Fear

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Der Sommer ist längst vorbei, als der Tag der ersten Verhandlung ansteht und die ersten Schneeflocken fallen vom Himmel. Ich liege wach neben Magnus, der noch tief und fest schläft und die Angst vor dem heutigen Tag hat mich fest im Griff.
Die letzten Monate sind so perfekt für mich gelaufen, dass diese Glückssträhne irgendwann enden muss.

Die Bewerbung, die ich vor der ganzen Sache abgeschickt hatte, war tatsächlich erfolgreich und ich arbeite seit etwas über einem Monat als festangestellter Redakteure einer kleinen Zeitung. Ich bin mehr als glücklich und kann endlich Ragnor angemessen bezahlen und mich an den Kosten des täglichen Lebens mit Magnus beteiligen. Ich helfe Cat natürlich weiterhin, was eine Kleinigkeit ist, seit ich alles geordnet habe und sie überzeugen konnte, direkt alles abzuheften, damit nicht wieder so ein Chaos entsteht.

Ragnor hatte vor einer Woche keine guten Nachrichten und hat mir verkündet, dass Andrews Anwalt ebenfalls Anklage wegen außerehelichen Betruges gegen mich erhoben hat aber er meinte, es sei nur ein schwacher Versuch mich zu verunsichern. Ich habe mich im Internet über den Anwalt Victor Aldertree erkundigt und herausgefunden, dass er absolut skrupellos ist und die Opfer vor Gericht regelmäßig zum weinen bringt. Ich habe mir allerdings vorgenommen, genau das nicht zu tun und ich weiß, mit Magnus an meiner Seite wird es mir gelingen.

Wir sind immer noch ein glückliches Paar und manchmal kann ich es nicht fassen, dass dieser fantastische Mann ausgerechnet mich liebt aber er wird nicht müde, mir das immer wieder zu versichern.
"Alles okay?" Seine Stimme lässt mich zusammen zucken und ich drehe mich zu ihm um. "Hey, du bist ja wach." begrüße ich ihn und er lächelt. "Bin ich. Machst du dir Sorgen?"
Magnus kennt mich zu gut und weiß genau, wie unruhig ich bin, also versuche ich erst gar nicht, ihn zu belügen. "Ja schon. Es macht mir Angst, weil ich nicht weiß, was mich erwartet." gebe ich zu und er streckt die Arme nach mir aus.

"Komm her." verlangt er und ich kuschel mich in seine Arme. "Alles wird gut werden, Alexander. Ich bin bei dir und deine Familie und Freunde ebenso." murmelt er in meine Haare und ich nicke leicht. "Es wird trotzdem schwer ihn zu sehen und vor allen Menschen, die ich liebe zuzugeben, was er mir alles angetan hat." antworte ich. "Ja, ich weiß. Das wird nicht leicht aber nur so bekommt er seine gerechte Strafe."
Eine Weile schweigen wir und ich lausche seinem Herzschlag.

"Ich liebe dich." sagt er plötzlich und ich hebe den Kopf. "Ich dich auch und ich bin dankbar, dass wir uns gefunden haben." Liebevoll küsse ich ihn und er erwidert sofort. "Du bist alles, weißt du das?" flüstert er, als wir uns voneinander lösen und ich muss lächeln. "Du bist alles, Magnus. Meine Rettung, meine Liebe, meine Zukunft." antworte ich und nun lächelt er ebenfalls.

"Wenn wir das alles überstanden haben, fahren wir wieder ans Meer, ja? Nur du und ich." Ich lege meinen Kopf wieder auf seine Brust und seufze auf. "Das klingt herrlich und ich freue mich darauf." Er streichelt über meinen Rücken. "Wir sollten langsam aufstehen. Du solltest unbedingt etwas frühstücken, bevor es losgeht."

Zwei Stunden später steht Magnus vor mir und richtet meine Krawatte. "Steht dir hervorragend der Anzug." sagt er und ich sehe an mir herunter. "Ist nur so ungewohnt. Jeans sind mir einfach lieber." erwidere ich betrachte dann ihn. "Aber du bist für sowas geboren. Du siehst großartig aus." Er küsst mich zärtlich und greift dann nach meiner Hand. "Bereit?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Nein, nicht so wirklich aber jetzt gibt es kein Zurück mehr."

Auf der Fahrt zum Gericht zappel ich immer wieder mit meinen Beinen herum, bis Magnus mir beruhigend die Hand auf den Oberschenkel legt. "Beruhige dich, Alexander." sagt er streng und ich nicke. "Ich versuche es ja aber es funktioniert nicht." jammer ich und mit klopfendem Herzen sehe ich Magnus dabei zu, wie er ordentlich einparkt. Als er den Motor abgestellt hat, beugt er sich zu mir und küsst mich verlangend. Heiß dringt seine Zunge in meinen Mund und sofort packt mich die Leidenschaft.
Enttäuscht davon, dass er sich wieder zurück zieht, greife ich nach ihm aber er wehrt mich liebevoll ab.

"Dafür ist jetzt keine Zeit aber heute Abend kannst du dich austoben. Wir beide gehen essen und dann machen wir, was du möchtest." sagt er und ich starre ihn an. "Danach auf jeden Fall nach Hause ins Bett." erwidere ich bestimmt und er lacht. "Ich hatte gehofft, du sagst das. Geht es dir besser?" fragt er dann und ich horche in mich hinein. "Etwas, ja. Ein weiterer Kuss wäre allerdings noch besser und dann bin ich bereit." sage ich grinsend und schon liegen seine warmen Lippen auf meinen.

Ein Klopfen an der Scheibe lässt uns auseinander fahren und als ich mich umdrehe, sehe ich den ernst aussehenden Ragnor davor stehen. Er öffnet die Tür und sieht uns mit erhobenen Augenbrauen an. "Könnt ihr euch nicht einmal zusammen reissen?" schimpft er, zwinkert uns aber zu. "Hast du dir diesen Mann mal angesehen?" fragt Magnus und zeigt auf mich. "Wie soll ich mich da zurück halten?" Ragnor lacht kurz auf. "Solange ihr euch im Gerichtssaal im Griff habt, ist mir alles andere egal. Bist du bereit, Alec?" Die Nervosität kehrt zurück aber tapfer nicke ich. "Ja, es kann losgehen." sage ich und steige aus dem Auto.

"Kein Grund nervös zu sein. Wir haben zu unserem Glück Richterin McKenzie bekommen und die ist dafür bekannt, hart aber gerecht zu sein. Außerdem hasst sie nichts mehr als Schläger und wird Andrew nicht so einfach davon kommen lassen. Du darfst dich nur nicht provozieren lassen. Aldertree wird alles dafür geben, dich aus der Fassung zu bringen." Schweigend habe ich meinem Anwalt zugehört und atme tief ein, als wir an der Tür zum Gerichtsgebäude stehen. "Verstanden. Bringen wir ihn hinter Gittern." knurre ich entschlossen und Magnus drückt meine Hand. "Los geht's." Ragnor stösst die Tür auf und wir betreten das Gebäude.

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