Fragmented

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Ich kann nichts sagen, kann ihn nur anstarren und mein Adrenalinspiegel schiesst sofort nach oben. Mit unbewegter Miene kommt er auf mich zu, die Zettel in der Hand und ich bin unfähig mich zu rühren. "Willst du mir vielleicht irgendwas erzählen, Alec oder soll ich lieber Alexander sagen, so wie dein feiner Mr. Bane mit dem du mich betrügst?" knurrt er bedrohlich und packt mich am Oberarm.
"Ich weiß nicht, wovon du redest." stammel ich und er grinst verschlagen.

"Weißt du, es war ziemlich dumm von euch beiden, dass du ausgerechnet das rote Shirt an hattest, was Mr. Bane ebenfalls an hat auf seiner Website. Es ist ziemlich prägnant und ich habe es sofort erkannt, als ich mir eben seine Seite nochmal angesehen habe." sagt er und ich muss hart schlucken. "Ich war bei Jace." stosse ich hervor und er drückt fester zu. "Du lügst. Dein Bruder hat angerufen und gemeint, er hat seit mehreren Wochen nichts mehr von dir gehört und das die Kinder dich vermissen. Hörst du, Onkel Alec? Klein Adam und Prinzessin Fiona vermissen dich. Fraglich ob sie dich noch wiedererkennen, wenn ich mit dir fertig bin."

Ich versuche mich zu befreien aber er packt mich noch fester. "Andrew, du tust mir weh." murmel ich. "Und du tust mir weh, indem du mit unserem Therapeuten vögelst. Habt ihr euch schön über mich lustig gemacht?" schreit er plötzlich los und ich zucke zusammen. "Nein, es war nichts. Ich wusste nur nicht wohin und er war so freundlich und hat mir sein Gästezimmer angeboten."

Der erste Schlag sitzt so schnell in meinem Gesicht, dass ich ihn nicht kommen sehe. Ich taumel zurück aber noch immer hat er mich fest im Griff. "Und stell dir meine Überraschung vor, als ich das hier finde. Was hattest du vor? Heimlich ausziehen und mit Mr. Bane zusammen sein? Als wenn er jemanden wie dich haben will. Du bist ein Nichts, Alec." brüllt er und seine Faust landet in meinem Magen. Meine Beine knicken weg und er nimmt die Gelegenheit und landet den nächsten Treffer erneut in meinem Gesicht.

Als ich am Boden liege, tritt er zu. Immer wieder und wieder. Dabei schreit und brüllt er, zerreisst meine Unterlagen und lässt sie auf mich herab rieseln. "Ohne mich bist du gar nichts. Ein Looser. Bekommst ja nicht mal einen hoch." Dabei tritt er mir in die Rippen und ich versuche meinen Kopf zu schützen. Hilflos liege ich am Boden und lasse alles über mich ergehen. Ich habe keine Kraft mich zu wehren und kann nur noch an meine Familie denken. Und an Magnus. Wieviel wollte ich ihm noch sagen und jetzt werde ich vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu haben.

"Du widerst mich an. Warum habe ich dich überhaupt geheiratet? Jemanden wie dich würde ich an jeder Ecke finden, so billig bist du." Seine Worte prasseln ebenso auf mich herunter, wie seine Tritte und Schläge. Meine Lippe platzt auf und ich schmecke Blut. Plötzlich weicht Andrew zurück und lässt sich auf den Boden fallen. Keuchend starrt er mich an. "Siehst du, wohin du mich getrieben hast." sagt er vorwurfsvoll. "Geh jetzt, Alec. Geh und komm nie wieder." sagt er leise und macht die Augen zu.

Auf allen Vieren krabbel ich aus dem Raum und ziehe mich dann an der Wand hoch, bevor ich zur Tür schwanke. Ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Schmerzen gehabt zu haben und ich weiß auch nicht, wie ich es auf die Straße geschafft habe. Ich scheine einige Meter voran gekommen zu sein, als ich zusammen breche und auf dem Bürgersteig liegen bleibe. Das letzte was ich höre, ist die Stimme einer älteren Dame. "Sir? Was ist mit Ihnen? Oh Gott Harold, ruf den Notarzt, er spuckt Blut. Ich glaube, er stirbt."

Sterbe ich gerade? Fühlt es sich so an? Ich hätte Jace und Izzy noch anrufen sollen und die Sache mit meinen Eltern klären müssen. Magnus. Er wird nie erfahren, wie gern ich ihn habe. Diese Gedanken schiessen mir durch den Kopf und dann wird alles schwarz und eine himmlische Ruhe legt sich über mich.

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"Alexander. Alexander, hörst du mich?" Jemand ruft mich und ich versuche die Augen aufzumachen. "Sieh mich an." fordert mich die Stimme auf und ganz langsam öffnen sich meine Lider. Jemand schiebt sich in mein Blickfeld. "Da bist du ja wieder." murmelt derjenige und als die Sicht klarer wird, erkenne ich Magnus. Was macht er hier auf der Straße? Dann drifte ich erneut weg und erneut legt sich Stille über mich.

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Das mein Kopf und mein Gesicht schmerzen, sind die ersten Dinge, die ich feststelle, als ich das nächste Mal wach werde. Dieses Mal ist es hell im Raum und ich erkenne, dass ich in einem Krankenbett liege. Stöhnend will ich mir ins Gesicht fassen, als meine Hand sanft festgehalten wird. Träge sehe ich zur Seite und erkenne Magnus, der mich besorgt ansieht. "Was ist passiert?" nuschel ich und er streicht mir sanft über die Stirn.

"Andrew ist wohl ausgerastet." erwidert er und die Erinnerung kommt mit einem Schlag wieder. Sofort beginne ich zu zittern und beruhigend drückt Magnus meine Hand. "Dieses Mal kommt er nicht so leicht davon. Ich habe ihn angezeigt und ich hoffe, du machst das auch." Stumm nicke ich, bevor mir etwas einfällt. "Was machst du hier?" flüster ich und er lächelt. "Man hat meine Karte in deiner Gedbörse gefunden und mich informiert. Ich bin sofort hergekommen." antwortet er und ich starre ihn an.

"Malediven." hauche ich nur und wieder drückt er sanft meine Hand. "Das erkläre ich dir alles später. Jetzt musst du erstmal wieder auf die Beine kommen. Er hat dich schlimm zugerichtet. Sie mussten dich notoperieren, weil du innere Blutungen hattest." Ich nehme diese Information wie in Trance auf. "Schlaf weiter, Alexander. Ich bin hier und ich gehe nicht weg. Versprochen." Ich nicke wieder und schliesse die Augen. Ich bin so müde und schnell bin ich wieder weg.

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