie mir etwas nach. "Prost Alec." lächelt sie und ich merke, dass der Alkohol beginnt zu wirken. Entschlossen krame ich einige Geldscheine aus meiner Tasche, knalle sie auf die Theke, trinke aus und stehe dann auf. "Ich muss nochmal zu ihm." murmel ich und sie grinst. "Dann mal viel Glück. War schön dich kennen zu lernen, Alec." Ich hebe die Hand zum Gruß und stehe wenige Sekunden später wieder auf der Straße.
Warum ist es mir so wichtig, was Magnus Bane über mich und meine Fähigkeiten im Bett hält? Was auch immer es ist, ich muss es klar stellen. Entschlossen atme ich tief ein und aus und gehe wieder zum gegenüberliegenden Gebäude und will gerade die Tür aufstoßen, als sie sich öffnet und ich fast mit Magnus Bane zusammenstoße. "Alexander, ich wollte gerade Feierabend machen. Haben Sie etwas vergessen?" Er lächelt leicht und ich versuche das kleine Kribbeln im meinem Bauch zu ignorieren. "Ich wollte nur sagen, dass ich sehr wohl noch einen hochbekommen kann aber in Andrews Gegenwart funktioniert es momentan nicht. Das liegt daran, dass er ständig nach dem Sex weint und das kann ich nicht ertragen. Ansonsten bin ich ein ganzer Mann, nur damit Sie es wissen." Damit lasse ich den verdutzten Magnus Bane stehen und mache mich auf den Weg nach Hause.
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Fanfiction(Abgeschlossene Geschichte) Ein Ehepaar. Mehrere Probleme. Eine Therapie und ein Therapeut, der hinter die Kulisse schaut und dort erstaunliches vorfindet. Figuren wie immer von Cassandra Clare und den wunderbaren Shadowhuntern. Kopieren und vervie...