Moments

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"Da bist du ja, Alec." begrüßt Cat mich am nächsten Morgen, als ich pünktlich die kleine Bar betrete. "Wir fangen mit einem Kaffee an, ja? Und dann erzählst du mir haarklein, was ihr gemacht habt am Wochenende." Sie grinst und ich werde rot. "Haarklein besser nicht." murmel ich und sie lacht schallend. "Verschone mich mit Details." sagt sie und hebt abwehrend die Hände, während ich mich auf einen Barhocker fallen lasse und dankbar den Kaffee entgegen nehme. "Wir waren am Meer. Magnus arbeitet meine Liste ab." sage ich, nachdem ich einen Schluck getrunken habe.

"Liste?" fragt sie und kurz erkläre ich es ihr. Verzückt sieht sie mich an. "Er hat mit dir im Regen getanzt? Oh mein Gott, ich wusste nicht, wie romantisch er sein kann." schwärmt sie und ich nicke. "Genau das ist er. Romantisch, aufmerksam, liebevoll, verständnisvoll und so unglaublich klug und witzig." erwidere ich. "Dich hat es ganz schön erwischt." stellt sie fest und ich muss lächeln. "Ja. Er ist fantastisch." antworte ich und sie wird plötzlich ernst.

"Komm nicht auf die Idee, ihn stehen zu lassen und zurück zu diesem Arschloch zu gehen." sagt sie und erschrocken sehe ich sie an. "Was? Nein, warum sollte ich?" Sie zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, alles schon vorgekommen. Vielleicht kommst du auf die Idee, deine Ehe retten zu wollen oder sowas."

Ich schüttel den Kopf. "Mach dir keine Sorgen, Cat. Mit Andrew ist es vorbei, für immer. Magnus ist meine Zukunft und ich gebe ihn  niemals freiwillig her. Glaube mir bitte, ich liebe ihn wirklich." Sie beisst sich auf die Unterlippe. "Okay, ich glaube dir. Ich mache mir nur Sorgen um ihn. Nach der Trennung von Camille war er so lange alleine und hat sich nur noch auf die Arbeit konzentriert. Sowas kann nicht auf Dauer gut gehen."

Ich nicke. "Verstehe. Mit mir hat er sich ja leider keinen einfachen Fall angelacht aber er ist wirklich alles für mich. Ich verspreche dir, ihm nicht weh zu tun." Kurz sehen wir uns an, bis sie mich anlächelt. "Ich glaube dir. Ansonsten muss ich dich auch leider töten." Sie grinst. "Okay, ich hänge an meinem Leben, also werde ich mich an mein Versprechen halten." antworte ich und zwinkere ihr zu.

Eine Stunde später befinde ich mich auf dem Rückweg zu Magnus' Haus. In einer Tüte habe ich massenhaft Papierkram und ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, Ordnung in die Sache zu bringen. Plötzlich fällt mir ein, dass ich meinen Laptop noch im Haus habe und beschließe, einen kleinen Umweg zu machen.

Seit dem Andrew mich zusammen geschlagen hat, war ich nicht mehr hier und so stehe ich erst einmal unschlüssig vor der Haustür herum. Ich atme tief ein, bevor ich den Schlüssel in das Schloß stecke. Sofort erschlägt mich die Erinnerung, alles hier erinnert mich an unsere Ehe. Jedes Möbelstück, jedes Bild, jedes Detail und vorallem der Geruch. Er riecht nach Andrew und unwillkürlich muss ich mich schütteln. Es riecht vertraut und doch zucke ich zurück.

Eine Weile gehe ich im Haus herum, berühre einige Dinge und betrachte mein ehemaliges Zuhause. Ich sammel auf meinem Weg die Bilderrahmen von meinen Geschwistern, meiner Schwägerin und den Kindern ein, während ich alle gemeinsamen Bilder von Andrew und mir unbeachtet stehen lasse.

Wichtige Unterlagen, wie meine Zeugnisse, stecke ich in eine Reisetasche. Ich leere meine Seite des Kleiderschrankes, räume meine Utensilien aus dem Badezimmer ein, stecke sämtliche meiner Schuhe ein und baue dann meinen Polizeifunk ab und verstaue alles neben meinem Laptop in einem großen Koffer. Erst als ich fertig bin, stelle ich fest, dass ich all die Sachen wohl kaum zu Fuß in Magnus' Haus tragen kann.

Ratlos überlege ich, was ich tun soll, denn ich weiß, dass mein Freund noch in einer Sitzung steckt und er erst in einer knappen Stunde Feierabend hat. So lange hier bleiben, will ich auf keinen Fall, denn ich will keine Sekunde mehr als nötig hier sein. Kurzentschlossen rufe ich meine gute alte Freundin Dot an, in der Hoffnung sie redet noch mit mir, weil sie von alldem Chaos in meinem Leben in den letzten Wochen noch gar nichts weiß.

"Mr. Underhill. Das du es wagst, mich anzurufen. Wo warst du? Heimlich im Urlaub? Zeugenschutzprogramm?" begrüßt sie mich und ich seufze. "Lightwood. Nenn mich bitte nie wieder Underhill. Ich schwöre, ich erkläre dir alles, wenn du Zeit hast und mich abholen kannst. Bitte."

Sie schweigt einige Sekunden. "Okay. Ich halte mich mit Fragen zurück. Wo bist du?" Ich lächel vor mich hin. "Du bist die Beste. Ich bin bei Andrew im Haus aber ich möchte nach Hause." versuche ich zu erklären. "Du sprichst in Rätseln aber ich hoffe, du kannst mir gleich erklären, wo zu Hause ist. Bin in zehn Minuten da."

"Alec, das ist furchtbar. Warum hast du mich nicht angerufen?" jammert Dot eine Stunde später, als wir bei Magnus auf dem Sofa sitzen. "Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst und ehrlich gesagt, musste ich erstmal selbst klar kommen mit all dem ganzen Zeug, was da passiert ist. Es war alles etwas viel." Sie greift nach meiner Hand. "Das verstehe ich. Ich hab es dir gesagt und eigentlich liebe ich es, wenn ich Recht habe aber in diesem Moment, kann ich mich nicht darüber freuen." sagt sie leise und ich erwidere den Druck. "Du hattest natürlich Recht Dot aber..."

Das Geräusch der Haustür lässt mich meinen Satz abbrechen und im nächsten Moment steht Magnus in der Tür. "Gehst du mir schon fremd? Jetzt schon?" fragt er mit einem Augenzwinkern und Dot hält meine Hand fest, als ich sie zurück ziehen will und grinst meinen Freund an. "Eigentlich liebt er mich aber gegen dich komme ich wohl nicht an." Magnus lacht. "Du musst Dot sein." stellt er fest und kommt zu uns herüber.

Mir gibt er einen liebevollen Kuss auf die Wange, bevor er sich erstaunt umsieht. "Hast du deine restlichen Sachen geholt?" fragt er und verlegen nicke ich. "Ja, ist das okay für dich?" Magnus lächelt. "Natürlich, du wohnst jetzt schließlich hier." Ich schmachte ihn an. "Ich liebe dich, weißt du das?" Er lächelt mich warm an. "Und ich liebe dich, Alexander." erwidert er.
"Wie niedlich ihr seid." quietscht Dot und erstaunt sehen wir sie an, bevor wir alle drei laut lachen.

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