Seit zwei Wochen besuche ich Seminare und höre den Dozenten zu. Gebe pünktlich meine Hausarbeiten ab und bekomme sogar gute Noten. Meine Konzentration ist wieder höher, weil ich mich nicht mehr so viel ablenken lasse. Ich habe mit Emma nicht richtig geredet über die Party, aber ich glaube ich habe meine Chance dafür auch verpasst. Wir gehen normal mit uns um und wir haben sogar gestern mit Jay und Daniel die letzte Wein Flasche ausgetrunken und gespielt. Es war ein ruhiger Abend und wir haben viel gelacht. Daniel und Jay waren normal drauf, doch ich bin mit Emma trotzdem eher nach oben gegangen. Sie hatte sich gewundert, aber ich habe ihr es erzählt. Also den einen Abend, wo die beiden sich geküsst hatten. Ihre Augen haben gefunkelt und sie will jetzt unbedingt ein Verkupplung Plan schmieden.
Heute regnet es schon den ganzen Tag. Ich hatte schon wieder eher frei und ich komme ziemlich nass zuhause an. Schon bei der Garderobe streife ich mir das nasse und kalte Shirt vom Leib und gehe ins Wohnzimmer. Ich bleibe verwundert stehen, als mich Emmas blaue Augen verwundert angucken. Klar, Ich habe nicht mit ihr gerechnet, und sie mit mir nicht.
Um ihre Nase wird sie verräterisch rot und mein Mundwinkle zuckt deswegen ein bisschen. Auch wenn es nicht sollte. Ich gehe einfach zur Treppe und sage: „Hey! Ich bin nicht er einzige, der wohl eher frei hat.“. „Aber der einzige, der den Regen erwischt hat.“ Sagt sie und ich drehe mich im Türrahmen um. Sie hebt ihr Kinn selbstbewusst hoch und schaut mir in die Augen. Das kleine Lächeln sehe ich und ich rolle lächelnd die Augen und gehe Rückwärts zur Treppe, aber nehme meinen Blick nicht von Emma weg. Erst als ich die Tür zu mache, drehe ich mich um und laufe nach oben.
In meinem Zimmer fange ich an zu zittern, weil es arschkalt ist, weil ich das Fenster offengelassen habe. Ich Idiot. Ich schnappe mir einen schwarzen Hoodie, eine dunkelgraue Jogginghose und gehe ins Bad. Ich dusche echt lange und heiß, sodass die Spiegel beschlagen.
Als ich aus der Dusche komme und zum Spiegel gucke sehe ich das Emma ein Herz in den Spiegel gemalt hat. Ein lächeln kann ich mir nicht verkneifen. Sie macht es mir auch echt nicht leicht, aber ich habe den Moment zum Reden entweder schon verpasst, oder noch nicht gefunden. Und ich bin froh darüber, dass wir uns wieder in die Augen schauen können, ohne seltsam zu werden. Wenn ich mit ihr reden würde, kann alles mies ausgehen und danach würde sie wahrscheinlich ausziehen. Sehr wahrscheinlich. Und dann ist da noch mein Bruder, der mir Stress zubereitet und ich will sie da nicht mit reinziehen. So wie es jetzt gerade ist, ist es gut. Es ist nicht das, was mein Herz möchte, aber auf das Ding ist eh kein Verlass. Nur der Kopf kann Entscheidungen machen, weil er sich auf das logische Konzentriert. Zumindest die meiste Zeit.
