Ich hebe meine Kissen und gucke in jeder Ecke nochmal nach, aber mein Handy lässt sich nicht finden. Ich wollte eigentlich Chase ja fragen, aber ich hatte es vergessen, als wir zusammen auf der Couch saßen. Irgendwann ist er nach oben gegangen, um noch was für die Uni vorzubereiten. Nach fünfzehn Minuten bin ich auch nach oben gegangen und auf der Treppe ist es mir eingefallen, aber ich will ihn nicht stören. Ich mache mir auch eigentlich nur um Claire sorgen, die sich wahrscheinlich große Sorgen um mich macht, da ich mich noch nicht gemeldet habe.
Ich gehe nach unten, um nochmal die komplette Garderobe, als Daniel mit Claire reinkommt. Sie umarmt mich wild und fragt besorgt: „Alles Okay? Geht es dir gut?“. Ich nicke, damit ihr Sorgenvoller Blick verschwindet. Daniel drängt sich an uns vorbei und legt eine duftende Tüte auf den Tisch. „Ruf Chase, dass ich essen mitgebracht habe.“. Ich nicke und gehe nach oben. In seinem Zimmer höre ich laute Musik. Hatte er die schon die ganze Zeit an? In meinem Zimmer habe ich diese nicht gehört. Ich klopfe und die Musik geht aus. Ich mache einen Schritt zurück und er macht auch schon die Tür auf. „Daniel hat Essen mitgebracht.“ Sage ich und er nickt. Er stößt die Tür weiter auf und ich bekomme einen Blick in seinem Zimmer. Ich versuche unbemerkt mir es anzugucken, aber er sieht es. Er lächelt mich an und sagt: „Du kannst ruhig rein.“. Ich mache trotzdem langsame, vorsichtige Schritte in sein Zimmer. „Übrigens, auf meinem Nachtschrank liegt dein Handy. Ich hatte es warum auch immer in meiner Jackentasche.“. Ich gucke zu seinem Bett, dass neben der Tür an der rechten Seite ist. Es ist ziemlich tief, dafür breit und ist aus weiß gestrichenem Holze. Der Nachtschrank hat zwei Schubladen und ist ebenfalls weiß. Ich nehme mir mein Handy und stecke es in die Hosentasche. Ja, meine Jogginghosen müssen Taschen haben. Sein Zimmer ist genauso groß wie meins, und hat fast die selber Form. Nur das Fenster ist gegenüber der Tür an der kurzen Seite des Rechteckes. Seine Wände sind Weiß und haben in regelmäßigen, großen Abständen dunkelblaue Streifen. Es hängen viele Bilder an den Wänden. Doch ich gucke mir die nicht genau an. Hinter seinem Bett hat er ein Regal mit Büchern. Diese gucke ich mir genauer an und staune nicht schlecht. Chase fummelt an seiner großen Musikbox, die er neben seinen Schreibtisch stehen hat. Dieser steht vor dem Fenster. Ich hole Die Tributen von Panem aus seiner Reihe raus und frage: „Hast du die gelesen?“. Er guckt sich mich und das Buch abwechselnd an, und nickt irgendwann zögerlich. Ich nicke und lege es zurück ins Regal und sehe, dass er alle hat. Sogar das Neuerschiene hat er schon. Meine Augenbrauen wandern in die Höhe. Ich hatte mir niemals vorstellen können, dass Chase Bücher liest. Ich gucke mir die weiteren Bücher an. Er besitz viele von dem deutschen Autor Sebastian Fitzek, aber in englischer Verfassung. Ich hole das Buch Das Geschenk aus dem Regal und lese mir den Klappentext durch. Er liest Psychothriller. Ich nehme mir noch ein anderes aus dem Regal und lese mir diesen Klappentext auch durch. Ich frage mich wirklich, warum es Leute mögen sich so gruselige Sachen zu lesen oder anzugucken. Das Schlimme ist, ich weiß gar nicht was gruselgier ist. Es zu sehen wie die Opfer leiden, oder mir vorstellen zu müssen wie sie leiden und mir jedes noch so kleine Detail gesagt wird. Ich finde beides grauenhaft.
Chase stellt sich neben mich hin. So nah, dass sein T- Shirt beim Einatmen an meinem Arm streift. „Jetzt habe ich Angst vor dir.“ Sage ich schmunzelnd und lege das Buch genau an der Stelle zurück. Er sagt nichts, sondern reibt sich nervös den Nacken. Er macht mir den Eindruck, als wäre es ihn unangenehm, dass ich mir seine Bücher angucke. Ich gucke ihn fragend an, aber er weicht meinen Blick aus. „Aber ich finde es cool, dass du die Die Tributen von Panem Bücher gelesen hast. Ich war noch nicht dazu gekommen, aber die Filme habe ich alle gesehen und fand sie echt cool.“ Sage ich schulterzuckend. Er zieht seine Augenbrauen zusammen und fragt mich: „Du findest es nicht seltsam?“. Ich schüttle den Kopf und sage: „Ich lese selber gerne. Wenn du es auch gerne tuts, wo ist das Problem? Nur werde ich ab sofort ein wenig Abstand halten, wenn du ein Geschenk bei dir hast.“. Seine Schultern entspannen sich und er schüttelt lächelnd den Kopf. „Ich mag nur die Thriller von ihm. Ich weiß auch nicht. Sonst lese ich gerne Fantasy.“ Sagt er und zeigt auf eine Reihe nach unten. Dort stehen The Wichter neben allen Harry Potter Bücher und noch einzelne Werke. Meine Augenbrauen wandern wieder in die Höhe und ich streiche mit einer Hand über die Harry Potter Bücher. Ich liebe sie. Ich habe mir alle bestimmt schon fünfzigtausendmal durchgelesen, aber nie selber besessen. Emilian (mein ältester Bruder) hatte sie sich gekauft und ich durfte mir sie wann immer ich sie haben wollte nehmen. Doch nach Baton Rouge konnte ich sie nicht mitnehmen. Dafür waren sie meinem Bruder zu heilig.
„Ich liebe diese Reihe. Doch die Filme habe ich mir nie angeguckt.“ Gebe ich zu, ohne ihn anzusehen. „Ich auch nicht. Viele sagen, dass die Filme zwar super sind, aber vieles nicht gezeigt haben, was im Buch war, obwohl es wichtig ist.“ Sagt er und ich gucke ihn an. Ich zucke mit den Schultern und erinnere mich wieder, warum ich überhaupt zu ihm gegangen war. Nämlich essen. „Ich denke, wir sollten Daniel nicht länger warten lassen.“ Sage ich und gehe schon mal vor. Ich spüre seinen Blick im Rücken, weswegen ich im Türrahmen mich noch mal umdrehe. Er hat sich kein stück bewegt. Er guckt mich warm an und seine Augen halten sich an meinem fest. Dass mein Herz wieder verräterische Laute von sich gibt, ist nicht hilfreich. „Kommst du?“ frage ich leise und verfluche meine Stimme, die ziemlich heiser klang. Sein rechter Mundwinkel zuckt kurz nach oben. Wahrscheinlich wäre es den meisten Leuten entgangen, weil es ziemlich unmerklich war, aber mir musste natürlich sowas auffallen und mein Magen zum Drehen bringen. Er nickt und setzt sich in Bewegung.
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Tragedy Happiness
Teen FictionVerrückt! Das würden die meisten über Emmas taten sagen. Ohne viel Geld zieht sie in eine Stadt, weit weg von ihrem Zuhause, um zu studieren. Sie zieht zu drei Jungs, die sie nicht kennt. Hätte sie gewusst, was alles in Baton Rouge passieren wird, h...