Kapitel 40 - Tango

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Hand in Hand liefen wir auf die Tanzfläche in der Mitte. Alle Blicke waren auf uns gerichtet. Nervosität machte sich in mir breit. Seine Berührung ließ mich zusammenfahren. Alles explodierte.

»Tief durchatmen.« wies er mich darauf hin und lehnte seine Stirn an meine.

»Können wir?«, fragte er mich nach einigen Sekunden. Ich nickte. Mit seiner Hand gab er ein Zeichen für die Musik.

Mit dem Beginnen der Musik entfernten wir uns voneinander und fingen an den Tango zu tanzen. Unsere Blicke waren verführerisch, leidenschaftlich und feurig. Die Bewegungen perfekt zum Takt. Die Berührungen mehr als nur fordernd. Ich spürte eine aufsteigende Hitze in meinem Gesicht. Er führte mich. Ich folgte.

Seine Führung war selbstsicher und exakt. Er gab mir eine unbeschreibliches Gefühl der Sicherheit. Ich konnte auf ihn vertrauen. Nach meiner Drehung fuhr er meinen Körper entlang. In meiner Brust zog sich alles zusammen. Von hinten umarmte ich ihn und fuhr sein Bein mit meinem nach. Auch wenn er die Rolle des Führenden starken Mannes bekam, begleitete er im Prinzip nur jeden einzelnen meiner Schritte.

Der Tanz endete und wir standen uns wie zu Beginn gegenüber. Mit dem Unterschied, dass das Feuer in uns nun entfacht war. Ich legte meine Hand auf seine Brust und spürte, wie auch sein Herz wie verrückt schlug.

Ich hörte den Applaus.

»Wie schwer es mir gerade fällt dich nicht küssen.« flüsterte er unauffällig.

Wir verbeugten uns und ich lief zu meiner Schwester die an der Ecke der Tanzfläche auf mich wartete.

»Oh mein Gott. Schau dir das Bild mal an. Das ist der Hammer.«, überreichte sie mir ihr Handy. Sie hatte wirklich mehrer schöne Bilder geschossen. Als Paar sahen wir toll aus.

Wir liefen zurück zum Platz. Die Leute an den Tischen an denen wir vorbei liefen, lächelten mir ganz lieb zu.

An unserem Tisch angekommen, blieb mir die Luft weg. Ich beobachtete, wie Emir mein Stuhl nach hinten schob und darauf wartete, dass ich mich setzte.

»Süßes Paar ihr beiden. Wissen das auch deine Eltern?«, fragte er mich. Ich verblasste.

»...dass du mit einem Rapper zusammen bist.«, fügte er hinzu. Mir fehlten die Worte.

»Vielleicht erzähl ich es ihnen gleich mal. Elif... wusstest du eigentlich...«, fing er an. Schlagartig langte ich unter dem Tisch nach seinem Oberschenkel.

»Nicht...«, flehte ich ihn an.

»...dass sie so gut Tango tanzen kann? Ich wusste das gar nicht.«, gab er von sich. Ich atmete beruhigt aus.

Ich spürte wie sich eine Hand auf meine legte und sie weg riss. Als ich mich drehte, blickte ich in Denis wütenden braunen Augen. Vor Wut wirkten sie als wären sie schwarz.

Ich bemerkte, wie uns alle am Tisch anstarrten. Mit meinen Augen versuchte ich ihm zu verdeutlichen zu gehen. Ich war erstaunt, als er es wirklich tat.

»Unser Möchtegern Gangster ist wohl sauer hmm?«, näherte Emir sich mir. 

»Hab ich dich jetzt etwa in der Hand oder lieg ich da falsch? Deine Eltern wissen nichts von ihm und du reist durch halb Deutschland mit ihm? Fragwürdig. Aber stimmt auch mit mir warst du in Istanbul. Was du ihnen wohl für lügen erzählt hast.«, provozierte er mich.

»Sei still Emir. Ich lüge hier niemanden an ok.«, sagte ich.

»Mhm mhm klar, also wissen sie es dann? Gut dann können wir offen darüber sprechen.«, machte er weiter.

»Hat er dich auch schon ...?«, sagte er. Ich kochte vor Wut. Wären unsere Familien nicht hier, hätte er sicherlich eine Backpfeife bekommen.

»Du wolltest es dir für eine besondere Person aufheben, dachte, dass er vielleicht der richtige ist. Bei mir warst du ja nie soweit.«, sagte er.

»Du scheiß Arschloch! Hör mir mal genau zu. Du warst doch derjenige, der in der zweiten Woche unserer 'Pause' sich in Clubs an Frauen rangemacht hat. Du warst doch froh mich los zu werden. Um endlich dein Spaß zu haben, weil du wusstet, dass ich noch nicht bereit dazu war. Was ich mit Denis gemacht habe geht dich ein scheiß an ok? Lass uns in Ruhe und akzeptier unsere Beziehung einfach. Lass es mein Problem sein, wann ich es meinen Eltern sage.«, gab ich von mir und hoffte darauf, dass er mit dem Erpressen aufhören würde.

»Aber ich habe Lust es ihnen jetzt zu sagen.«

»Was willst du von mir Emir? Komm zum Punkt.«, sagte ich deutlich.

»Ich möchte ein letztes Date. Ein Abschiedsdate. Dann lass ich dich in Ruhe. Das verspreche ich dir.«, sagte er.

Ich schüttelte den Kopf. Wenn ich nicht zustimmen würde, würde er das Thema jetzt ansprechen. Dadurch würde er erfahren, dass alles nur ein Spiel war. Andererseits, wenn meine Eltern mitspielen sollten, würde Emir von dem Kuss zwischen Denis und mir erzählen. Meine Eltern würden glauben, dass wir ein Paar sind, was absolut der Wahrheit entspricht. Sie würden mich auffordern, das Spiel zu beenden. Somit hätte ich nicht nur das Spiel beendet, sondern auch das, was ich mit Denis momentan wirklich hatte. Ich dürfte ihn sicher nicht mehr sehen.

»Ok. Ein letztes Date. Dann lässt du mich in Ruhe.«, willigte ich ein.

»Gut. Ich melde mich dann bei dir.«, lächelte er teuflisch. Wie hatte ich ein ganzes Jahr mit so jemandem verbringen können. Ich erkannte ihn nicht wieder.

Der Rest des Abends verlief nicht besonders toll für mich. Ich hatte Emir, meinen Ex Freund links neben mir sitzen. Denis bekam ich nach dem Tanz nicht wirklich zu sehen. Auf dem Weg zur Toilette sah ich ihn neben zwei anderen jungen Männern. 

»Hey«, griff ich leicht nach seinem Arm. Die Jungs ließen uns alleine.

»Fass-mich-nicht-an«, knirschte er mit seinen Zähnen und befreite sich auf dem Griff.

»Denis ich muss dir was wichtiges erzählen.« Ich wollte ihm erzählen, dass Emir mich erpresst hatte und ein Date mit mir wollte. Jedoch ließ er mich nicht zu Wort kommen.

»Was sollte deine verdammt Hand an seinem Schenkel? Hat nur noch gefehlt, dass deine Hand zu seinem Schritt wandert.« Er nahm mehrere Schlücke aus dem Whiskey Glas in seiner Hand.

»Was redest du da für einen Müll. Hör mir doch mal zu verdammt.«, sagte ich enttäuscht.

»Wenn du mit ihm nicht abgeschlossen hast Asya, dann halt dich gefälligst fern von mir. Dir gefällt es mit uns beiden zu spielen, nicht wahr?« drückte er seinen Daumen und Zeigefinger fest in meine Wangen.

»Du spinnst doch vollkommen. Hörst du dir selber beim Sprechen zu? Was wirfst du mir da eigentlich vor?«, schubste ich ihn von mir weg und lief zurück an den Platz.

»Ich möchte nach Hause, egal wie.«, sagte ich am Tisch.

»Ich kann dich fahren wenn du willst.«, hörte ich Emir sagen. Im selben Moment lief Denis an mir vorbei.

Er streifte mir die Schulter und sagte: »Ja hopp. Geh doch mit ihm.«

Das Spiel mit einem Rapper - Jiggo -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt