Am nächsten Morgen wache ich mit Kopfschmerzen auf und zu meiner Erleichterung, ist Andrew schon zur Arbeit gegangen und ich bin alleine. Gestern Abend haben wir uns wieder einmal gestritten und schließlich habe ich mich im Gästezimmer eingeschlossen, um seinen bohrenden Fragen zu entgehen, warum ich nach Alkohol rieche. Noch lange hat er an die Tür geschlagen und gebrüllt, dass ich aufmachen soll. Schlussendlich habe ich mir meine Kopfhörer aufgesetzt und Musik gehört, damit ich seine hysterische Stimme übertönen kann.
Mit dröhnendem Kopf schlurfe ich in die Küche, um zu meiner Verärgerung festzustellen, dass kein Kaffeepulver mehr da ist und ich den Tag somit ohne das schwarze Lebenselixier beginnen muss. Schnell gehe ich duschen und ziehe mir bei den warmen Temperaturen eine kurze Hose und ein schlichtes Shirt an. Entschlossen schlüpfe ich in meine Sneakers und mache mich auf den Weg in den nächsten Supermarkt.
Auf dem Weg dorthin komme ich an einem kleinen Café vorbei und beschließe kurzerhand dort zu frühstücken und vorallem Kaffee zu trinken. Kurze Zeit später sitze ich in einer kleinen Nische und genieße den ersten Schluck. Ich trinke sehr selten und wenn steigt es mir sofort in den Kopf und danach ärgere ich mich immer über mich selbst. Magnus Bane muss denken, ich bin komplett durchgedreht. Was habe ich mir auch dabei gedacht, ihm mitten auf der Straße meine sexuellen Probleme mitzuteilen? Ich lasse meinen Blick in dem Café schweifen und bleibe an belustigt funkelnden braunen Augen mit goldenen Flecken hängen.
Ein Lächeln zuckt um seine Mundwinkel und ich merke, wie mir das Blut in die Wangen steigt. Dort sitzt mein Therapeut und beobachtet mich und scheinbar ist er amüsiert. Er steht samt seiner Tasse auf und kommt zu mir herüber. "Alexander." sagt er zur Begrüßung und mit noch immer hochrotem Kopf deute ich ihm an, sich zu mir zu setzen. "Guten Morgen, Magnus." sage ich leise und wieder lächelt er und rutscht auf die Bank mir gegenüber. "Lachen Sie mich aus?" frage ich und sofort wird er wieder ernst. "Aber nein. Warum sollte ich?" erwidert er. "Ich weiß nicht. Vielleicht weil ich mich gestern zum Idioten gemacht habe?" brumme ich und dann tut er etwas, was sicher weit über ein Therapeuten/Patienten Verhältnis hinaus geht.
Er greift über den Tisch und drückt kurz meine Hand. "Ich würde Sie nie auslachen." sagt er so überzeugend, dass ich ihm sofort glaube. Langsam nicke ich. "Trinken Sie hier oft einen Kaffee?" frage ich, um das Thema zu wechseln. "Nein, tatsächlich ist es heute das erste Mal. Mein Kaffeeautomat hat heute morgen beschlossen zu streiken. Und Sie?"
Ist es wirklich Zufall das wir uns hier treffen oder kann man es schon Schicksal nennen? "Kaffeepulver war leer und eigentlich wollte ich in den Supermarkt aber es sah nett hier aus." sage ich und zucke mit den Schultern. "War alles okay gestern Abend?" fragt er sanft und ich senke den Blick. "Alexander, was ist vorgefallen?" Ich sehe wieder zu ihm hoch. "Ist das eine Therapiestunde?" Er schüttelt den Kopf. "Nein. Das hier ist ausschließlich privat, wenn das für Sie in Ordnung ist." Kurz versinken ich in seinen Augen, bevor ich nicke. "Ist es. Ich bin es nur nicht gewöhnt, dass sich jemand um mich Sorgen macht." Er seufzt leise. "Gewöhnen Sie sich daran. Solange ich in Ihrer Nähe bin, werde ich mich um Sie sorgen."
Kurz kneife ich die Augen zusammen. "Er war wütend, weil ich getrunken habe aber er hat mich nicht verletzt. Ich hab mich eingeschlossen." Ich kann in Magnus Miene nichts lesen, als er mir antwortet. "Warum haben Sie getrunken?" fragt er. "Weil mir alles zu viel wurde. Andrew, der mich vor Ihnen so bloß stellt und dann Ihre Fragen dazu. Das war zu viel und ich habe versucht, irgendwie alles in meinem Kopf abzustellen." Er lächelt. "Und hat es funktioniert?" Plötzlich muss ich lachen. "Nein." Magnus fällt mit ein und zeigt seine kleinen Lachfältchen um seine Augen, bevor er wieder ernst wird. "Wollen Sie darüber reden? Ich meine, über das, was zwischen Ihnen beiden abgeht oder eben auch nicht abgeht?"
Als ich zögere, greift er wieder nach meiner Hand und dieses Mal lässt er sie da, wo sie liegt. "Rein privat. Wie ein Freund." wiederholt er und ich sehe ihn an. "Wie ich schon sagte, jedesmal wenn er, naja, gekommen ist, rollt er sich danach auf dem Bett zusammen und weint. Ich darf ihn dann weder anfassen, noch mit ihm sprechen. Danach ist er Stundenlang wie weggetreten und das will ich nicht mehr. Es macht mich fertig, wissen Sie." Als er nickt, rede ich weiter. "Anfangs dachte ich noch, es wäre vielleicht normal aber selbst wenn man unerfahren ist, weiß man, dass das eben nicht normal ist. Ist es doch nicht oder?" Unsicher sehe ich ihn an und er schüttelt den Kopf. "Nein, ist es nicht. Wissenschaftlich gesehen liegt es wahrscheinlich am Serotonin-Spiegel. Der sinkt nach einem Orgasmus ganz plötzlich, damit der Körper sich erholen kann und bei manchen Menschen löst das Traurigkeit aus. Sie fühlen sich ausgelaugt und entblößt. Die Prozentzahl derer, die so reagieren, ist relativ gering aber Andrew scheint dazu zu gehören."
Interessiert sehe ich ihn an. "Das heißt, er kann nichts dafür?" Magnus wiegt den Kopf hin und her. "Wahrscheinlich nicht aber es gibt ebenso eine Erklärung, warum er Ihnen gegenüber so aggressiv ist und seine Macht ausspielen will." Ich reisse die Augen auf. "Ist er etwa krank und ich reagiere vollkommen über? Scheiße, an so etwas habe ich nicht mal im Ansatz gedacht." stoße ich hervor und wieder drückt Magnus meine Hand.
"Sie reagieren nicht mal im Geringsten über, Alexander. Die Erklärung ist eine ganz einfache. Andrew ist einfach ein narzisstisches Arschloch." Ich starre ihn an und das Lachen kommt ganz plötzlich aus meinem Mund. Magnus grinst. "Ich sagte ja, ganz privat." Er zwinkert mir zu. "Sie sollten öfter lachen. So leid es mir tut aber ich habe gleich die erste Sitzung. Trotzdem tue ich jetzt etwas, was ich sonst niemals tue und das muss unter uns bleiben, in Ordnung?" Gespannt nicke ich und bin neugierig, was jetzt kommt.

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Fanfiction(Abgeschlossene Geschichte) Ein Ehepaar. Mehrere Probleme. Eine Therapie und ein Therapeut, der hinter die Kulisse schaut und dort erstaunliches vorfindet. Figuren wie immer von Cassandra Clare und den wunderbaren Shadowhuntern. Kopieren und vervie...