Wir gehen aus meinem Zimmer und treffen Jay und Daniel im Wohnzimmer. Die beide gucken uns verwundert an, aber sagen nichts. Wir ziehen uns die Schuhe an und gehen raus. Der Himmel wird langsam Orange. Wir laufen schweigsam durch die Straße. Ich schiele immer wieder unauffällig zu Emma, die sich die Häuser anschaut auf ihrer Seite. Ich merke, dass sie ziemlich überfordert ist. Ich habe ja damit nicht gerechnet, dass so eine Scheiße passiert. Und ich kann mich dann auch nicht beruhigen. Ich habe es nicht so gemeint, was ich zu Emma gesagt habe, was ich zu Daniel gesagt habe, überhaupt was ich gesagt hatte. Nur überlege ich nicht mehr meine Worte, sondern knalle sie direkt raus. Dass ich es die meiste Zeit nicht so meine, wissen die Jungs, aber Emma kann es nicht wissen. Mir tut es auch leid, dass ich noch nicht reinen Tisch gemacht habe, aber ich habe auch Angst. Wer weiß, wie viel sie verstehen und abkann und wie viel nicht. Jeder hat eine Grenze, und wer sagt, dass ich diese dann nicht überschreite. Und dass nur mit Worten.
Als wir nach fünf Minuten immer noch schweigend nebeneinander laufen, nehme ich mir ihre Hand und halte diese. Sie guckt mich kurz an, aber schaut wieder gerade aus, aber beginnt zu lächeln. Es ist zwar klein, aber da. Allein diese Tatsache bringen meine Mundwinkel nach oben. Wir laufen weiter und kommen irgendwann an einem Diner vorbei. „Hast du Hunger?“ frage ich sie und nach einer Zeit nickt sie. Wir gehen rein und setzten uns nebeneinander auf einer Bank.
„Ich will nicht, dass du mich ausschließt, wenn du sauer oder wütend bist.“ Sagt Emma nachdem wir bestellt hatten. Ich gucke sie an und sage: „Tut mir leid. Ich meine es auch nicht, was ich sage oder tue. Nur kann ich meine Wut nicht immer zurückhalten.“. Sie nickt und lehnt ihren Kopf an meiner Schulter an. Ich will nicht mehr darüber reden, obwohl ich weiß, dass ich es mit Emma tun sollte.
Unser Essen kommt und wir bleiben schweigsam. Ich habe mir eine Pommes bestellt, während Emma einen kleinen Burger sich genommen hat. Meine Gedanken fahren Karussell und ich weiß einfach nicht, was ich sagen oder machen soll. Was das Beste ist…
„Alles Okay?“ fragt sie und ich gucke sie an. Nein, eigentlich nicht, aber ich will es ihr nicht unter die Nase reiben, dass ich gerade überfordert bin. Außerdem klingt es mal voll seltsam, wenn ich ihr sage, ich sei gerade überfordert, obwohl ich nur esse.
„Ja. Ich habe nur nachgedacht.“ Sage ich. Ich wollte sie nicht komplett anlügen. Sie nickt, doch ich sehe, dass sie mir nicht so ganz glaubt. Die Rechnung bezahle ich und wir laufen wieder nach Hause. Ich halte wieder Emmas Hand und wir reden auch ab und zu. Meist über belangloses Zeugs, aber immerhin. Als wir vor der Haustür stehen mache ich nicht sofort auf. Ich stelle mich nah an Emma und sage: „Es tut mir wirklich leid.“. Sie nickt und sagt leise: „Ich weiß.“. In diesem Satz liegt so viel Ehrlichkeit und auch vertrauen, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Ich beuge mich runter und auch sie kommt mir mit ihrem Gesicht näher. Ich spüre ihre Lippen auf meine und ich ziehe sie an ihrer Taille näher zu mir. Ihre Hände fahren an meinem Kieferknochen nach und halten mein Gesicht ganz leicht.
Viel zu schnell lösen wir uns und schauen uns an. Ihre blauen Augen funkeln und ihre Pupillen werden größer, je länger sie in meine gucken. Plötzlich lächle ich sie an. Einfach so. Erst ist sie verwundert, doch lächelt mich dann auch an. Ihr Lächeln sieht so perfekt an ihr aus. Als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht.
Ich gebe ihr noch einen Kuss auf die Stirn und wir gehen rein. In der Küche ist niemand. Im Wohnzimmer liegen Jay und Daniel aneinander gekuschelt am Schlafen auf dem Sofa. „Aww.“ Quietschte Emma leise neben mir. Ein kleines grinsen kann ich nicht verstecken. Ich schnappe mir ihre Hand und wir gehen nach oben. Ich frage erst gar nicht und nehme sie einfach direkt mit in mein Zimmer. Ich ziehe mir bloß mein Shirt aus, aber kuscheln uns ins auf mein Bett aneinander. Ich liege auf dem Rücken und sie legt ihren Kopf auf meiner Brust auf der Seite meines Herzens. Wahrscheinlich spürt sie meine etwas erhöhten Herzschläge, aber es lieht nur an ihr. Wenn sie bei mir ist, ist mein Puls immer höher und oft fühlt sich es auch echt nicht Gesund an.
Wir reden nicht viel und schliefen auch echt schnell ein.
*
Ich wache auf und streiche zur Seite, doch fühle nichts. Nur sollte dort jemand liegen. Ich mache die Augen auf und sehe die leere Bettseite, die nicht leer sein sollte. Ich setzte mich langsam aufrecht und reibe mir meine Augen und schaue auf den Wecker. Es ist neun Uhr. Sie ist bei der Arbeit. Ich grummle und stehe auf und schnappe mir ein weißes Shirt und meine Jogginghose und gehe nach unten. Auf Sport habe ich heute irgendwie keine Lust.
Schon im Wohnzimmer riecht es lecker und ich höre fett zischen. In der Küche und sehe eine Emma am Herd mit einer wirklich dreckigen Kochschürze. Ihre Haare hat sie zu einem unordentlichen Assi-dutt gemacht. Sie sieht aber alles andere als Kacke aus. Zu ihr passt dieser unordentliche Look.
„Was machts du da?“ frage ich sie und gehe zu ihr. Sie hebt ihren Kopf und lächelt mich freudig an. Sie reibt sich ihre Hände an der Schürze ab und sagt breit grinsend: „Frühstück!“. „Musst du nicht arbeiten?“ frage ich etwas verwirrt. Doch sie schüttelt den Kopf und sagt: „Ich habe gefragt, ob ich tauschen kann. Ich wollte heute lieber hierbleiben und was mit dir machen.“. Ich nicke nur und setzte mich auf den Stuhl und siehe zu, wie sie Pancakes in der Pfanne bratet. Sie dreht sich immer wieder zu mir um und lächelt mich an, aber ich lächle nicht wirklich zurück. Ich will mich nicht wie ein Arsch aufführen, aber es klingt so, als würde sie auf mich aufpassen müssen.
Als sie fertig ist, setzt sie sich gegenüber von mir hin und sagt: „Ich möchte dich nur ablenken. Einfach was mit dir unternehmen.“. Ich nicke und sie fragt lächelnd: „Was wollen wir denn machen?“. Ich zucke mit der Schulter und sie steht auf um die Pancakes auf vier Teller zu verteilen. „Schwimmen?“ fragt sie ohne mich anzugucken. Ich überlege kurz, aber so richtig habe ich nicht Lust so unter Leute zu gehen.
Ich stehe auf und platziere meine Hände auf ihrer Taille und drehe sie zu mir um. Ich beuge mich runter und raune ihr ins Ohr: „Ich habe eine bessere Idee.“. bevor sie etwas sagen oder machen kann küsse ich schon knapp unter ihr Ohr. Ihr höre, wie sie scharf Luft einzieht und kann deswegen mein Grinsen nicht verstecken. Die nächsten Küsse verteile ich auf ihren Hals, entlang des Kieferknochens und schließlich ganz sanft auf ihren Mund. Das sie Gänsehaut auf den Armen bekommen hat lässt ein schönes Gefühl los. Zu wissen, dass ich so eine Wirkung auf sie habe, lässt mich sicher, dass tun, was ich gerade tue. Sie zu küssen, sie zu berühren, überhaupt ihr meine Gefühle zu zeigen. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen können, aber das ist mir egal.
„Müsst ihr das in der Küche machen?“ kommt murrend von Jay. Meine Hände bleiben bei ihrer Taille und ich drehe mich zu meinem Kumpel um. Er sieht mal wieder aus, wie en Zombie, aber das ist ja normal bei ihm. Ich will gerade was sagen, aber Emma löst sich von mir und meinen Händen und sagt: „Lass deine morgendliche schlechte Laune nicht bei uns aus!“. Er grummelt irgendwas und setzt sich hin und fragt: „Musst du nicht arbeiten?“. „Nein, ich muss morgen nach der Uni arbeiten.“ Sagt sie und stellt ihn eine Tasse Tee vor die Nase. Er bedankt sich müde und reibt sich die Augen. Auch ich setzte mich hin und Emma stell die Teller mit den Pancakes auf dem Tisch. Jay schaut sich den Teller ungläubig an, und ich frage sie: „Willst du, dass wir platzen?“. Auf meinem Teller ist eine Portion für zwei. Auf jeden Teller! Sie zuckt mit den Achseln und sagt: „Hatte ausversehen zu viel Teig gemacht.“. Auch Daniel kommt irgendwann und setzt sich zu uns und wir essen das erste Mal seit langen ein richtiges Frühstück am Tisch. Zusammen!
Nach dem Frühstück gehen Daniel und Jay mit dem Auto irgendwo hin. Emma und ich gehen aufs Sofa und kuscheln lange. Viel reden tun wir nicht und verfallen oft in angenehmes Schweigen. Nach zwei Stunden sind die Jungs zurück und Jay schmeißt sich unsanft auf uns und ruft: „Gruppenkuscheln!“. Ich bekomme kaum Luft, weil der Idiot ziemlich schwer ist (Obwohl er nicht so aussieht. Viel mehr nach einem Lauch!). Emma kann nicht aufhören zu lachen und Jay will, dass sich Daniel dazulegt. Aber er will das mir nicht antun. Zumindest denkt noch einer an mich.
Als dann endlich Jay von uns runter gegangen ist, und ich wieder aufatmen konnte, wollte Emma nach oben, doch ich hielt ihre Hand und ließ sie nicht nach oben laufen. „Ich habe eine tolle Idee!“ sagte ich zu ihr begeistert. Sie blinzelte ein paar Mal verwirrt, doch ließ sich ohne ein Wort nach draußen zogen. Erst als wir zu meinem Wagen gingen, blieb sie plötzlich stehen. „Ich sehe scheiße aus, um jetzt mit dir irgendwo hinzufahren. Lass mich eben umziehen.“. Ich schnappte mir wieder ihre Hand und musterte sie einmal. Sie hat ein weites, aber Bauchfreies, schwarzes Shirt an und eine kurze, grau- weiß Stoffhose. Ihre Haare sind frisch gewaschen und wellen sich leicht nach unten. Ich zog sie ganz nah an mich und sage: „Du sieht klasse aus!“ und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Sie guckt mich nur mit etwas großen Augen an, aber die Röte um ihre Nase zeigt, dass sie gerade über meine Worte nachdenkt. Ich zog sie weiter und machte die Beifahrertür auf für sie. Etwas zögerlich steigt sie ein und ich umrunde das Auto und steige ein. Den Weg dahin könnte ich auch im Schlaf fahren. Es dauert nicht lange und wir sind bei einem kleinen, aber sehr schönen laden da. Obwohl es Sonntag ist, haben sie auf. Nur dafür nicht so lange, wie sonst. Emmas Augen weiten sich, als sie durch die Scheiben die ganzen Regale sieht. Jup, es ist ein Bücherladen! Ich nehme mir ihre Hand und wir gehen rein. „Du hättest was sagen müssen! Jetzt habe ich kein Geld dabei!“ meckert sie, als wir durch die Tür gehen. Doch ich schüttle ruhig den Kopf und sage: „Die Besitzerin kennt mich schon lange. Ich darf mir hier auch Bücher ausleihen, solange ich die wiederbringe. Ich denke, dass du es auch darfst, wenn du sagst, dass du meine Freundin bist.“. Ihr Lächeln wird breiter und sie zieht mich durch die Regale. Ich mache mir einen genauen Überblick, aber muss wieder feststellen, dass mal wieder kaum Leute hier sind. Was ich in diesem Moment ganz schön finde, aber ich es schade finde für Rose. Der Laden ist zauberhaft, aber ich glaube, dass was sie hier mitverdient, gerade mal so reicht. Ich habe auch schon Bücher gekauft, die ich zwar gut fand, aber nur für einmal lesen. Ich wollte ihr einfach helfen.
Emma zieht mich zu dem Regal mit dem Genre Romane. Ich seufzte und verdrehte die Augen. Sie sieht das und muss daraufhin lachen.
Wir reden viel über die Bücher die sie aus dem Regal zieht. Aber auch ich zeige ihr viele Bücher, die ich lieber lese. Meist Krimis und komplizierte Fantasy Geschichten.
Nach zwei Stunden hat sie zwei Bücher, die sie sich ausleihen darf und ich habe eine glückliche Freundin. Wir gehen gerade aus dem kleinen Laden raus, da sehen uns eine Gruppe Mädels. Erst weiten sich ihre Augen, dann fangen an sie zu tuscheln. Ich wende meinen Blick ab, aber fühle mich dennoch beobachtet und unwohl. Emma drückt einmal meine Hand und ich schaue sie an. Sie schüttelt den Kopf und sagt: „Ignorier sie. Außerdem haben sie sicherlich nur geflüstert, was für einen gutaussehenden Typen an meiner Seite habe.“. Am Ende ist ihr ein Lächeln ins Gesicht gekommen. Ich nicke, aber mein rechter Mundwinkel zuckt ein bisschen nach oben. Sie macht es auch einen wirklich nicht leicht.
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Tragedy Happiness
Teen FictionVerrückt! Das würden die meisten über Emmas taten sagen. Ohne viel Geld zieht sie in eine Stadt, weit weg von ihrem Zuhause, um zu studieren. Sie zieht zu drei Jungs, die sie nicht kennt. Hätte sie gewusst, was alles in Baton Rouge passieren wird, h...