Crystals

1.7K 223 63
                                    

Nach dem Gespräch mit meiner Freundin Dot bin ich nach Hause gekommen und denke seit dem über alles nach, was sie gesagt hat. Eigentlich bin ich fest davon überzeugt, dass Andrew nicht erneut die Hand ausrutschen wird und wie sagt man so schön? Zum Scheitern einer Beziehung gehören immer zwei und wahrscheinlich bin ich nicht ganz unschuldig an allem.
Ich beschließe, ihm eine reelle Chance zu geben und mir mehr Mühe zu geben, dass es zwischen uns funktioniert.

Als er am Abend nach Hause kommt, habe ich Essen gekocht und den Esstisch mit Kerzen dekoriert. Auf dem Tisch steht Andrews Lieblingswein und ich bin nervös. "Hey, alles okay?" frage ich zur Begrüßung, denn er sieht mehr als erschöpft aus. Er winkt ab. "Alles gut. Es war nur anstrengend mit Raj." Ich werde neugierig. "Und was war los?" frage ich und er sieht mich ernst an. "Das werde ich dir nicht sagen. Er ist mein bester Freund und er hat mich darum gebeten, mit niemandem darüber zu reden." Kurz stocke ich, denn ich hab immer gedacht, wir reden über alles aber dieses Aussage muss ich akzeptieren.

"Ich hab für uns gekocht und auf dich wartet eine Flasche deines Lieblingsweins." sage ich und gehe zu ihm herüber. Ich lasse meine Hände über seine Brust gleiten und beuge mich zu seinem Ohr. "Und ich dachte, wir können das Dessert im Bett genießen." schnurre ich und beisse kurz in sein Ohrläppchen. Zu meiner Überraschung schiebt er meine Hände weg. "Das ist sehr süß von dir, Alec aber ich bin sehr müde und möchte eigentlich nur noch schlafen. Alleine. Es wäre besser, du schläfst im Gästezimmer." sagt er bestimmt aber ich gebe noch nicht auf. Langsam lasse ich mich auf seinen Schoß gleiten. "Du willst mich nicht bei dir haben? Bist du sicher?" flüstere ich und erneut schiebt er mich von sich und hält meine Hände fest. "Ja. Ich bin sicher. Mir ist nicht danach an dir herum zu fummeln, wenn sowieso wieder nichts bei dir passiert."

Das sitzt und ich stehe wieder auf. "Wow, vielen Dank auch. Da will ich unsere Ehe retten und du stösst mich weg." Er steht jetzt ebenfalls auf und ich rechne schon damit, dass es wieder eskaliert aber er sieht mich nur müde an. "Dann weißt du mal, wie das ist. Gute Nacht." Damit lässt er mich sprachlos zurück und verschwindet im Schlafzimmer. Wütend beginne ich das Essen in den Müll zu kippen und klappere extra laut mit dem Geschirr. Ganz tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich eigentlich froh bin, dass es so geendet ist aber es geht mir um das Prinzip des Ganzen und so hat er mich noch nie zurück gewiesen.

Aufgebracht gehe ich nach dem Aufräumen ins Gästezimmer und starte meinen Laptop. Wieder gehen mir Dots Worte durch den Kopf und aus einem Instinkt heraus, sehe ich mir mehrere Wohnungsanzeigen an und suche sogar nach Scheidungsanwälten in der Nähe. Ich schreibe mehrere Dinge auf einen Zettel, den ich dann unter der Matratze verstecke, bevor ich erschöpft und einsam einschlafe.

Als ich wach werde, ist es schon hell und ich stelle fest, dass ich Andrew wohl verpasst habe und krabbel aus dem Bett. In der Küche hat er wie immer alles ordentlich hinterlassen und mir eine Tasse bereit gestellt, die ich schnell mit Kaffee befülle. Ich entdecke einen Zettel auf dem Tresen und nehme ihn neugierig in die Hand.

Entschuldige mein Verhalten gestern Abend. Du hast Recht, wir müssen beide an unserer Ehe arbeiten. Deswegen habe ich uns einen erneuten Termin bei Mr. Bane gemacht. Heute um siebzehn Uhr. Wir treffen uns da. Kuss Andrew

Mir wird schlecht. Andrew hat einen Termin bei Magnus gemacht? Und wieso heute? Ich dachte, er hat Urlaub. Hat er ihn etwa abgebrochen wegen mir? Was die logische Folge wäre, denn er hat ihn schließlich wegen mir genommen. Meine Gedanken überschlagen sich wild in meinem Kopf und ich habe das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Was soll ich jetzt machen? Was ist, wenn Magnus Andrew erzählt, wo ich die letzten Tage war? Ist Magnus sauer auf mich? Wäre ich sauer? Ja, wäre ich eindeutig.

Ich nehme einen Schluck Kaffee und verbrenne mir dabei die Lippe. "Scheiße." brülle ich laut und bin hilflos überfordert mit der Situation. Mir ist danach meinen Koffer zu packen und wegzulaufen, mal wieder aber wohin soll ich gehen?
Nach einer Stunde auf und abtigern im Haus, komme ich zu dem Entschluss, dass ich zu dem Termin erscheinen werde. Das ewige weglaufen bringt nichts und ich muss zu dem stehen, was ich getan habe. Ich werde mich bei Magnus entschuldigen und Andrew die Wahrheit sagen. Wo ich war und was zwischen Magnus und mir passiert ist. Danach kann ich vielleicht ein ganz neues Leben anfangen. Alleine.

Nervös stehe ich vor der Praxis und weiß nicht, ob ich hineingehen soll. Ich weiß nicht, was mich dort erwartet und es macht mir große Angst. Schließlich straffe ich meine Schultern und betrete das Gebäude. Vorsichtig klopfe ich an die Tür und werde von Magnus' angenehmer Stimme herein gebeten. Auf alles eingestellt gehe ich hinein aber Andrew lächelt mich an und streckt seine Hand nach mir aus. "Da bist du ja." begrüßt er mich und ich setze mich neben ihn. Ich wage es nicht, den Blick zu heben und Magnus ins Gesicht zu sehen.

"Stell dir vor Alec, Dr. Bane hat uns extra noch dazwischen geschoben, bevor er in den Urlaub fährt." strahlt Andrew und nun hebe ich doch den Blick und sehe, dass Magnus auf seine Hände starrt. "Nicht Doktor Bane. Ich bin kein Doktor." murmelt er und Andrew lacht. "Entschuldigung. Mr. Bane natürlich. Können wir anfangen?" Magnus nickt ernst und deutet mit einer Handbewegung an, dass Andrew beginnen soll zu erzählen.

Good adviceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt