Kapitel 1 - Asya

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Ich ließ das Fenster runter, um etwas Luft zu bekommen. So langsam bemerkte ich, wie sich die Nervosität in mir breit machte.

»Bist du dir wirklich sicher, dass du das durchziehen möchtest?«, erkundigte sich meine beste Freundin Eda. Eigentlich wollte ich es nicht, jedoch blieb mir keine andere Wahl.

»Jahaaa ganz sicher, wie oft soll ich es dir denn noch sagen?«, spielte ich nervös an meiner Kette.

Ein Glück saß ich nicht hinter dem Steuer, sondern Eda. Heute vor 10 Jahren waren wir nach Deutschland gezogen. Ursprünglich kommen meine Familie und ich aus der Türkei. Dort wohnten wir auf dem Dorf. Aus finanziellen Gründen sind wir umgezogen. Meine Kindheit verbrachte ich größtenteils in der Türkei und genau diese Erziehung und das Leben dort machten mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Mit 14 Jahren bin ich hier in Deutschland zur Schule gegangen. Anfangs hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mich einzuleben. Es war eine andere Kultur, ein ganz anderes Leben und natürlich kam auch die neue Sprache hinzu. Ich wurde oft ausgelacht und gehänselt. Ich nahm es niemandem übel, denn diesen Wut nutze ich als Motivation um besser zu werden und somit wurde ich zu der starken Frau, die ich heute bin. Ich schloss meine allgemeine Hochschulreife mit einer 1,4 ab und studiere seitdem Architektur an der Hochschule in Stuttgart. Meine Eltern machte ich mehr als stolz. Da meine Mutter keine Möglichkeit zum Studieren hatte, wollte sie für ihre Töchter immer nur das Beste. Sie wollte, dass wir auf eigenen Füßen stehen und von niemandem abhängig sind. Mama ist eine Hausfrau, wie üblich in den türkischen Familien. Papa ist derjenige, der arbeitet. Meine Schwester geht noch zur Schule. Das Unübliche an unserer Familie war mein alter Nebenjob in einer Bar. Die Semestergebühren betrugen momentan 155 Euro, hierzu kamen noch unsere Pläne die wir in Großformaten wie A0 in farbig, welche pro Blatt 16 Euro kosteten, sowie Pappen, die wir für unsere Modelle. Kurz gesagt musste ich meinem Vater unter die Arme greifen, bis ich endlich als Architektin arbeiten werde. Den Job musste ich gezwungenermaßen kündigen. Immer wieder wurden wir Arbeiterinnen angemacht. Eines Tages wurde ich nach der Arbeit auf dem Weg zu meinem kleinen Gebrauchtwagen von einem Gast, welcher sich in der Bar volllaufen lassen hat, belästigt. Ein Glück kam mir mein Arbeitskollege zur Hilfe. Seitdem bin ich auf der Suche nach der Arbeit bzw. war es bis heute Nachmittag.

»Hast du eine Zigarette für mich?«, fragte ich Eda

»Spinnst du eigentlich komplett? Seit wann rauchst du denn Asya?«, schaute sie mich verwundert an.

»Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist Eda, aber es ist eine einfache Arbeit nicht wahr?«, wollte ich mir die Bestätigung von Eda einholen

»Naja... eure Eltern kennen sich, der Typ wird dir nichts antun können und außerdem hat er eine Freundin. Du gehst da heute hin, schaust, wie der so drauf ist und ziehst es halt ein wenig durch und gut ist.«

Die Unsicherheit in mir wuchs, aber Eda hatte Recht, ich würde es ein wenig durchziehen und zack bin ich raus aus der Geschichte. Hoffte ich zumindest.

»Ich glaube, wir sind da« mit einer Kopfbewegung machte sie mir deutlich, dass es an der Zeit ist auszusteigen. Wir verabschiedeten uns, ich stieg aus dem Auto.

Rückblick

»Schatz er ist ein guter Junge. Die ganzen Medien verbreiten nur Lügen über ihn. Ich kenne Denis doch selber. Weißt du nicht mehr? In eurer Kindheit habt ihr immer miteinander gespielt«, redete meine Mutter schon seit Stunden einen Rapper gut.

Ich konnte es einfach nicht fassen. Jahrelang musste ich vor Mitternacht daheim sein, bis ich diesen Job in der Bar hatte und ganz plötzlich wollte sie, dass ihre Tochter Zeit mit einem Rapper verbrachte? Das war so widersprüchlich. Ich konnte mich an diesen Jungen, der wohl ‚berühmt' war nicht ein bisschen erinnern. Ja zugegeben ich habe ihn gegoogelt und auch auf Instagram gestalkt. Seine Musik schien in Ordnung zu sein. Es ist kein üblicher Deutsch Rap, indem Frauen als Objekte abgestempelt werden und Mütter sonst was. Ihr wisst was ich meine. Aber die Schlagzeilen gefielen mir überhaupt nicht, ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, ob meine Mutter davon wusste. Er schien ein Troublemaker zu sein Casanova so hieß sogar eins seiner Lieder und ein Album. Selbstverliebt ist er wohl auch. Mama erzählte mir, dass er aus einer wohlhabenden Familie kommt. Unsere Väter gingen in der Türkei gemeinsam zur Schule. Den Kontakt hielten sie noch bei, wovon ich aber nicht viel mitbekommen hatte. Sie hätten uns wohl auch bei der Suche nach der Wohnung in Deutschland geholfen, da sie schon seit langem hier wohnten. Seine Mutter war Spanierin, aber konnte wohl sehr gut türkisch sprechen, daher waren auch unsere Mütter gut miteinander befreundet. Sie waren uns anscheinend des öfteren besuchen gekommen.

»Na was sagst du? Schau doch heute einmal bei ihm vorbei und wenn er dir sympathisch ist, dann passt es ja, oder?«, stellte meine Mutter eine Frage nach der anderen.

»Ist gut Mama! Ich mach es schon. Aber wirklich nur, weil wir das Geld brauchen. Weil ich das Geld für das Studium und zum Tanken brauche. Wenn ich mich keineswegs mit ihm verstehe, dann geh ich einfach Kellnern ok? Und dieses Mal wird es einfach keine Bar.«

Rückblick Ende

Das Spiel mit einem Rapper - Jiggo -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt