Mirror

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Zwei Wochen später darf ich endlich nach Hause und Magnus hat mir mehrfach versichert, dass es auch genau das ist. Ein Zuhause, indem ich willkommen bin und wo mir nichts mehr passieren wird. Er hat sich liebevoll um mich gekümmert, auch wenn er seit einer Woche wieder arbeitet, war er trotzdem jeden Abend bei mir. Jace, Clary und auch Izzy waren ebenfalls häufiger da und schnell war klar, dass auch sie Magnus sehr mögen.

Er hat meine Schwester getröstet, mit meinem Bruder gelacht und sich mit Clary über die Zwillinge unterhalten. Sie alle haben viel gegeben, um mich abzulenken und mich vergessen zu lassen. Nur Nachts habe ich es mir erlaubt traurig zu sein und zu weinen. Mein Arzt hat mir erklärt, dass Andrew mir eine Rippe gebrochen hat und diese sich in meine Lunge und meine Leber gebohrt hat und das es sehr knapp war. Die äußerlichen Narben werden vergehen aber den Rest meines Lebens werde ich keinen aktiven Sport mehr machen können, ohne dabei Luftnot zu bekommen. Neben einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenem Schlüsselbein, habe ich sonst nur ein erneut blaues Auge und eine Schramme auf der Stirn.

Seargent Garroway hat mir erzählt, dass Andrew geständig war und er nun auf seine Verhandlungen wartet. Auch seine ständigen Telefonate haben sich mittlerweile geklärt, denn es kam heraus, dass Andrew schon über mehrere Monate eine Affaire mit seinem Praktikanten hatte und Raj immer als Ausrede benutzt hat. Der Gedanke an meinen Mann widert mich nur noch an.

Magnus reicht mir gerade eine Tasse Kaffee und sieht mich besorgt an. "Alles okay?" fragt er und setzt sich neben mich auf das Sofa. "Ja, ich habe nur gerade an Andrew gedacht. Wie krank kann man sein, eine Affaire zu haben, das Problem aber bei dem Ehemann zu suchen und ihn sogar zum Therapeuten zu schleppen?" Nachdenklich sieht Magnus mich an. "Ich sagte dir bereits vor einigen Wochen, dass er ein Narzisst ist. Was in denen vorgeht, wissen sie meistens nicht mal selbst. Andere zerstören ist die Devise. Du musst es positiv sehen, Alexander. Wir hätten uns sonst niemals kennengelernt."

Ich nicke. "Da hast du Recht. Sag mal, kennst du diese Bar gegenüber deiner Praxis?" Er nickt. "Ja warum?" Ich seufze. "Da arbeitet eine nette junge Frau, die meinte ihr Mann ist Anwalt. Gehst du morgen mit mir hin und wir fragen sie?" Magnus weicht meinem Blick aus und ich frage mich, was los ist.

"Findest du die Idee nicht gut mit der Scheidung?" frage ich vorsichtig und er sieht mich wieder an und reisst die Augen auf. "Was? Nein, es ist deine beste Idee bisher." lächelt er und ich runzel die Stirn. "Was ist es dann?" Er beisst sich auf die Unterlippe. "Alexander, wir haben bisher nicht über den Abend aus meiner Sicht geredet."

Ich nicke. "Ebenso wenig, wie über deine Reise mit diesem Will. Er sieht übrigens gut aus. Wann lerne ich ihn kennen? Und hat er kein Problem damit, dass ich hier bin?" Magnus hebt die Hände. "Wow, langsam. Eines nach dem anderen. Ich erzähle es dir, wenn du magst." Ich schweige und sehe ihn auffordernd an.

"Ich war sehr verletzt, als du einfach so abgehauen bist, ohne etwas zu sagen und manchmal macht man dann Dinge, auf die man nicht sehr stolz ist im Nachhinein. Will ist ein alter Freund, wir kennen uns schon viele Jahre. Ich weiß seit etwa einem halben Jahr, dass er Gefühle für mich hat aber ich hab ihm gesagt, dass er nie mehr als ein Freund sein wird. Als du gegangen bist, habe ich nicht richtig nachgedacht. Ich wusste, er fliegt auf die Malediven und ich habe gefragt, ob ich mit kann. Ich wollte auf andere Gedanken kommen, verstehst du?"

Ich rutsche ein Stück näher an ihn heran. "Das tue ich." flüster ich und er holt tief Luft. "Will hat sich Hoffnungen gemacht, die ich nicht abgestritten habe. Am Tag bevor wir fliegen wollten, warst du in der Praxis und ich habe erst da gemerkt, wieviel du mir wirklich bedeutest und ich hab die Reise abgesagt." Er sieht mich an. "Magnus, ich war an diesem Abend bei dir. Wollte mit dir reden, dir sagen, dass ich ihn verlasse. Ich hab euch durch das Fenster gesehen."

Verblüfft sieht er mich an. "Und warum hast du nicht geklingelt?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Ich wusste, dass ich dich verletzt habe und ich wollte, dass du glücklich bist." Wir starren uns an und dann nimmt er meine Hand und kommt noch ein Stück näher.

"Warum bist du einfach so gegangen ohne etwas zu sagen?" fragt er leise. "Ich war verwirrt, ständig haben meine Gedanken sich gedreht und ich wollte nicht wahr haben, dass meine Ehe längst kaputt ist und ebenso wenig wollte ich wahr haben, dass ich nur noch an dich denken konnte. Ich wollte...."

Er unterbricht mich, in dem er ganz sanft seine Lippen auf meine legt. Dieser Kuss ist unschuldig, liebevoll und sanft aber mein Herz rast so sehr in meiner Brust, dass ich befürchte, es hüpft gleich ungefragt aus mir heraus. Als er sich von mir löst, kann ich nicht anders, als zu lächeln. "Das war der schönste Kuss, den ich jemals bekommen habe." flüster ich und jetzt lächelt auch er. "Geht mir genauso." Wieder will ich ihn küssen aber er hält mich zurück.

"Warte Alexander. Erst musst du die ganze Wahrheit erfahren, okay?" Er sieht ernst aus. "Okay." antworte ich. "Cat, die Frau aus der Bar ist meine beste Freundin. Ebenso wie ihr Mann Ragnor mein bester Freund ist. Als du bei ihr warst, hat sie eins und eins zusammen gezählt und wusste sofort über wen du redest." platzt er heraus und ich vergrabe mein Gesicht in den Händen.

"Das heißt, du wusstest die ganze Zeit, dass ich über dich als meinen hübschen Therapeuten geredet habe?" nuschel ich und er lacht. "Was? Moment, das hat sie mir nicht erzählt. Du findest mich hübsch?" fragt er und zieht ganz sanft meine Hände von meinem Gesicht weg. "Und wie." hauche ich und sein Blick fällt auf meinen Mund. "Und ich dich erst, Alexander." flüstert er, bevor er unsere Lippen erneut verbindet.

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