Ocean

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Noch immer habe ich keine Ahnung, was Magnus vor hat. Wir sitzen schon eine Weile in seinem Auto und fahren zu einem mir unbekannten Ziel. Wir sind kurz zu seinem Haus gefahren und er ist mit einer kleinen Tasche wieder heraus gekommen. Aufgeregt habe ich gefragt, ob wir verreisen, denn ich bin seit Jahren nicht mehr weggefahren aber er hat nur gelächelt. Dann hat er noch an einem Supermarkt angehalten und kam mit einer kleinen Tüte aus der ein Baguette ragte, wieder heraus. Irgendwann habe ich beschlossen, mich einfach darauf einzulassen und habe mich zurückgelehnt.

"Alles okay?" fragt Magnus irgendwann und ich lege meine Hand auf sein Bein. "Ja, ist es. Ich bin nur so gespannt, was du vorhast." Er wirft einen kurzen Blick zu mir. "Vertraust du mir?" fragt er und ohne darüber nachzudenken, lasse ich mein Bauchgefühl antworten. "Das tue ich." Wieder lächelt er und erwidert den Druck meiner Hand.

"Alexander? Wir sind gleich da." Magnus Stimme weckt mich und ich öffne blinzelnd die Augen. "Ich bin wohl eingeschlafen." stelle ich fest und sehe aus dem Fenster. Die Erkenntnis trifft mich mit voller Wucht. "Du bist mit mir ans Meer gefahren?" frage ich leise und muss die Tränen zurückhalten. "Willkommen am Long Beach. Wir sind aber an einem weit abgelegenen Teil des Strandes. Eine Bekannte hat dort ein kleines Ferienhaus und hat es mir für das Wochenende überlassen. Ich halte kurz an." Er lenkt den Wagen in eine kleine Nebenstraße und als ich zittrig die Tür öffne und aussteige, kann ich es sehen. Das Meer mit all seiner Pracht liegt vor uns und mein Herz beginnt zu rasen.

"Ist es zu viel?" fragt Magnus mich plötzlich und ich zucke zusammen. Ich habe nicht gemerkt, dass er neben mich getreten ist und taste blind nach seiner Hand. Ob ich will oder nicht, ich kann den Blick nicht von den Wellen abwenden und so starre ich weiter hinaus. "Nein, es ist genau richtig." murmel ich und merke, wie wahr meine Worte sind. Hier fühle ich mich wohl und ich werde innerlich ganz ruhig. Magnus streicht mir über den Rücken. "Dann ist es ja gut. Lass uns weiter fahren, das Haus liegt genau am Strand und du kannst dir das Meer noch besser ansehen." Ich kann nur nicken und steige wieder in das Auto.

Nach weiteren fünfzehn Minuten halten wir vor einem kleinen Holzhaus, das schon von weitem mehr als einladend auf mich wirkt. Ich helfe Magnus mit dem Gepäck und sehe mich drinnen um. "Das ist unglaublich schön hier, Magnus." strahle ich und er nickt. "Sieh dir erstmal den Ausblick an. Komm mit." Ich folge ihm durch die kleine Küche zur Hintertür. Der Anblick erschlägt mich fast. Eine kleine Terrasse liegt hinter dem Haus und ich kann von dort aus das Wasser sehen. Glitzernd spiegelt sich die Sonne darin und ich atme gierig die Luft ein.

"Das ist unfassbar, Magnus." stammel ich und er umarmt mich von hinten. "Ich sagte doch, deine Liste wird abgearbeitet. Freust du dich?" Ruckartig drehe ich mich zu ihm um und starre ihn an. "Das ist der beste Tag meines Lebens. Heute Nacht haben wir im Regen getanzt. Wir haben den Sonnenaufgang mit einer Tasse Kaffee und viel Ruhe genossen. Dein Freund Ragnor wird mein Anwalt und deine Freundin Cat hat mir einen Job besorgt. Wir sind tatsächlich ans Meer gefahren und das allerbeste an der ganzen Sache ist, dass du mein Freund bist. Wir sind ein Paar, ich könnte nicht glücklicher sein, Magnus." platze ich heraus und bevor er etwas erwidern kann, habe ich ihn auf meine Hüfte gehoben und küsse ihn mit so viel Gefühl, wie ich nur aufbringen kann. Er klammert sich an mich und fängt dann an zu lachen, als ich beginne, mich mit ihm im Kreis zu drehen. "Ich finde keine Worte dafür, was du für mich bist, Magnus Bane." murmel ich und küsse ihn erneut.

"Wir haben noch ungefähr eine Stunde, bevor es zu dunkel ist um zu schwimmen." sagt er schließlich, als ich ihn wieder herunter gelassen habe. "Worauf wartest du noch?" rufe ich aufgeregt und zerre ihm sein Shirt über den Kopf. Lachend lässt er es zu und geht dann wieder hinein. Ich folge ihm und beobachte ihn neugierig dabei, wie er in der Reisetasche herumkramt und dann triumphierend zwei Badeshorts hervor zieht und mir eine davon zuwirft.

Magnus und ich haben uns noch nicht richtig nackt gesehen und plötzlich ist es mir unfassbar peinlich, mich einfach so vor ihm auszuziehen.
"Zieh du dich hier um, ich gehe ins Schlafzimmer." sagt er und ich frage mich, ob er nicht doch Gedanken lesen kann.

Zehn Minuten später gehen wir Hand in Hand zum Strand herunter und bleiben am Ende stehen. Sanft werden unsere Füße von den leichten Wellen umspült. Ich versuche nicht immer wieder auf Magnus nackte Brust zu starren, bisher habe ich sie nur im Halbdunkeln gesehen und sie jetzt ungeniert zu betrachten, kommt mir falsch vor.
Allerdings stelle ich fest, dass Magnus da wohl anders denkt, denn sein Blick huscht immer wieder über meinen Körper und seine Augen funkeln dabei.
Aus einem Instinkt heraus, renne ich mit ihm an der Hand plötzlich los und lachend landen wir im Wasser. "Scheiße, ist das kalt." prustet Magnus, als nur noch unsere Köpfe herausragen.

Ich ziehe ihn an mich und er schlingt wieder seine Beine um mich, während ich meine Hände unter seinen Po lege. "Besser?" hauche ich an seinen Mund und er nickt. "Ein bißchen." antwortet er und ich presse mich noch enger an ihn. "Das ist fast perfekt aber nur fast." murmelt er und legt seine kalten Lippen auf meine. Unsere Zungen finden sich und mich durchströmt eine wohlige Wärme. Seine Finger legen sich in meinen Nacken und leidenschaftlich küssen wir uns, bis ich über etwas stolpere und ich mit Magnus gemeinsam abtauche.

Lachend und prustend tauchen wir wieder auf und er streicht sich seine nassen Haare aus der Stirn. "Du bist aber stürmisch, Alexander aber jetzt zeig mir erstmal wie gut du schwimmen kannst. Wer zuerst an der Boje dahinten ist." Damit schwimmt er los und lässt mich zurück. Einige Sekunden sehe ich seinen anmutigen Bewegungen zu, bis sich mein Kampfgeist zeigt. "Na warte, Magnus Bane." rufe ich lachend.

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