7. Chase

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Ich trete meine Bettdecke weg und schalte den nervigen Wecker aus. Warum habe ich mir auch den nervigsten Ton ausgesucht? Es ist acht Uhr und normale Menschen würden noch weiterschlafen. Auch ich bin kurz am Überlegen, aber dann wäre mein kompletter Tages Rhythmus im Arsch. Ich stehe auf und suche mir meine Trainingshose heraus und mein Sport T- Shirt.
Im Bad putze ich mir nur die Zähne und mache mir grob meine Haare mit meinen Händen. Ich sollte mal Jay fragen, ob ich die färben sollte. Die hellen Strähnen werden immer mehr. Ein paar Haare fangen sich auch schon leicht an zu Locken zu entwickeln. Als kleiner Junge habe ich es gehasst, weswegen ich meine Haare immer schön kurzgehalten habe, aber mittlerweile ist es mir egal. Unten sind die Jungs noch am Schlafen, daher schleiche ich mich heraus. Meine Sportschuhe habe ich immer im Zimmer, und ziehe öfters draußen vor der Tür erst an.
Beim Joggen höre ich immer Musik. Es entspannt mich und lenkt mich ab, von dem Laufen und wie anstrengend ist. Ich habe schon in Kindesalter mit Sport angefangen, aber meistens war es nicht so effektiv wie das Joggen. Ich war als kleines Kind ziemlich fett gewesen. Bevor ich vor ca. fünf Jahren mit dem Joggen angefangen habe, habe ich es mit Ballspielen versucht, aber ich bin nicht wirklich ein guter Teamplayer. Egal ob beim Fußball, Basketball oder Volleyball. Ich war echt schlecht, und mein Gewicht ist nicht so gut runter gegangen. Das Joggen macht mich glücklich und ich kann ganz schön sauer werden, wenn ich morgens dazu nicht komme. Auch wenn die Ferien vorbei sind. Dann stehe ich früh genug auf, um noch vorher duschen zu können. Ist meistens sehr früh, aber das ist mir egal. Ich will ja nicht irgendwann wieder durch die Gegend rollen. Dank dem Sport traue ich mir ja auch wieder was Süßes zu essen. Ich bin kein Sportfreak, der sich nur von bestimmten Milkshakes ernährt. Ich liebe Pizza, Döner und asiatisch. Essen tu ich normal, weil ich auch ein bisschen von Daniel gezwungen wurde. Aber es tat mir wirklich gut.
Nach einer Stunde bin ich wieder da und höre jemanden in der Küche. Ich gucke und sehe Daniel, der sich ein Toast macht. „Willst du Kaffee?“ fragt er, doch ich schüttle den Kopf. „Ein kaltes Wasser, wäre besser.“ Sage ich ein bisschen außer Atem. Er nickt und ich gehe nach oben. Neben der Badezimmertür ist Emmas Tür weit offen. Auch wenn ich es nicht sollte, gucke ich einmal rein. Sie ist noch am Schlafen. Die Decke ist durcheinander über sie verteilt, das Kopfkissen liegt in der Ecke und wird nicht benutzt. Wozu auch ein Kopfkissen, wenn man eine Ecke der Decke benutzen kann. Ihre Haare liegen um ihr verteil, aber lassen das Gesicht in Ruhe.
Ich wende meinen Blick von ihr ab und gehe in mein Zimmer. Als Daniel erzählte, dass ein Mädel bei uns einzieht, war ich sehr erstaunt. Darüber, dass sie zugestimmt hatte. Sie wusste ja, dass es drei Jungs sind und hatte trotzdem sich gesagt, das Zimmer zu nehmen. Außerdem hält sie Jays Witze und Albernheiten aus. Und dass muss man, wenn man hier lebt. Ich kenne ihn nicht anders. Er kann jeden aufheitern, aber auch er kann ernst und vor allem sauer werden. Vor allem bei Themen wie, Homosexualität, Rassismus, Transgender und behinderte Menschen. Da wird er super schnell ernst, bleibt aber Sachlich.
Ich gehe in mein Zimmer und schnappe mir noch Klamotten und gehe ins Bad. Ich vergesse fast abzuschließen, aber ich denke noch früh genug daran. Ich musste es jetzt fast drei Monate nicht machen.
Nach zehn Minuten bin ich frisch angezogen und meine Haare sind fast wieder trocken. Ich schnappe mir meine Klamotten und gehe in den Flur. Emma macht gerade die Tür zur Treppe auf und guckt mich überrascht an. Sie hat sich einen unordentlichen Dutt gemacht, ein weites, schwarzes Shirt und eine übergroße graue Jogginghose an. „Morgen.“ Sage ich, damit wir uns nicht weiter anschweigen. „Mor…“ weiter kommt sie nicht, weil sie gähnen muss. Ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Um ihre Nase wird sie leicht rot, aber auch sie muss schmunzeln. Ich gehe an ihr vorbei in mein Zimmer und schmeiße meine Sachen in eine Ecke.
Ich gehe nach unten und schmeiße mich auf das Sofa und mache den Fernseher an. Irgendwann kommt Jay aus seinem Zimmer und reibt sich müde die Augen. „Du wirst die Zeit nicht überleben, wenn die Uni wieder startet.“ Sage ich lachend und er rollt mit den Augen. Er schlendert in die Küche und irgendwann kommt Daniel. Er sieht nicht aus wie ein Zombie. Er setzt sich neben mich und wir schalten uns zusammen ins Morgenprogramm, aber landen trotzdem bei Netflix. Jay kommt und setzt sich zu und sagt: „Emma hat noch nie Haus des Geldes gesehen. Ich finde, dass sollten wir ändern.“. „Finde ich nicht.“ Sagt Emma, die mit einer Tasse zu uns kommt. Jay verschränkt die Arme und sagt: „Es ist wichtig für die Bildung.“ Und tut so, als wäre er ein Lehrer. Sie guckt ihn herausfordernd an und fragt: „Was bringt mir denn die Serie wichtiges bei?“. Ihre Augen werden zu schlitzen und auch seine Augen. Doch sein Mundwinkel hebt sich und er sagt: „Wie man in der spanischen Banknotendruckerei reinkommt und sich das Geld drucken kann. Das wird für uns nochmal ganz wichtig!“. Emma fängt an zu lachen und auch Daniel und ich müssen schmunzeln. Jay guckt uns an und muss sich das Lachen stark verkneifen. „Was? Ich meine es ernst!“. Emma hockt sich vor dem Sofa und setzt sich auf dem Teppich, obwohl sie sich noch neben mir hätte setzten können. Ich will erst was sagen, da sagt sie zu Jay: „Meinetwegen können wir uns eine Folge angucken.“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen und greift nach der Fernbedienung. Kurz zanken sich Jay und Daniel darum, wer die Folge anmachen darf, aber Jay gewinnt den Kampf. Er macht die erste Folge an. Ich habe sie schon bestimmt zehntausendmal angeguckt, aber auch nur, weil es Daniels Liebling Serie ist. Wie oft sie die Serie von vorne angeguckt haben, kann ich nicht mehr mitzählen. Daniel zählt auch die Sekunden, bist zum Erscheinungsdatum der Staffel fünf. Gut vielleicht etwas übertrieben, aber er hat sich es auf dem Handy zu eingestellt, dass er einen Alarm an den Tag hat. Damit er sich die Staffel früh genug angucken kann.
Die erste Folge ist durch und wir gucken alle Emma abwartend an. Sie rollt mit den Augen und gibt zu: „Okay. Ich muss zugeben, dass ich gerne weiter gucken möchte. Ich möchte wissen wie es weiter geht.“ „Genau das wollte ich hören.“ Sagt Jay und klopft ihr auf dem Kopf. Außenstehende würde es auf dem ersten Blick gar nicht merken, dass wir Emma erst seit knapp drei Tagen kennen. Ich glaube, dass Jays offene Art Schuld hat, aber auf eine gute Art.
Sie steht auf und bringt ihre Tasse in die Küche. Ihr Handy hat sie auf dem Couchtisch liegen gelassen, aber es fängt an zu klingeln. Da das Display oben ist, sieht man, dass Claire sie anruft. „Wer ist das?“ fragt sie aus der Küche. „Claire!“ rufe ich ihr zu und sie kommt angelaufen. Doch bevor sie annehmen kann, hört es auf zu klingeln. Sie steht da und scheint irgendwas rum zu tippen. „Scheiße!!“ flucht sie auf einmal und rennt nach oben. Wir alle gucken ihr verwundert hinter her. „Mädchen.“ Sagt Jay und dreht sich zum Fernseher. Daniel schlägt ihn mit einem Kissen und sagt: „Voll Frauenfeindlich! Außerdem erinnert sie mich in manchen Sachen an dich.“. Jay schlägt ich mit einem Kissen zurück und fragt provokant: „In welche Sachen denn?“. „Treffen vergessen oder zu verschlafen!“ sagt Daniel und schlägt ihn wieder mit einem Kissen. Jay sagt nichts mehr, sondern schlägt mit voller Wucht zurück und nicht mal in zwei Sekunden ist eine Kissenschlacht zwischen den beiden ausgebrochen.
Ich rette das Geschirr und bringe es in die Küche und gehe nach oben. Ich lasse die zwei einfach herum albern. Oben kommt Emma aus dem Bad. Ihre feuchten Haare hat sie zu einem hohen Zopf gebunden, aber die kurzen Haare locken sich um ihr Gesicht. Sie hat ein schwarzes, enges T- Shirt an mit V- Ausschnitt das mit Bändern zusammengehalten wird und eine lockere, helle Löcher Jeans. Sie bleibt stehen und guckt mich an. Ihre Augen scheinen so blau, dass sie mich an das Meer erinnern. Sie presst ihre Lippen aufeinander und scheint irgendwie überfordert zu sein. „Alles Okay?“ frage ich und hole sie aus ihren Gedanken. Sie nickt und sagt schmunzelnd: „Ich hatte nur vergessen, dass ich mich heute mit Claire treffen wollte. Sie sagte, sie hätte eine Überraschung für mich.“. Ein Lächeln breitet sich bei mir aus und auch dann bei ihr. „Viel Spaß, Bis später.“ Sage ich und gehe in mein Zimmer. In meinem Zimmer mache ich nicht viel. Ich räume auf und Staubsauge auch noch, aber das wars. Es ist Ein Uhr und ich kann bis vier wach sein. Danach muss ich in den Club und arbeiten. Ich lege mich auf ein Bett und spiele mit meinem Handy. Doch nach einer Stunde ist mir Langweilig und ich habe Hunger. Ich gehe nach unten und sehe, dass nur Daniel in der Küche ist. „Jay ist weg, bei Kumpels.“ Sagt Daniel und konzentriert sich weiter darauf, nicht zu viel Kakaopulver auf die Sahne zu machen. Er liebt Trinkschokolade mit einem großen Berg Sahne und noch ein bisschen Kakaopulver. Ich mag das nicht selbstgemacht. Im Café sieht und schmeckt es einfach Bombe. Ist meine Meinung.
Ich setzte mich hin und tippe eine Nachricht. „Hast du eigentlich noch was von ihm gehört?“ fragt Daniel. Obwohl er keinen Namen genannt hat, weiß ich genau wen er meint. „Ja. Zu viel.“ Sage ich genervt und damit ist das Thema auch erledigt. Daniel konzentriert sich weiter auf sein Getränk und ich gucke auf die Uhr. Halb Zwei. Wie langsam geht denn bitte die Zeit vorbei? Ich freue mich schon auf das Arbeiten im Club. Barkeepern ist einfacher, als gedacht. Ich finde es nicht schlimm zu arbeiten, während die anderen ihren Spaß haben. Ich gehe oft mit Daniel und Jay feiern, aber nicht in Clubs, sondern auf Hauspartys. Ein guter Kumpel von Jay feiert oft in den Ferien. Er schmeißt sogar noch bevor die Uni wieder startet eine Party. Ich musste mir zwar dafür frei nehmen, aber die Partys sind dafür richtig geil.
Ich rede mit Daniel noch ein bisschen, aber ich gehe um drei ins Bett. Viel schlafe ich zwar nicht, aber das tue ich nie. Um kurz vor neun mache ich mich fertig und gehe um punkt neun zur Diskothek.
Soundcheck ist von außen leicht zu übersehen, aber es ist trotzdem fast jeden Abend voll mit Menschen. Auch in der Woche.
Im Pausenraum sind schon die anderen da. Ich begrüße sie kurz, aber das wars. Ich lege meine Sachen auf meinen Platz und wir besprechen kurz, und beginnen mit den Vorbereitungen. Das meiste haben aber die schon heute Nachmittag da waren erledigt. Um kurz vor elf kommt dann der Ansturm. Der Bass dröhnt in meine Ohren, aber ich bin es schon gewohnt. Ich mixe Cocktails, schenke Schnaps oder andere Alkoholischen Getränke ein. Einmal soll ich zwei Cocktails an zwei Mädel geben, Julian genug zu tun hat. Wir arbeiten oft zusammen. Mit seinem blonden Haaren und seinen blauen Augen ist er immer zu sehen. Er ist ziemlich still und in sich gekehrt, aber mit mir redet er normal. Nur beim Arbeiten kommt er aus seiner Haut und übernimmt gerne mal das Kommando.
Ich mixe die gewünschten Cocktails und suche die zwei. Sie haben den Rücke zu der Bar gedreht und gucken sich irgendwas auf der Tanzfläche an. Ich stelle die Gläser hin und erkenne sofort, dass es Claire und Emma sind. Genau in dem Moment wo ich es checke, dreht sie sich um und guckt mich überrascht an. Ihre Augen weiten sich, aber mustern mich kurz, aber ich habe es gesehen. Ich finde es nicht schlimm, denn ich tute es ohne zu überlegen auch. Sie hat immer noch die Sachen an, wie heute Mittag, aber ihre Haare sind offen und sie haben einen deutlichen Wellenschwung, der nicht gemacht aussieht. Sie ist geschminkt, aber nicht zu extrem und sie hat große Ring Ohrringe. Sie sieht verdammt hübsch aus. Ich wende dennoch meinen Blick von ihr ab und gehe. Trotzdem spüre ich ihren Blick auf mein Rücken.

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