In meinen dicken Sachen gehe ich nach unten und sehe, dass das Fenster auf ist. Immer wieder zieht ein kalter Windstoß durch. Emma sitzt auf dem Sofa in einer Decke eingewickelt und hat ein warmes Getränk in der Hand. „Du hättest ruhig das Fenster zu machen können.“ Sage ich und gehe zu dem Ding hin. „Ich habe es nicht zu bekommen.“ Sagt sie etwas leise und steht auf. Ich drücke es zu, aber der Riegel lässt sich nicht nach unten drücken. „Das Ding müsste mal ersetzt werden.“ Murmel ich und drücke mit voller Wucht den Riegel nach unten. Irgendwann lässt er sich nach unten bewegen, und das Fenster ist zu. Ich drehe mich um und Emma nickt. Sie hat ein weißes Shirt mit bunten Farben und ihre dunkel Lila Yoga Hose an. Mit weißen Plüschsocken. „Warum hast du kein Pulli an?“ frage ich, während ich in die Küche gehe. Emma läuft hinter mir und sagt: „Ich habe keinen dicken mitgenommen. Passte nicht mehr in meinen Koffer. Und die dünnen sind alle in der Wäsche.“. Sie zuckt mit den Schultern und holt stellt die Tasse neben dem Kühlschrank und scheint sich Kakao zu machen. „Machst du mir auch einen? Ich hole eben was.“ Sage ich und Emma nickt. Ich weiß selber nicht so wirklich was ich machen will, aber ich gehe nach oben. In meinem Zimmer nehme ich mir erst die dicke Wolldecke, aber mein Blick geht zu meinem Kleiderschrank. Ich packe die Wolldecke auf mein Bett und gucke im Schrank und finde, was ich mir gedacht habe. Ich hole einen schwarzen bedruckten Hoodie raus. Er ist schlicht und vorne steht einfach nur „Imagine Dragons“ drauf. Ich war mit Jay auf einem Konzert von ihnen und dort habe ich mir den Hoodie gekauft. Er ist mir selber zu groß, aber ist ja egal. Ich nehme den Pulli mit und in der Küche steht Emma seitlich an der Anrichte. „Mach die Augen zu und Hände am Körper.“ Sage ich und gehe zu ihr. Ihre Augenbrauen ziehen sich fragend zusammen, aber sie macht was ich ihr gesagt habe. Ich nehme den Pulli und ziehe ihr den einfach an. Ihre Augen gehen auf und sie muss ziemlich lächeln. Ihre Arme bekommt sich leicht dorthin, wo sie hingehören, doch ihre Arme sind bestimmt fünfzehn Zentimeter zu kurz. An ihr sieht es aber so aus, als wäre es gewollt. Als wäre das Ding ein Kleid. Ich mache einen Schritt zurück und sage: „Sieht gut aus.“. Sie hebt stolz ihr Kinn und sagt: „An mir sieht alles gut aus.“. Ich sage nichts dagegen, weil es ja stimmt, aber ich rolle mit den Augen. Sie boxt mir leicht gegen die Schulter und gibt mir eine Tasse. Sie ist noch sehr warm und Emma hat dort sehr schön Sprühsahne draufgemacht. Bei ihr fehlt nur noch die Sahne. Ich warte und wir gehen zusammen zum Sofa. Wir schalten aber nicht den Fernseher an, sondern reden. Nicht über die Party oder über uns. Wir reden über Bücher. Sie hatte mir erzählt, dass sie noch nicht weiß, wo hier ein Bücherladen ist. Und irgendwie sind wir dann aufs Thema Bücher generell gekommen. Ein Teil von mir freut sich richtig gefreut, dass wir wieder reden. Und dass, als wäre nichts passiert. Wir hätten bestimmt noch Stunden darüber reden können, aber irgendwann kommen Jay und Daniel aus der Haustür. Die beiden reden und lachen dann zwei Sekunden später darüber.
Sie sind nicht so nass wie ich vorhin, weil sie ja mit dem Auto gefahren sind. Aber ein bisschen haben sie schon abbekommen. Die beiden gucken zu uns erst verwundert hin und her, aber dann geht Daniel in sein Zimmer und Jay fragt nur: „Warum hast du einen Pulli von Chase an?“. „Ich habe ihr den gegeben, weil es arschkalt in der Wohnung war und sie keinen hat. Wir müssen uns echt um dieses scheiß Fenster kümmern.“ Sage ich und Jay nickt und versteht, was ich meine. Er guckt Emma und sagt freudig: „Ich glaube, wir sollten mal shoppen gehen. Irgendwann wird es kalt und unsere Wohnung heizt sich nicht wirklich ein. Da brauchst du Ski Klamotten um hier zu überleben.“. Ich rolle lächelnd den Kopf und Emma lacht herzlich auf, doch schüttelt mit dem Kopf. „Momentan lieber nicht. Ich brauche erstmal das erste Gehalt, dann vielleicht.“. Jay nickt und geht in sein Zimmer, ohne noch was anderes zu kommentieren. Wir reden noch ein bisschen, weil ich ihr nochmal ernst sage, dass es bei uns wirklich kalt wird, sobald die Temperaturen sich ändern. Sie nickt, doch sie will nicht noch mehr Geld verwenden, dass sie eigentlich fürs Studieren braucht.
Irgendwann gehe ich nach oben, weil ich müde bin, aber noch ein paar Notizen kontrollieren muss. Ich habe etwas zu sehr geschmiert, weil ich mich etwas beeilen musste, weil der Professor schnell redet. Aber da alles lesbar ist, gehe ich früh schlafen.
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Tragedy Happiness
Teen FictionVerrückt! Das würden die meisten über Emmas taten sagen. Ohne viel Geld zieht sie in eine Stadt, weit weg von ihrem Zuhause, um zu studieren. Sie zieht zu drei Jungs, die sie nicht kennt. Hätte sie gewusst, was alles in Baton Rouge passieren wird, h...