40. Zusammenhalt

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Seth hatte Carlisle geraten alleine zu kommen, denn das ganze Blut, welches noch immer verteilt in meinem Schlafzimmer war, hatte er noch nicht komplett entfernt.

Selbst nach dem duschen konnte ich nicht in der Wohnung sein, deswegen stand ich mit nassen Haaren auf der Terrasse und starrte in den Wald hinein.

Meine Gedanken überschlugen sich förmlich. Ich stellte mir tausende von Fragen, aber ich wusste nicht, was in der letzten Nacht passiert war. Ich hatte doch bloß ein verdammtes Buch im Bett gelesen! Aber dann war da nichts als schwärze.

Seth schaute alle paar Minuten nach mir, fragte ob es mir gut ging, doch ich schätzte er wollte einfach nur schauen, ob ich noch da war.

Von weitem hörte ich ein Rascheln und knapp zwei Sekunden später spazierte Carlisle aus dem Wald. Er sah besorgt aus und sein Blick war starr auf mich gerichtet.

Hallo Carlisle, hauchte ich tonlos. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu schauen, zu sehr war da die Angst, Enttäuschung in seinen bernsteinfarbenen Augen zu sehen.

Ich spürte seine kalte Hand auf meiner Schulter, die er kurz drückte. Emmett wartet etwas weiter im Wald auf dich, geh zu ihm. Ich spürte sein warmes Lächeln, welches er mir zuwarf, doch noch immer hielt ich den Blick starr auf den Wald. Es wäre besser, wenn du eine Weile bei uns bleiben würdest.

Ich biss die Zähne hart aufeinander, sodass es laut knirschte. Er hatte recht und doch wollte ich es nicht.

Einige Sekunden vergingen, dann spürte ich Seths Hand an meiner. Bitte geh mit zu ihnen. Es wäre wirklich besser.

Letztendlich nickte ich und ging dann, ohne die beiden auch nur anzuschauen, in den Wald hinein.

Der sonst so fröhliche und Sprüche klopfende Emmett, hatte heute ein ernstes Gesicht und das deutete mir noch extra, wie ernst diese Situation war. Vielleicht war er auch wegen meinen blutroten Augen so ernst, ich wusste es nicht.

Im großen Haus der Familie Cullen angekommen, wartete schon Esme und Nessie auf mich, wobei Erstere mich sofort in ihre Arme schloss.

Clara, Liebes! Geht es dir gut?, fragte sie mich besorgt.

Ich schluckte den dicken Kloß im Hals runter und schaute sie traurig an. Ich weiß es nicht Esme, ich weiß gar nichts mehr.

Mit traurigem Blick strich sie mir durch meine schwarze Mähne. Es wird alles wieder gut, alles wird sich klären.

Ich nickte nur als Antwort und schaute meine beste Freundin an. Ihr Herz schlug schneller, als ich sie ansah und ich wusste genau, wie schrecklich ich aussah. Ich hätte es ihr nicht verübelt, hätte sie das Weite gesucht. Aber ich täuschte mich.

Kaum senkte ich meinen Blick, wurde ich in eine starke Umarmung von ihr gezogen und dann brachen die Dämme.

Ich weinte, meine Augen brannten und der Durst in meiner Kehle war unerträglich. Die anfängliche Angst, sie könne für mich gut riechen, erwies sich als falsch. Ich wollte ihr Blut nicht und ich dankte allen möglichen Göttern, die für Menschen auf der Welt existierten.

Meine Beine gaben nach, ich konnte spüren wie sich mich auffing und hochhob. Von außen hin wirkte sie so zierlich und zerbrechlich, aber der Schein trug.

So trug mich Nessie bis zu einem Zimmer und legte mich dort auf das Bett. Anstatt sich von mir zu lösen, hielt sie mich weiter fest in den Armen und redete beruhigend auf mich ein.

Niemals hätte ich gedacht, dass ein Hybrid von 20 Jahren mich einem anderen Hybriden von 286 Jahren trösten würde.

Sie zeigte mir schöne Erinnerungen, Ereignisse wie das Kämpfen mit Emmett oder die Mädchenabende mit ihr. Schöne Erinnerungen, wo alles noch in Ordnung war. Sie zeigte mir Bilder von Seth und mir, wie wir eng umschlungen am Lagerfeuer saßen und zusammen lachten.

Unendlichkeit.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt