Moon

1.7K 229 92
                                    

Ich liege auf dem Bett im Gästezimmer und lausche auf den Schlüssel in der Haustür, der Andrews Rückkehr ankündigt. Es ist schon sehr spät und eigentlich passt es nicht zu ihm, dass er noch nicht da ist. In meinem Bauch macht sich eine seltsame Vorahnung breit und ich kann meinen Herzschlag in meinen Ohren pochen hören.

Schließlich höre ich die Haustür und in diesem Moment bereue ich es, die Tür nicht verschlossen zu haben, denn kaum höre ich seine Schritte, schon verstärkt sich das merkwürdige Gefühl. Ich starre ins Dunkle und lausche wie er zur Tür kommt und sie öffnet. "Alec, bissu wach?" lallt er und ich liege stocksteif da und versuche ruhig zu atmen. Das hält ihn leider nicht davon ab, näher zu kommen. Ich kneife die Augen zusammen, als ich merke, dass er sich auf das Bett setzt.

"Komm schon. Du bisch sischer wach." säuselt er und als seine Hand auf meinem Oberschenkel landet, setze ich mich ein Stück auf und schalte die Nachttischlampe an. "Baby, da bissu ja. Ich will ein bißchen ficken." lallt er und ich starre ihn an. "Ist das dein Ernst? Du bist vollkommen betrunken." schimpfe ich und schlage seine Hand weg, die sich auf meinen Schritt gelegt hat. Er sieht mich an. "Du willscht nicht? Mal wieder? Aber ich will. Komm her." Grob packt er mich und im nächsten Moment liegt er auf mir.

"Geh runter von mir, Andrew. Sofort." sage ich panisch aber er lacht nur. "Jetzt wird gefickt. Das ist mein Recht." Seine Zunge fährt einmal über meine Wange und mir wird schlecht. Ich zappel unter ihm aber er lacht nur noch lauter. "Andrew." sage ich gepresst und setze nun meine ganze Kraft ein, während er sich an mir reibt. Zu meinem Glück ist er so betrunken, dass ich es tatsächlich schaffe, ihn von mir herunter zu schieben. Polternd falle ich vom Bett und Andrew kämpft sich wieder hoch.

"Komm gefälligscht her und komm deinen Pflischten nach." murmelt er und ich schubse ihn kurzerhand zurück auf das Bett, nachdem ich aufgesprungen bin. So schnell ich kann schlüpfe ich in eine Jogginghose und streife mir ein Shirt über. Andrew krabbelt aus dem Bett, schwankt und baut sich vor mir auf. "Tu was ich dir sage." knurrt er und bevor ich weiß, wie mir geschieht, hat er die Hand gehoben und seine Faust kracht auf mein Jochbein. Ich taumel zurück und halte mir dabei die Wange.

Plötzlich ist es totenstill im Raum und völlig fassungslos starre ich ihn an. "Es, es tut mir leid, Alec." stammelt er aber ich schüttel nur den Kopf und gehe rückwärts aus dem Raum. Wie in Trance greife ich nach meiner Gedbörse, meinem Handy und meinen Schlüsseln, schlüpfe in meine Schuhe und gehe zur Haustür. "Wo willst du hin? Bitte, verlass mich nicht." höre ich Andrew weinen aber ich ignoriere es und gehe hinaus in die Abendluft, die mich sanft empfängt.

Nachdem ich einige Schritte gegangen bin, rufe ich mir ein Taxi und als ich endlich darin sitze, nenne ich dem Fahrer eine Adresse und ich sehe nicht mehr zurück.
Als wir ankommen und ich bezahlt habe, stehe ich vor einem dunklen Haus und bekomme es mit der Angst zu tun aber ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll, also klingel ich zögerlich.

Nach einer Weile sehe ich im oberen Stockwerk ein Licht angehen und kurze Zeit später wird die Tür aufgemacht. Ein sichtlich verschlafener Magnus Bane steht in einem Shirt und einer Boxershort vor mir und reibt sich kurz über die Augen, als er mich erkennt. "Alexander. Was ist los? Ich, Moment, was ist mit Ihrem Auge? Kommen Sie rein." Er zieht mich am Ärmel hinter sich her und willenlos lasse ich es geschehen. Magnus plaziert mich auf einem großen Sofa und legt eine Wolldecke über meine Schultern. "Tee, Kaffee, Saft oder Wasser?" fragt er freundlich und ich sehe zu ihm hoch. "Ein Tee wäre toll." murmel ich und er nickt. "Und ein rohes Steak für Ihr Auge." erwidert er und lässt mich alleine.

Plötzlich beginne ich an zu zittern, denn langsam dringt die Tatsache zu mir durch, dass mein Ehemann mich geschlagen hat. Andrew war oft grob und hat mir einige blaue Flecken beschert aber er hat mich noch nie so brutal geschlagen. Ich drehe meinen Ring und starre darauf. "Hier ist Ihr Tee, Alexander." reisst mich Magnus Stimme aus meinen Gedanken und dankbar nehme ich ihm die Tasse ab. Das Getränk ist heiß und süß und rinnt mir beruhigend die Kehle herunter.

Magnus setzt sich neben mich und zieht die nackten Füße unter sich. "Wenn Sie ausgetrunken haben, müssen wir das Auge kühlen. Es ist jetzt schon ziemlich dick." Stumm nicke ich und trinke noch einen Schluck. Langsam stelle ich die Tasse dann auf den Beistelltisch neben mich und sehe zögerlich zu Magnus. "Es tut mir leid." flüstere ich und er runzelt die Stirn. "Was tut Ihnen leid?" fragt er und ich merke, wie sich in meinem Hals ein dicker Kloß bildet. "Das ich Sie mitten in der Nacht belästige aber ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte und sie haben mir heute Ihre Karte gegeben und..." Meine Stimme bricht und eine Träne rinnt über meine Wange.

Magnus streckt den Arm nach mir aus und zieht mich an seine Brust. Ich vergrabe meine Nase an ihm und kann die Tränen nicht mehr aufhalten. "Es wird alles gut, Alexander. Sie sind jetzt in Sicherheit und ich lasse nicht zu, dass Ihnen noch etwas passiert." flüstert er in meine Haare und ich schluchze leise auf. Ich glaube ihm jedes Wort und fühle mich so sicher, wie in den letzten Jahren nicht mehr.

Good adviceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt