20. Emma

4 0 0
                                    


Den Weg nach Hause laufe ich immer. Es ist nicht weit und ich brauche nur zehn Minuten. Ich biege meinen Rücken mehrmals durch, weil ich dennoch merke, dass die Arbeitet ziemlich was abverlangt. Niemand hat gesagt, dass es einfach wird.
Ich bleibe verdutzt stehen, als ich einen sehr großen und teuer aussehenden Wagen wegfahren sehe. Er hatte am Straßenrand vor unserer Wohnung geparkt. Das Kennzeichen sehe ich nicht mehr. Entweder wir hatten Besuch, oder er war bei den Nachbarn. Ich schließe die Wohnung auf und mir kommt sofort ein unangenehmer Geruch in die Nase. Eigentlich steigt mir sonst immer der Duft von Daniels Parfüm in die Nase, weil er sich immer im Wohnzimmer damit vollsprüht. Doch heute riecht es komisch verbrannt, oder nach rauch. Als hätte sich direkt im Wohnzimmer jemand eine Zigarette angemacht. Ich ziehe meine Jacke aus und meine Schuhe und gehe ins Wohnzimmer und sehe, dass Chase dort wütend rumläuft während Daniel die Fenster aufreißt und sagt: „Jetzt beruhigt dich mal und geh nach oben. Sonst machst du noch dumme Sachen.“. Doch Chase hört nicht auf zu laufen, aber nur nervös und murmelt immer wieder was. Daniel guckt mich kurz an, aber mein Blick ist auf Chase gerichtet. „Was ist passiert?“ frage ich und Chase bemerkt mich. Daniel will gerade was sagen, da sagt Chase sauer: „Geht dich nichts an!“. Ich muss einmal heftig schlucken, weil ich ihn noch sie gesehen habe. Und es macht mir Angst.
Chase fängt an wieder nervös rumzulaufen, doch irgendwann Platz ihn der Kragen. Er wirft einen Blumentopf um, der als Deko neben dem Fernseher aufstand. Ich zucke dieses Mal zusammen und mache einen Schritt zurück. „Chase! Jetzt geht nach oben!“ brüllt Daniel ihn an, doch Chase läuft in meine Richtung. Meine Beine wollen mich zur Seite bringen, aber ich verbiete es mir selber. Ich weiß zwar nicht was passiert ist, aber Chase ist keine Gewaltige Person. Er geht stumpf an mir vorbei und sucht sich irgendwas aus seiner Jackentasche. Daniel kommt, doch Chase will raus. „Scheiße!“ flucht Daniel und da reagiere ich. Ich gehe ebenfalls durch die Tür und Chase ist gerade dabei sein Auto aus der Garage zu holen. Ich überlege nicht und steige einfach ein. Chase guckt mich kurz sauer an, aber guckt wieder nach vorne, doch ich nehme bevor er den Motor an machen kann den Schlüssel aus der Zündung. Da ich die Autotür offengelassen habe, schmeiße ich den Schlüssel Richtung Haustür. „Was zur Hölle!“ schreit er mich, aber ich lasse mich nicht von unterkriegen. Das darf ich jetzt einfach nicht. Er steigt aus und will sich offensichtlich den Schlüssel holen. Auch ich steige aus und bin eher da und hebe ihn auf und mache meine Hand hinter meine Rücken. Chase bleibt stehen und guckt mich einfach nur sauer an. Mein Herz rast, aber nicht wie sonst.
„Ich fahr dich dorthin, Okay?“. Ich habe keinen Plan wohin er will, aber ich werde mit ihm einfach irgendwo anders hinfahren. Was auch immer hat, er muss sich beruhigen. Würde sein Verstand arbeiten würde ihn das auffallen, doch er nickt. Gesetzlich gesehen habe ich meinen Führerschein noch nicht, aber ich hatte schon genug Fahrstunden gehabt, nur bin ich in der Prüfung durchgefallen und ich hatte nicht das Geld, für einen zweiten Versuch.
Er steigt neben mir ein und ich muss versuchen mich nicht auf ihn, sondern auf das fahren zu konzentrieren. Das ist zwar ziemlich riskant, aber ich habe schon eine Idee wohin wir fahren können und es ist auch nicht weit.
Ich fahre los und Chase ist neben mir ruhig. Er guckt aus dem Fenster und lenkt mich in keine Richtung. Ich fahre zu einem nahen gelegenen Park und stelle fest, dass kaum Autos auf dem Parkplatz sind und ich genug Platz habe, für meine schlechten Parkkünste. Der Hauptgrund, warum ich verkackt habe.
Ich mache den Motor aus und frage, ohne ihn anzugucken: „Besser?“. Ich habe über die Fahrt immer wieder die Luft angehalten und bin daher ziemlich aus der Puste. Er nickt und sagt: „Besser.“. Er lehnt seinen Kopf an der Kopflehne und fährt sich mit beiden Händen über sein Gesicht und flucht immer wieder leise. „Scheiß! Tut mir echt leid, dass ich so ausgerastet bin.“ Sagt er, als er die Hände wegnimmt, damit ich ihn verstehe. Ich gucke ihn fragend an und frage: „Was war denn passiert?“. Er presst die Lippen zusammen und man merkt, dass er es lieber mir nicht sagen will, aber darauf nehme ich jetzt keine Rücksicht. Ich habe meinen Arsch riskiert und bin hierhergefahren, obwohl ich es eigentlich nicht darf. Ich bin einer Erklärung geschuldet. Zumindest meiner Meinung nach.
„Ich werde es dir irgendwann erzählen, aber ich will jetzt da einfach nicht drüber reden.“. Er guckt mich flehend an, doch darauf gehe ich nicht ein. Sauer drehe ich den Kopf weg und schüttle ihn unmerklich. Ich bin es leid, immer wieder zu hören, dass man mir alles später erzählen wird. Wahrscheinlich tut er es doch nicht, wie das eine mal nach dem Schwimmen. Er hat mir immer noch nicht erzählt, was war.
Seine Hand umfasst meinen Oberschenkel, damit ich ihn angucke. Nur reagiere ich falsch und gucke ihn nicht an, sondern nur seine Hand. Sein Daum fängt an sich hin und her zu bewegen. Es ist nur eine kleine Bewegung und wahrscheinlich merkt er es selber nicht, dass er das macht, aber bei mir löst es viel aus. Nur muss ich das ignorieren. Ich gucke ihn an und er sagt: „Bitte.“. In meinem Kopf rolle ich mit den Augen, aber äußerlich nicht. Warum muss ich ihn das auch noch verzeihen? Ich nicke leicht, doch ihn reicht das. Aber seine Hand nimmt er nicht weg. Mein Mund wird trocken und ich muss heftig schlucken. Warum können nur so kleine Berührungen so vieles bei mir auslöse? Dabei sollen sie es nicht!
„Kannst du zurückfahren?“ frage ich ihn und er zieht verwundert seine Augenbrauen zusammen. Ich muss Lächeln und sage: „Ich habe keinen Führerschein.“. Sein Überraschter Blick bringt mich zum Lachen und er nimmt seine Hand weg und fragt: „Warte! Du hast keinen Führerschein?“. Ich nicke den Kopf und auch er beginnt zu lachen. Ich steige aus und laufe um das Auto um zu, wo auch Chase ausgestiegen ist. Er lehnt seinen Arm auf die Tür und fragt: „Und warum bist du dann gefahren?“. Ich presse erst die Lippen aufeinander, weil ich es selber nicht weiß. Aus Angst? Nein. „Weil du wegmusstest. Wo genau du eigentlich hin wolltest weißt ich nicht, aber ich wusste einfach, dass du da nicht hinfahren solltest.“ Sage ich, weil es die Wahrheit ist. Nur sollte ich es nicht zu oft machen, denn ich habe keinen Bock auf Stress mit der Polizei. Er will wohl noch was sagen, aber weiß wohl nicht. Zumindest macht er den Anschein dafür. Doch da nichts kommt, gehe ich an ihn vorbei und setzte mich in den Wagen. Er macht die Tür zu und läuft ums Auto. Die Fahrt zurück reden wir nicht, aber ich finde es gut, weil ich auch nicht wüsste worüber ich reden möchte. Ich weiß nur, worüber ich nicht reden möchte und das ist über gestern, gerade eben und über das, was er nach dem Schwimmen hatte.
Zuhause kommen Daniel und Jay direkt an und gucken Chas besorgt an. Daniel kontrolliert sogar seine Taschen, doch Chase hält ihm an Handgelenk fest und schüttelt mit dem Kopf. Jay und Daniel atmen erleichtert aus. Ich gehe einfach nach oben und lasse sie reden. Es ist auch vielleicht besser so.

Tragedy HappinessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt