Nach der letzten Sitzung war ich vollkommen erschöpft. Ich habe M. Bane erzählt, dass ich freier Jounalist bist, auch wenn ich gerne fest angestellt wäre aber bisher habe ich noch nicht die richtige Möglichkeit gefunden. Jobs in der Branche sind sehr spärlich gesäht und so arbeite ich dann, wenn sich die Gelegenheit bietet und dann bin ich einer der besten. Meine Berichte werden mir dann förmlich aus den Händen gerissen, ebenso meine dazugehörigen Fotos, denn ich mache alles alleine.
Ich bin zu Hause immer auf der Lauer nach einem großen Ereignis, bin ständig im Internet und zu Andrews Leidwesen höre ich sogar den Polizeifunk ab. In den letzten Monaten ist nicht viel passiert und ich weigere mich mein Talent an Schauspieler auf Filmpremieren zu verschwenden. Wenn ich über etwas berichte und es verkaufe, verdiene ich sehr gutes Geld und das meiste stecke ich in unseren gemeinsamen Haushalt und spare viel. Natürlich unterstütze ich meine Schwester Izzy bei ihren Karriereplänen und ebenso stecke ich auch meinem Halbbruder Jace immer mal wieder etwas Geld zu, damit er seinen Zwillingen Fiona und Adam oder seiner Frau Clary etwas kaufen kann. Jace besitzt ein Antiquitätengeschäft, welches mal mehr und mal weniger gut läuft.
Ich mache das gerne aber das will Andrew einfach nicht verstehen und behauptet auch immer, dass ich die Zwillinge zu sehr verwöhnen, aber ich liebe die beiden nunmal und kann ihnen kaum einen Wunsch anschlagen. M. Bane hat das Erzählte so hingenommen und sich nicht dazu geäußert. Allerdings hat er Andrew dabei beobachtet, wie er mich immer wieder unterbrochen und kritisiert hat. Am Ende der Sitzung haben wir sogar Hausaufgaben bekommen, die wir heute präsentieren müssen. Andrew hat laut geflucht, als er sich am Esstisch sitzend damit befasst hat, während es mir leicht von der Hand gegangen ist. Schreiben war immer meine Stärke.
"Haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht?" fragt M. Bane gerade freundlich und ich nicke. Andrew hingegen seufzt laut und sieht den Therapeuten an. "Ich habe es zumindest versucht." stöhnt er und M. Bane lächelt sanft. "Dann fangen Sie an, Andrew." Eifrig nickt er und faltet ein Blatt auseinander. Er räuspert sich laut.
"Wo sehe ich mich selbst in fünf Jahren? In fünf Jahren wäre ich gerne Abteilungsleiter in meinem Labor. Ich möchte gerne andere Menschen delegieren und Entscheidungen treffen dürfen, welche Einrichtungen ich schließen lasse und welche nicht. Die Menschen unter mir würden zu mir aufsehen." Kurz hält er inne und strahlt M. Bane an, dessen Auge leicht zuckt. Dann wendet sich Andrew wieder seinem Blatt zu. "Gut. Es wäre schön, Alec und ich wären noch immer verheiratet und würden vielleicht ein Kind adoptieren, um das er sich kümmern kann. Somit hätte sein Leben einen Sinn und er hätte eine Aufgabe. Er braucht dann nicht mehr arbeiten, weil ich mehr als genug Geld verdiene." schließt er ab und sieht mich an.
Worauf wartet er? Das ich begeistert zustimme und wir uns in die Arme fallen? Ich starre ihn nur an und frage mich ernsthaft, was mit ihm nicht stimmt. M. Bane kneift die Augen zusammen und sieht mich an. "Okay, danke Andrew. Wir nehmen Hausaufgaben so hin und äußern uns erstmal nicht dazu. Alexander, jetzt sind Sie an der Reihe." Es fällt mir schwer, nichts zu Andrews Plänen zu sagen und muss mich mehr als zusammen reissen. Zögerlich ziehe ich mein Geschriebenes aus einer Mappe und lehne mich zurück.
"In fünf Jahren möchte ich das Gefühl haben, etwas erreicht zu haben. Ich möchte die Welt ein kleines bißchen besser machen und etwas von mir hinterlassen. Die Menschen sind so unterschiedlich und ich würde so gerne andere Kulturen kennenlernen, um sie zu verstehen.
Allerdings glaube ich, dass jeder Mensch auf der Welt es verdient hat, gehört zu werden und ich möchte diese Stimme sein. Ich möchte mich für andere einsetzen, ihre Geschichten erzählen, an Schicksalen teilhaben und sie verstehen. Somit kann ich nicht sagen, wo genau ich in fünf Jahren sein werde aber eines weiß ich; ich möchte glücklich sein."Es herrscht Stille in dem geschmackvoll eingerichteten Zimmer von Mr. M. Bane und dann holt Andrew Luft. "Du schreibst kein Wort über mich, Alec." sagt er und ich sehe, wie sehr ich ihn damit verletzt habe. "Andrew, so war das nicht gemeint. Es ging doch aber hier um mich und nicht darum, wo du mich in fünf Jahren siehst." Mein Mann verzieht das Gesicht. "Das heißt, du willst keine Kinder und du siehst mich generell auch nicht an deiner Seite? Habe ich das so richtig zusammen gefasst?" schnappt er ein und ich seufze.
M. Bane hebt die Hand, um mich am Sprechen zu hindern. "Bitte antworten Sie erst einmal nicht, Alexander. Ich denke, wir kommen Ihren gemeinsamen Problemen gerade auf die Spur." Andrew springt auf. "Auf die Spur? Genau das ist das ganze fucking Problem. Alec hat andere Vorstellungen von einer Ehe als ich."
Verlegen starre ich auf meine Hände und M. Bane sieht mich an. "Setzen Sie sich, Andrew. Alexander, ist das so? Ist ein weiteres Zusammenleben mit Ihrem Mann für Sie unvorstellbar?"Ich beginne mit den Händen zu gestikulieren, wie immer, wenn ich nervös bin. "Das habe ich so nicht gesagt. Ich sagte lediglich, dass ich meinen Job weiter ausüben möchte und nicht brav zu Hause sitzen will, um mit einem Kind im Schlepptau darauf zu warten, dass Andrew von der Arbeit kommt, mir Haushaltsgeld in die Hand drückt und dann die Füße hochlegt, um die Sportschau zu sehen." platze ich heraus. "Er fragt ja nicht einmal, was ich will. Auch nicht, ob ich überhaupt ein Vater sein möchte." Andrew starrt mich an. "Du willst keine Kinder?" flüstert er und hilflos schüttel ich den Kopf. "Nein, will ich nicht. Ich wollte noch nie ein Kind und kann es mir einfach nicht vorstellen."
Langsam steht mein Mann auf und dreht sich zu M. Bane, der uns beobachtet. "Ich denke, dass Problem ist gelöst. Wie es scheint, haben Alec und ich sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft. Ich muss jetzt nach Hause und darüber nachdenken. Bis zum nächsten Mal." sagt er steif und verlässt den Raum. M. Bane sieht mich an, ohne etwas zu sagen. Seufzend stehe ich auf, um Andrew hinterher zu laufen.
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Good advice
Fanfic(Abgeschlossene Geschichte) Ein Ehepaar. Mehrere Probleme. Eine Therapie und ein Therapeut, der hinter die Kulisse schaut und dort erstaunliches vorfindet. Figuren wie immer von Cassandra Clare und den wunderbaren Shadowhuntern. Kopieren und vervie...