33. Chase

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Ich drehe mich auf die Seite und schlinge meinen Arm um etwas. Meine Augen sind noch geschlossen, aber ich bin so weit wach, dass ich mich wundere, was das ist. Ich streiche mit meiner Hand und bewege meine Finger leicht. Ein Körper beginnt zu zittern und ich höre, wie Emma anfängt zu kichern. Meine Augen öffnen sich schnell und ich sehe, wie Emma mit dem Rücken zu mir auch auf der Seite liegt, und sich leicht krümmt. Meine Mundwinkel gehen in die Höhe. Ihr Kichern versucht sie leise zu halten, aber sie schafft es nicht. „Du bist ja kitzelig.“ Raune ich ihr ins Ohr. Sie dreht ihren Kopf zu mir und sagt lachend: „Vielleicht.“. Ich setzte mich etwas hin und benutze nun beide Hände und Kitzel sie am Bauch weiter. Sie krümmt sich und versucht sich zu wehren, aber es gelingt ihr nicht. Aus ihrem Kichern ist richtiges Lachen geworden. „Bitte! Ich kann nicht mehr!“ fleht sie und ihr kommen auch schon ein paar Tränen aus den Augen.
Ich höre kurz auf, aber halte sie fest und frage breit grinsend: „Nenne mir einen Grund, warum ich aufhören soll.“. Sie nutzt die Chance und atmet einmal durch. Ihre Augen schauen sich um und sie überlegt sich wohl einen guten Grund. Ich komme mit meinem Gesicht näher und frage mit dunkler Stimme: „Und?“. Meine Hände fangen sich schon leicht an zu bewegen, aber sie scheint es noch nicht zu merken. Sie guckt mir in die Augen und bevor ich weiß sie vorhat lehnt sie sich vor und ich spüre ihre Lippen auf meine.
Okay, dass lass ich gelten.
Ich genieße das Gefühl ihr so nah zu sein. Genieße das Gefühl ihrer Lippen, die sich perfekt zu meinem Bewegen. Meinetwegen können wir auch hier Stunden hier liegen, aber ein Klingelton unterbricht uns. Es ist ihr Wecker. Ich löse mich von ihr und sie stellt das Ding mit einem leisen seufzten aus.
Ich lege mich wieder auf die Seite und auch Emma legt sich so hin, dass wir uns angucken. Mit einer Hand streiche ich ihr den Arm und merke dadurch, wie sie Gänsehaut bekommt.
Im Prinzip liegen wir beide hier und schauen uns lächelnd an. Doch irgendwann sagt sie: „Wir müssen los.“. Ich ziehe meine Augenbrauen fragend zusammen, was sie zum Lachen bringt. „Heute ist Montag. Wir müssen zur Uni.“ Sagt sie und stupst mir gegen die Schulter. Ich seufzte einmal und Emma dreht sich um, doch ich lege einen Arm um ihren Bauch und halte sie fest. „Wir müssen uns fertig machen!“ sagt sie lachend, doch ich schüttle den Kopf und ziehe sie wieder zu mir. „Noch ein paar Minuten.“ Sage ich und halte sie nun mit beiden Armen fest an mich gedrückt. „Sonst bist du immer so früh wach.“ Sagt sie und versucht sich zu drehen, aber schafft es nicht. „Mmh“ murmle ich zustimmend. Normalerweise jogge ich ja auch jeden Morgen, aber das fällt heute einmal aus.
Emma ist ruhig und ich werde etwas lockerer mit meinem Griff. Plötzlich macht sie schreckliche Musik an. Sie fängt an zu lachen während ich grummle. „Mach das aus!“ sage ich, doch sie schüttelt den Kopf. Ich lasse sie los und sie macht die Musik aus. Jetzt hat sie, was sie wollte.
Sie steht auf und schnappt sich schnell Klamotten und huscht ins Bad. Ich setzte mich auf die Bettkante und reibe mir einmal übers Gesicht. Meine Gedanken schweifen zu Emma und meiner Entscheidung. Ich Idiot könnte mir selbst eine Bachpfeife verpassen. Warum habe ich solange gewartet? Warum habe ich gedacht, es wäre falsch? Ich bin einfach ein kompletter Idiot.
Ich gehe in mein Zimmer und ziehe mich um und klopfe dann an der Tür vom Badezimmer. Emma schließt auf und ich sehe, dass sie am Zähneputzen ist. Ich stelle mich einfach daneben und auch ich fange an, meine Zähne zu pflegen. Wir reden nicht, aber das wollen wir beide nicht. Es ist eine angenehme stille, aber ich muss mich mehrmals ermahnen, nicht sie ständig anzustarren.
Als wir beide fertig sind gehen wir nach unten. Im Wohnzimmer und in der Küche ist niemand und wir machen in Ruhe unser Frühstück fertig. Emma wirft sich ein Toast in den Toaster und setzt sich dann auf die Küchenzeile und guckt mich lächelnd an. „Was?“ frage ich und meine Mundwinkel gingen auch schon leicht in die Höhe. Ihre blauen Augen funkeln mich an und ich stelle mich vor ihr. Ihre Arme legt sie auf meine Schultern und sagt: „Nichts. Alles ist gut.“. Mir entlockt ihre Antwort ein Lächeln und ich ziehe sie näher an mich. Es sollte nur ein flüchtiger Kuss werden, aber irgendwie ist er intensiver geworden, als beabsichtigt. Ihre zarten Finger streichen sich durch meine Haare, aber ich finde es nicht schlimm. So wirklich konzentriere ich mich auch nicht darauf. Ihre weichen Lippen sind das einzige, worauf ich mich konzentriere. Wir lösen uns, weil wir Schritte hören. Ich gehe wieder zur Kaffeemaschine und zwei Sekunden später steht auch schon Jay im Türrahmen. Seine Augen sind nur halb offen und er sieht mal wieder aus wie ein Zombie. Ich frage mich echt, wie er es jedes Mal schafft, so auszusehen.
Er blickt verwundert zu Emma, die immer noch auf der Küchenzeile sitz und fragt aber uns beide: „Alles Okay?“. Wir nicken beide stumm, doch er merkt, dass irgendwas nicht stimmt. Doch weiter nachfragen tut er nicht.
Gott sei Dank!
Ich will es ihnen nicht verheimlichen, aber ich will es erstmal mit mir selbst ziemlich ausmachen können. Ich hatte zwar schonmal eine Freundin, aber ihr war es so viel anders. Es war vor dem Erflog meines Bruders, und vor der Scheiße, die passiert ist. Denn mein Bruder ist nicht das einzige Problem gewesen, was ich ihr nicht erzählen konnte. Auch wenn ich der Meinung war, dass die Sache mit meinem Bruder schlimmer ist, bin ich mir nun nicht mehr so sicher. Ich werde es ihr noch erzählen, aber jetzt einfach noch nicht.
Irgendwann kommt Daniel und wir frühstücken zusammen und steigen danach alle in Daniels Wagen und fahren zur Uni. Ich sitze auf dem Beifahrersitz und Emma hinter mir. Im Rückspiegel linse ich immer mal wieder unauffällig hin, weil ich nicht anders kann. Sie ist einfach verdammt hübsch. Ihre braunen Haare hat sie offengelassen, aber den Wellenschwung konnte sie nicht glatt bekommen. Ihre blauen Augen werden stark hervorgehoben, durch die schwarz getuschten Wimpern. Aber viel Make- Up hat sie nicht drauf. Sie hat ein schwarzes, dünnes, langärmliges Oberteil an mit einem V- Ausschnitt, dass aber mit Bändern etwas zusammengehalten wird. Dazu eine locker ansitzende Löcher Jeans und ihre weißen, grauen Schuhe. Auch wenn es sich so anhört, als würde es nicht zusammenpassen, passt es zu ihr perfekt.
Wir kommen bei der Uni an und wir lassen Daniel und Jay zusammen vorlaufen. Ich bin gespannt, ob sie offen zusammenlaufen werden. Also mit Händchen halten und so.
Ich verschränke meine Hand in ihre und flüstere ihr ins Ohr: „Kommst du in der Pause in die Bibliothek?“. Sie beginnt zu lächeln und fragt, aber den Blick gerade aus gewendet: „Ist es eine Aufforderung, oder eine Frage?“. Ich bleibe plötzlich stehen und schnappe mir ihre Hüfte und gehe mit meinem Gesicht zu ihr runter und sage, während ich immer näherkomme: „Eine Aufforderung als eine Frage formuliert.“. Sie schluckt hefig und nickt, während ihr Blick ab und zu auf meine Lippen wandert. Mein linker Mundwinkel zuckt und geht nach oben. Im nächsten Moment drücke ich schon meinen Mund auf ihren. Sie ist etwas überrascht, aber erwidert den Kuss schnell. Man kann einfach nicht genug davon bekommen. Ich hatte zwar zu mir gesagt, dass ich nicht wieder von etwas abhängig werden will, aber da kannte ich auch Emma und ihre weichen Lippen noch nicht. Ihre süße, das Gefühl, die Bewegung, einfach alles ist perfekt.
Viel zu früh lösen wir uns und sie schaut mich mit funkelnden Augen an. „Wir müssen los.“ Haucht sie und ich nicke. Was anderes kann ich ja nicht sagen.
Ich schnappe mir ihre Hand und wir laufen vom Parkplatz runter. Als Claire kommt lässt sie mich los und umarmt ihre Freundin. „Bis Später!“ sage ich zu den beiden. Claire hakt sich bei Emma ein und die beide Winken und gehen. Sie müssen in ein anders Gebäude als ich.

Tragedy HappinessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt