3. Emma

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Im Wohnheim musste ich erstmal nach ihrem Zimmer fragen. Ich wusste es nicht genau, aber sie hatte es mir mal glaube ich erzählt. Ich gehe die schmale Treppe hoch und will gerade um die Ecke in den schmalen Flur laufen, da laufe ich jemanden gegen. Er geht einen Schritt zurück, aber ich verliere irgendwie mein Gewicht. Ich wäre eigentlich nach vorne auf dem Boden gefallen. Doch mich halten zwei kräftige Hände fest. Sofort merke ich eine Männerbrust und fühle den Herzschlag des anderen. Ich gucke erschrocken hoch und will direkt eine Entschuldigung aussprechen, aber die Worte bleiben im Hals hängen. Dunkelbraune Augen gucke in meine. Seine hellbraunen Haare hängen ihn in die Stirn, aber eher auf eine gewollte, gutaussehende Art. Sein Parfüm fliegt in meine Nase und ich muss sagen, dass es verdammt gut riecht. Seine Hände halten immer noch meine Arme fest und ich habe sogar eine Hand auf seiner Brust liegen. Ich nehme sie direkt weg und stelle mich aufrecht hin und er lässt mich los. Ich sollte jetzt eigentlich etwas sagen, doch mein Mund ist ganz trocken und ich merke, wie warm mir wird. Wahrscheinlich werde ich rot um meine Nase. Nur warum?
„Entschuldigung, ich hätte aufpassen sollen.“ Kommt es schließlich von ihm. Seine Stimme ist tief, aber so sanft, dass mir ganz warm wird. Meine Haut kribbelt auch noch ein bisschen, an den Stellen wo seine Hände waren.
Was ist los mit mir?
Ich schüttle den Kopf und sage mit fester Stimme: „Schon gut, ich hätte auch aufpassen müssen.“. Ein kleines Lächeln zeigt sich. Es passt zu ihm. Auch ich lächle ihn an. Nur höre ich eine Tür zu knallen und zucke zusammen. Mein Blick geht von ihm weg und versucht über seine großen Schultern zu gucken, ohne Erfolg. Er ist einfach zu groß. Wahrscheinlich bin ich einfach nur zu klein und er ist normal. Mit meinem eins sechzig bin ich auch nicht groß und ihm würde ich auf eins achtzig schätzen.
Ich mache einen Schritt zu Seite und lasse ihn die schmale Treppe hinunter. Dabei streift sein Arm an meinem und sofort kribbeltes. Er ist weg und ich gehe zur Tür.
Ich klopfe aber nicht sofort an, weil ich zu sehr nachdenken muss. Nicht über gerade eben, nicht über heute, auch nicht über die letzte Woche. Ich muss über alles Nachdenken. Ich wollte Claire schon mal ganzes Leben richtig gegenüberstehen. Ich weiß zwar wie sie aussieht, aber weiß nicht, wie sie zum Beispiel am liebsten die Haare trägt. Gut, dass weiß ich, weil sie es mir erzählt hatte. Am liebsten hat sie einen lockeren Dutt, der ihre dünnen, glatten Haare fülliger aussehen lässt, aber dennoch unordentlich aussieht und einfach zu machen ist. Wobei ich es ganz schön finde, wenn sie ihre blonden Haare offen getragen hat. Die Phase mit dem färben ignorieren wir einfach mal.
Meine Hände werde schwitzig, aber ich reiße mich zusammen und klopfe an. Ich höre Schritte und die Tür wird aufgemacht. Claires vertraute, und dennoch fremden grünen Augen schauen verblüfft in meine. Sie mustert mich ganz kurz und sieht aus, als würde sie einen Geist sehen. Sie streckt ihre Hand zu mir aus und ich kann mir mein dämlich aussehendes Grinsen nicht verkneifen. Sie pickt mich an der Schulter und sagt: „Du bist es wirklich!“. Meine Augen werde glasig und ich will gerade die Arme ausbreiten, da rennt sie diese zwei Schritte zu mir und umklammert mich schon. Eine Weile halten wir es aus, aber nach nicht mal einer Minute fangen wir an zu heulen. Aber nicht aus Trauer, sondern aus purer Freude. Wir freuen uns endlich mal uns in den Arm zu nehmen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns von einander und sie zieht mich in ihr kleines Zimmer. Wir setzten uns auf Bett uns reden. Wir reden über alles. Über unser Aussehen, über unsere Eltern und Geschwister, über das Studium, über Jobs, einfach über alles. Natürlich reden wir auch über Bücher. Wir beide lieben lesen und Bücher so sehr. Wir lesen zwar nicht immer dasselbe, aber wir haben viele Gemeinsamkeiten. Wir beide lieben New- Adult Bücher. Ich mag vor allem Fantasy nicht, aber Claire hat mich schon zu Harry Potter gezwungen (wobei ich mir vorher die Filme angeguckt habe und nur weil ich die Filme gut fand, habe ich die Bücher gelesen) und zu Isola von Isabel Abedi hat sie mich auch schon gezwungen. Sie hasst dafür alles was mit Krimis, Thriller oder sowas zu tun hat. Aber auch sie habe ich schon zu ein paar gezwungen, aber auch ich lese das wenig (eigentlich so gut wie gar nicht mehr).
Ich erzähle ihr auch von der Wohnung und den Mitbewohnern. Beziehungsweise, die ich schon gesehen habe. Einen habe ich ja noch nicht gesehen.
Sie ist verwundert und fragt: „Du lebst mit drei FREMDEN zusammen?“. So wie sie reagiert, hätte auch wahrscheinlich meine Familie reagiert. Ich habe ihnen einfach erzählt, dass ich mit drei anderen Mädchen zusammenziehe. Meine Eltern hätten sich sonst nur Sorgen gemacht und jede Nacht mich angerufen und meine Brüder hätten mich damit nur aufgezogen, aber auch sie hätten sich wahrscheinlich Sorgen gemacht. Ich zucke mit den Schultern und sage: „Es war die günstigste Wohnung in der näher der Uni. Und du weißt, dass ich nicht viel Geld habe, weswegen ich dringend einen Job brauche.“. Claire nickt und sagt: „Es gibt viele Cafés hier in der Nähe. Wir gucken einfach morgen, ob wir für dich da was finden.“. Ich nicke und bin froh, dass sie mitkommt. Claire ist ein eigentlich sehr schüchterner Typ, aber wenn sie bei jemanden sie sich wohlfühlt kann sie ziemlich verrückt werden. Ich habe es nie gesehen, trotzdem weiß ich es. Dafür reichten unsere FaceTime Gespräche aus.
Nach vier Stunden will ich wieder gehen. Auch wenn Claire den Schmollmund macht, aber ich habe immerhin jetzt ein Zimmer und ich bin auch Neugierig auf den anderen Bewohner. Claire bringt mich noch mit zur Tür nach draußen. Ich umarme sie fest und sie flüstert in mein Ohr: „Bis Morgen. Ich freue mich schon auf die Zeit mit dir.“. „Ich auch.“ Sage ich und gehe.
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Hi!
Wie findet ihr Claire denn?
Ich habe sonst eigentlich nichts zu sageb😂
LG Moon❤

Tragedy HappinessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt