Wir liegen bei ihr im Bett und sie lehnt sich bei mir an und erzählt mir ein bisschen von ihrer Familie. „Im Prinzip war es immer lustig, weil ich halt immer das kleine Küken der Familie war.“ Sagt sie zum Schluss und schweigt dann. „Hast du eigentlich was Neues schon von Emilian gehört?“ frage ich sie. Es ist schon etwas her, als ihr ältester Bruder hier war. Sie stützt sich auf die Ellenbogen ab und schaut mich etwas überrascht an. „Nein. Ich habe auch nicht nachgefragt. Egal, dann mache ich es halt jetzt.“ Sagt sie und dreht sich um, um an ihr Handy zu kommen. Auch ich schnappe mir kurz mein Handy, aber ich hätte es besser nicht gemacht.
Ich habe haufenweise fragen, von Kumpels, die ich aus den Kursen kenne. Alle fragen mich nach, ob es den Stimmen würde, mit Chris. Ich presse mein Kiefer aufeinander und lege es, nicht gerade unsanft, auf dem Tisch zurück. Emma sieht es und guckt mich fragend an, aber ich schüttle den Kopf. Ich habe einfach keine Lust mich damit jetzt auseinander zu setzten. Vor allem nicht mit Emma.
Ich lege mich zurück auf dem Rücken und schließe einfach die Augen. Ich höre wie Emma das Handy weglegt und sich wieder an mir kuschelt. Mit einer Hand fahre ich durch ihre Haare. „Alles Okay?“ fragt sie und hebt ihren Kopf und guckt mich an. Ich öffne die Augen und sage nur: „Ich will nicht darüber reden.“. Sie blinzelt ein paar Mal und ich guckt mich nicht gerade verständnisvoll an. „Warum?“ fragt sie und setzt sich aufrecht hin. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und setzte mich auch aufrecht hin und sage: „Wie Warum? Ich will jetzt einfach nicht darüber reden.“. Auch ihre Augenbrauen kommen sich näher. „Warum redest du nie mit mir darüber?“ fragt sie leise und mit einer sanften Stimme, aber man merkt, dass sie deswegen ein bisschen sauer wird. Aber auch ich werde irgendwie sauer, obwohl ich es eigentlich nicht zu sein brauche. „Ich will jetzt nicht darüber reden, versteh es doch einfach!“ sage ich und lasse meinen deutlichen und gereizten Ton raus, obwohl ich es nicht wollte. Jetzt ist es definitiv zu spät…
„Klasse. Ich habe nur gefragt warum, und schon wirst du sauer. Dabei würde ich gerne mal wissen, warum du mit mir nie darüber redest. Jedes Mal sagt du, nicht jetzt, aber später sagts du es dann wieder. Kannst du mit mir nicht darüber reden, oder liegt es an etwas anderes?“ fragt sie mich. Ich reibe mir nur mit den Händen durchs Gesicht und sage: „Es liegt nicht an dir.“. Nur stimmt das nicht so ganz. Es liegt eigentlich nur daran, dass ich ihr noch nicht alles erzählt habe. Über meine Vergangenheit. Das es noch was anderes, wichtiges gibt, was sie wissen sollte. Nur war ich immer zu feige ihr es zu sagen. Und auch jetzt will ich ihr es nicht erzählen. Ich weiß nicht, warum ich ihr es nicht sagen kann. Irgendwas hält mich einfach auf.
Sie nickt zwar, aber man merkt, dass sie mir nicht glaubt. Nun sitzen wir beide und schweigen uns an. Ich, weil ich nicht weiß was ich sagen soll, und sie, weil sie wahrscheinlich will, dass ich zuerst rede.
Ich will mich gerade für mein pampiges Verhalten entschuldigen (eigentlich nur, damit sie nicht aussieht wie angefahren und wieder mich anlächelt) da klingelt mein Handy. Ich gehe ran und könnte mir eine klatschen, dass ich nicht vorher auf den Namen geschaut habe,
„Hey Chase!“ ruft Matt ins Telefon. Wir haben zusammen Kurse und wir verstehen uns eigentlich ganz gut, nur will ich jetzt nicht mit ihm reden. „Hi.“ Sag ich ziemlich emotionslos, aber entweder hat er es nicht gehört, oder er ignoriertes. „Du hattest mir ja nichts erzählt, von deinem Bruder.“ Sagt er munter. Ich presse mein Kiefer aufeinander und überlege, ob ich es schaffen werde normal zu reden, oder nicht. „Das hat auch einen Grund gehabt.“ Presse ich heraus aber klinge dennoch ziemlich wütend. Ich finde, ein bisschen darf ich es auch. „Echt? Oh… Dann halte ich lieber meine Klappe.“ Sagt er nun ein bisschen enttäuscht. „Ja, das ist das beste.“ Sage ich nur kalt und er sagt nach einer kurzen Pause: „Okay, Dann bis Morgen.“. Ich sage nichts und lege einfach auf. Ich will mich echt nicht wie ein Arsch verhalten, aber ich hasse es, wenn Leute sich nur mit mir unterhalten, wegen die Bekanntheit meines Bruders.
Ich stecke mein Handy in die Hosentasche meiner Jogginghose. Ich gucke Emma an und hätte gedacht, sie würde nachfragen, aber sie tut es nicht. Und das zeigt mir, dass ich gehen sollte. Ich stehe auf und will ohne ein Wort gehen, da dreht sie sich um und sagt: „Was ist los? Warum kannst du nicht mir reden?“. Ich drehe mich um und sage: „Wirklich Emma, ich habe gerade keinen Nerv dafür.“. Sie steht auch auf und verschränkt die Arme vor die Brust und sagt: „Ich auch nicht. Ständig läufts du davon, wenn es dir zu unangenehm wird. Du lässt mich im Dunkeln, dabei wäre es für dich besser, wenn du mal darüber reden würdest, anstatt es alles in dich hineinzufressen.“. Sie spricht in einem ruhigen, dennoch sauren Ton. „Bist du jetzt meine Psychologin?“ lache ich spöttisch. Dabei finde ich es ganz und gar nicht lustig. Ich habe keine Lust auf Streit, aber sie macht es mir verdammt nochmal nicht leicht. „Bitte rede doch einfach mit mir.“ Sagt sie sanft, aber bei mir verschwinden die Vernunft. „Nein! Ich will nicht mit dir oder sonst jemanden reden! Du machst es mir gerade echt nicht leicht, aber anscheinend fällt dir es nicht mal auf! Um dir es nochmal verständlich zu machen: Ich. Werde. Nicht. Mit. Dir. Reden!“.
Ich habe nicht geschrien, aber leise war ich auch nicht. Sagen wir mal ziemlich deutliches reden war es. Sie guckt mich entgeistert an, aber bei mir sickert es in den Knochen. Ich habe es echt verbockt…
Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Zimmer und gehe in meins.
*
Seit dem Streit reden wir nicht. Wir ignorieren uns und tauschen uns kein weiteres Wort aus. Sie hatte es nach zwei Tagen nochmal versucht, aber ich wurde unkontrolliert sauer und habe sie aus meinem Zimmer geschmissen. Nur bin ich eh schlecht anzusprechen, wegen der Sache mit meinem Bruder. Leute tuscheln und manche fragen mich, ob ich ihnen ein Autogramm besorgen könnte. Es ist scheiße gelaufen, aber ich habe den Moment zum wiederrichten verpasst. Heute ist Freitag. Seit knapp einer Woche reden Emma und ich nicht mehr. Jay und Daniel haben natürlich gemerkt, dass etwas passiert ist, aber sagen nichts dazu. Jay weiß es wahrscheinlich, da die beiden viel gemacht haben. Mittwoch hatte sie sogar bei ihm geschlafen.
Jetzt stehen wir auf dem Parkplatz und warten nur auf Emma, damit wir nach Hause ins Wochenende fahren können. Beziehungsweise muss ich heute Nacht arbeiten. „Musst du heute Abend los, oder bist du da?“ fragt Jay von hinten. Ich bin heute gefahren, weswegen ich auf dem Fahrersitz sitzt und neben mir sitzt Daniel. Ich nicke und er fragt Daniel auch, ob er heute arbeiten muss. Dieser verneint und fragt, ob wir sonst morgen irgendwo hinfahren wollen. Irgendwas unternehmen wollen. Ich zucke mit den Achseln und Jay findet die Idee super. Mir soll egal sein, aber ich würde nicht alleine zu Hause hocken wollen. Obwohl die Idee nicht schlecht ist.
Die Tür öffnet sich und Emma steigt ein. Sie sieht irgendwie krankhaft blass aus. „Alles Okay?“ fragt Jay, doch sie nickt nur, aber guckt auf einem Punkt auf dem Boden. Jeder würde sehen, dass ihr es überhaupt nicht gut geht. „Kann ich fahren?“ frage ich nochmal sicherheitshalber nach, doch sie nickt nur wieder. Ich fahre nun los. Während der kurzen Fahrt wird nicht geredet und das geht mir irgendwie tierisch auf dem Sack. Sonst unterhalten sich Jay und Emma noch und lachen viel. Vielleicht finde ich genau das scheiße. Dass sie nicht lacht. Emma hat eine schöne lache. Egal wie scheiße es einem geht, wenn sie lacht oder auch nur lächelt, kann es einem nicht mehr scheiße gehen. Zumindest für diesen Augenblick nicht.
Zuhause rennt sie nach oben. Wir bleiben etwas verwundert in der Garderobe zurück. Daniel macht gerade den Mund auf, aber ich hebe die Hand und sage: „Ich habe nichts neues gemacht und kann es mir genauso wenig erklären, wie du.“. Er macht den Mund wieder zu, doch Jay sagt: „Egal. Geh zu ihr und frage was los ist.“. „Ich bin die letzte Person, die sie bei sich haben will!“ sage ich deutlich und gehe ebenfalls in mein Zimmer. Ich lerne noch ein bisschen und schreibe an meiner Hausarbeit weiter. Gegen Nachmittag gehe ich ins Bad und putze mir meine Zähne. Als ich wieder im Flur bin höre ich heftiges schluchzen. Mein Herz zieht sich echt schmerzhaft zusammen, aber mein Kopf verbietet da anzuklopfen.
Meine Beine tragen mich in mein Zimmer und ich lege mich schlafen.
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Tragedy Happiness
Teen FictionVerrückt! Das würden die meisten über Emmas taten sagen. Ohne viel Geld zieht sie in eine Stadt, weit weg von ihrem Zuhause, um zu studieren. Sie zieht zu drei Jungs, die sie nicht kennt. Hätte sie gewusst, was alles in Baton Rouge passieren wird, h...