40. Emma

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Ich öffne mein Handy zum tausendeinsten Mal und lese mir die Nachricht meiner Mutter durch.

Mum: Dein Dad liegt im Krankenhaus. Er hatte einen Unfall und liegt noch bewusstlos auf der Intensivstation. Die Ärzte sagen aber, dass er bald aufwachen sollte. Mach dir keine Sorgen, wir sind hier für ihn. Mum

Doch natürlich mache ich mir Sorgen. Ich hatte die Nachricht gelesen, da war ich auf dem Weg zum Parkplatz. Ich bin froh, dass die Jungs nichts dazu gesagt hatten.
Nur sitze ich jetzt in meinem Zimmer und will nicht mehr alleine sein, doch für mich kommt nur eine Person in Frage. Ich stehe mit zitterndem Knieen auf und laufe aus meinem Zimmer, durch den kleinen Flur und stehe nun vor Chase Zimmer. Ich brauche ihn jetzt einfach. Ich klopfe leise, doch es kommt nichts von ihm. „Chase?“ sage ich nicht gerade laut, aber laut genug, dass er mich hätte verstehen müssen. Meine Tränen laufen weiter und ich versuche es nochmal. „Chase bitte…“ sage ich und lege meine Stirn gegen die Tür. „… Ich brauche dich jetzt.“ Hauche ich doch es kommt nichts. Auch nicht, als ich nochmal gegen das Holz klopfe.
Ich ein bitteres schluchzen kommt raus, doch ich renne in mein Zimmer und lehne mich weinend gegen meine Tür. Mein Herz schmerzt und ich bekomme Kopfschmerzen. Ich will sauer auf ihn sein, doch ich bin eigentlich nur enttäuscht von ihm.
Ihm ist es egal wie es mir geht…
Das ist er erste Satz, der mir dazu einfällt. Für diese Situation. Mein Blick geht auf ein Bild auf meinem Schreibtisch. Dort sind Bilder meiner Familie. Mein Magen dreht sich, als ich an meine Brüder denke. An meine Mutter und an meinem Vater. Sofort treten neue Tränen aus, aber das Schluchzen hat aufgehört. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es bald sechs Uhr ist.
Ich schreibe schnell Claire an, ob wir essen gehen wollen. Es dauert keine Sekunde und sie sagt, dass ich kommen kann.
Ich schnappe mir meine schwarze High Waist Hose und ein weißes Snoopy Shirt. Mit einem Waschlappen mache ich mir mein Gesicht sauber, aber die roten Augen verraten viel. Schminke würde mir nur schaden, weswegen ich keine draufmache. Nur meine Handtasche mit meinem Handy, Geldbeutel und Taschentücher gehe nach unten. Im Wohnzimmer sind Jay und Daniel. Als sie mich sehen gucken sie mich besorgt an, und Daniel will was sagen, aber ich bin schneller: „Ich gehe mit Claire essen. Ihr braucht nicht auf mich zu warten.“. Er macht den Mund wieder zu und ich gehe in die Garderobe und siehe mir schnell meine Schuhe an und schnappe mir Schlüssel und Jacke und rufe noch schnell: „Tschüss!“.
*
Wir sitzen im Bugerking und warten auf unser Essen. Natürlich hatte Claire meine verheulten Augen gesehen und mich ausgefragt. Den Streit mit Chase hatte ich ihr schon am Montag erzählt. „Es ist einfach alles Scheiße!“ fluche ich und fahre mir mit beiden Händen durch die Haare. Claire guckt mich mitleidig an und sagt: „Ich weiß. Und was Chase abzieht ist große scheiße.“. Ich nicke nur und sage mit einer zitternden Unterlippe: „Was ist, wenn er es nicht schafft?“. Sie schüttelt den Kopf und nimmt mich in die Arme und flüstert in mein Ohr: „Er wird es schaffen! Er wollte mich doch noch unbedingt kennenlernen, weißt du das noch?“. Ich nicke und muss aufgrund der Erinnerung lächeln. Ich und Claire hatten gerade angefangen zu skypen und mein Vater kam einmal und wollte eigentlich nur mich was fragen. Es hatte damit geendet, dass wir zu dort drei Stunden geredet haben. Von dem an liebte mein Vater Claire. Er hatte mir es oft versucht zu ermöglichen sie zu besuchen, aber irgendwie kam immer was dazwischen. Trotzdem hatte er mir gesagt, dass er erst streben würde, wenn er sie getroffen hat. Ich habe es Claire dann erzählt und sie war gerührt. Dass sie es bis heute nicht vergessen hat, rührt allerding mich ziemlich. Es zeigt mir, dass ihr meine Familie nicht egal ist, obwohl sie diese noch nie traf. Genauso ist es aber bei mir mit ihrer Familie.
Nach zwei Stunden gehen wir und laufen zu ihr ins Zimmer. Wir reden noch viel und Claire schafft es erfolgreich mich abzulenken. Das Mädel weiß einfach wie sie es hinbekommt. Sie musste es ja zehn Jahre hinbekommen, nur mit Worten mich abzulenken. Doch nach drei Stunden schaue ich auf die Uhr und mache mich auf dem Weg nach Hause. Die zehn Minuten dich ich brauche zum Haus zu laufen verfliegt die gute Laune und ich merke, wie glasig meine Augen werden.
In der Küche und im Wohnzimmer ist niemand. Ich gehe stark davon aus, dass alle am Schlafen sind. Ich gehe leise in mein Zimmer und schaue auf die Uhr. Elf Uhr. Ich zücke mein Handy und sehe eine Nachricht meiner Mutter.

Mum: Er ist noch nicht wach und sein Zustand ist etwas schlimmer, als heute Mittag. Ich dachte, du wolltest es wissen. Aber mach dir keine Sorgen und konzentriere dich auf dein Studium. Alles Liebe, Mum und die Jungs

Ich soll mich auf die Uni konzentrieren, wenn es meinem Vater schlecht geht?! Mein ganzer Magen dreht sich und ich weiß, dass ich heute nicht schlafen werde und morgen mich auf der Arbeit nicht konzentrieren kann.
Ich fassen einen gefährlichen Entschluss.
Ich tippe schnell Jack eine Nachricht und fange schnell an mit Tasche packen an. Ich muss hier weg. Ich muss zu meinem Vater. Zu meiner Familie. Ich konnte und wollte auch nicht länger hierbleiben. Auch wenn Claire, Jay und Daniel hier wären, um mich zu trösten. Um für mich da zu sein, aber Chase nicht. Und irgendwie schmerzt mein Herz zu sehr an den Gedanken, dass es ihm egal war, wie es mir ging. Selbst als ich heulend an seiner Tür geklopft hab, hatte er mich ignoriert.
Mit einer großen Tasche gehe ich leise nach unten und hinterlasse einen Zettel auf dem Küchentisch.

Zuhause gibt es Probleme. Ich musste da einfach hin.
- Bis Bald

Leise schließe ich die Tür auf und schnappe mir meine Jacke und gehe raus. An der Straße rufe ich mir ein Taxi und warte. Der Wind ist kalt, aber ich ziehe dennoch meine Jacke nicht an. Auch wenn ich es nicht will, beginnen meine Tränen wieder zu fließen. In meinem Kopf fangen an sich die schlimmsten Sachen vorzustellen.
Was ist, wenn er es nicht schafft?
Ich schüttle den Kopf. Nein, er wird es schaffen. Mein Vater war schon immer hart und hatte sich nie leicht unterkriegen lassen. Selbst als er mit hohem Fieber im Bett lag, ist er dennoch mit mir in den Supermarkt gefahren um mir eine große Portion Eis zu kaufen. Ich hatte Liebeskummer und meine Brüder waren überfordert mit mir. Da mein Vater ebenfalls mit zwei jüngeren Schwestern aufgewachsen ist, wusste er, was ich brauche. Als wir dann das Eis besorgt hatten, sind wir wieder nach Hause und haben zusammen einen Film geguckt. Meine Mutter hatte einen halben Herzinfarkt bekommen, als er ihr gesagt hatte, er sei mit mir losgefahren. Nach der Aktion blieb er auch bis zu seiner Genesung im Bett, aber er habe es dennoch nicht bereut. Und dafür bin ich ihn bis heute dankbar. Ein Grund mehr, für ihn da zu sein.
Nach einer halben Stunde kommt endlich das Taxi. Ich hatte, als ich angerufen habe schon gesagt, dass es sehr weit weg ist, weswegen er sich nicht wundert, dass ich nach Woodville will.
Das wird eine lange Nacht

Tragedy HappinessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt