Kapitel 2 - Denis

548 15 4
                                    

Ich stand vor einem modernen Mehrfamilienhaus. Es ragten zwei sandfarbene Balkone aus der weißen Außenwand raus. Die Geländer und Fensterrahmen waren in einem dunklen Grauton gehalten. Ich mochte die Kombination dieser Farben. Eines Tages würden auch meine Entwürfe Platz in der Realität finden. Ich fragte mich, ob seine Familie in der linken oder rechten Hälfte wohnte. Das Hupen des Autos ließ mich auf zucken. Eda winkte mir und fuhr los. Es war an der Zeit, ich müsste rein.

Ich lief zittrig an die Haustür und klingelte bei dem Nachnamen Sengül. Unbewusst knabberte ich an meinen Fingernägeln. Nach gefühlt 2 Minuten klingelte ich erneut. Anscheinend war niemand zu Hause. Fängt ja super an, wenn er sich nicht einmal an Termine halten kann, werden wir in Zukunft wohl die ein oder andere Auseinandersetzung haben.

Gerade als sich die Nervosität legte und ich erfreut weggehen wollte, erklang ein genervtes »Ja?« Aus der Sprechanlage.

Oh der Herr hatte es auch mal geschafft. »Ehh... Hey ich bin« noch bevor ich mich komplett vorgestellt hatte bediente er die Taste zum Öffnen der Tür und ich lief ins Treppenhaus.

Im Erdgeschoss stand keine Tür offen, somit wohnten sie wohl im Obergeschoss. Auch hier bemerkte ich, dass keine Tür offen stand, um mich zu vergewissern, las ich die Nachnamen an den Türen. Sengül war nicht aufzufinden. Nein das kann nicht wahr sein. Hat die Familie ernsthaft eine Penthaus Wohnung? Ich lief ein Stock weiter und bemerkte, dass die Tür ein wenig offen stand.

»Hallo?« Ich wartete auf eine Antwort »Ehh darf ich reinkommen?«

»Ja verdammt nochmal!«, brüllte eine Stimme aus der Ferne.

Ich öffnete die Tür und lief rein. Ich zog meine Schuhe aus und lief in die Richtung des Lichtes. Das Wohnzimmer war völlig lichtdurchflutet und auch die Decke war höher als ich es gewohnt war. Ich warf ein Blick aus den unzähligen bodentiefen Fenstern zur Dachterrasse und bemerkte die offen stehende Terrassentür. Im nächsten Moment bemerkte ich, wie sich der Rauchgeruch in meiner Nase bis hin zu meinen Lungen breit machte, ich hustete kurz auf.

»Ja Bro okay so machen wir das alles klar. Wir sehen uns dann Morgen.« Ich folgte der Stimme, die mich zur Dachterrasse führte.
»Brauchst du eine Einladung oder was? Du hörst doch, dass ich auf der Terrasse bin. Komm setz dich und verpiss dich dann, ich hab keine Zeit.« Im ersten Momente zuckte ich zusammen bis ich dann realisierte, dass er wohl mich meinte. Wow was für eine nette Begrüßung. Sofort wusste ich, dass ich gefälligst eine Stelle als Kellnerin bräuchte. Einer der negativen Adjektive, die ich meiner Mum als Grund für meine Absage nennen würde waren: unhöflich.

Ich trat auf die Dachterrasse und stand dem begehrten Rapper Jiggo Gegenüber.

Meine Gedanken »Keine Sorge du Arsch ich hab auch nicht viel Zeit und will den Scheiß nur hinter mich bringen« blieben tatsächlich als unausgesprochene Gedanken. Stattdessen musterte ich den jungen Mann vor mir. Er trug ein übergroßes Palm Angels T-Shirt mit längeren Ärmeln. Seine Arme waren bis zu seinen Händen tätowiert. Gerade als ich ihm ins Gesicht schauen wollte bemerkte ich sogar ein Tattoo an seinem Hals.

Der ausgepustete Rauch direkt in mein Gesicht holte mich aus der Faszination.
»Geht's noch?« Fragte ich eingeschnappt. Frech und unerzogen waren die nächsten Adjektive, die ich in der Liste in meinem Kopf hinzufügte.

»Dir gefällt wohl, was du siehst. Tja nur Pech, dass ich schon eine...« Und in diesem Moment betrat eine etwa 1,80 m große Frau mit blonden Haaren die Terrasse.

»...Freundin habe.«, vervollständigte er den Satz. Sie war wirklich bild hübsch. Erinnerte mich an die Models bei Victoria's Secret. Er war schließlich berühmt ein normales Mädchen an seiner Seite war auch kaum vorzustellen. Ob sie sich wirklich liebten? Oder ging es hier rein nur um die körperliche Aktivität zwischen den beiden?

»Gut da ich sie jetzt gesehen habe und sie mir keine Konkurrenz macht Baby, gehe ich nach Hause wir sehen uns morgen.« Sie drückte ihm ein Kuss auf die Lippen, packte ihre Tasche im Wohnzimmer und verließ die Wohnung. Erneut ließ ich die Worte über mich hinweg gehen und brachte kein Wort raus. Klar bin ich ihr keine Konkurrenz, aber ich habe einen Charakter aus Gold redete ich mir ein. Ich setze mich auf eins der Stühle und packte meinen ganzen Mut zusammen.

»Hör zu Denis oder wie auch immer du heißt. Ich bin nicht scharf auf den Mist hier okay? Du hast wohl dein Leben nicht im Griff. Deine Mutter möchte nicht, dass diese Schlagzeilen bis zu deinen Großeltern in die Türkei oder nach Spanien ausbreiten. Ich persönlich würde es auch ungern sehen, dass mein Enkel mit Drogen zutun hat. Und diese Miss Perfecta soll nach deiner Mama in der Öffentlichkeit auch nicht an deiner Seite gesehen werden. Ich bin heute nur gekommen, um mit dir zu klären, wie lange das gehen soll. Ich würde auch liebend gern darauf verzichten in der Öffentlichkeit so zu tun als wäre ich deine Freundin, aber meine Gebühren zahlen sich nicht von alleine. Und wie ich sehe, geht es dir finanziell sehr gut, wenn du hier schon alleine wohnst. Ich dachte, ich treffe hier auch auf deine Eltern!« Nach der Pause wusste ich selber nicht mehr, was ich mir die letzte Minute alles aus der Seele gesprochen hatte.

»Fertig?« Typisch Mann.

»Sag ihr das nächste Mal, dass ich vielleicht kein Model bin, wenn ich wollen würde, könnte ich ihr Konkurrenz machen, aber das habe ich nicht nötig.« Setzte ich ein zufriedenes Lächeln auf. Erstaunlicherweise grinste er auch. Erst jetzt realisierte ich das wunderschöne Gesicht. Er hatte dunkle Augen und ziemlich lange Wimpern für einen Mann, volle Lippen und einen 3 Tage Bart. Er sah zwar ziemlich streng aus, aber das Grinsen zauberte ihm etwas kindliches ins Gesicht.

»Ich meinte es vorhin ernst mit ich habe keine Zeit. Ich habe demnächst einige Club Auftritte und im September geht es dann auf Tour. Soweit ich weiß, hast du jetzt Semesterferien oder so. Zu Beginn des nächsten Semesters ist die Sache gegessen und wir gehen schon wieder getrennte Wege.« Versicherte er mir kalt. Ich müsse einige Songtexte auswendig lernen wieso auch immer und ihn bei Club Besuchen und auf der Tour begleiten. Es würde irgendwann ein Interview geben in der ich von meiner Hochschule erzählen würde, sodass die Öffentlichkeit sehen würde, dass er eine ‚gescheite' und normale Frau an der Seite hat. Eine Frau, die ihm beim Rap Business zur Seite steht, die ihm Kraft gibt und vor unnötigem Stress verschont. Mit den negativen Schlagzeilen hat er selber zu kämpfen. Er hätte seiner Mutter versprochen, die Finger davonzulassen.

»Gut dann sehen wir uns nächste Woche. Wenn ich dich jetzt bitten dürfte zu gehen« deutete er zur Tür. Wir würden uns nächste Woche treffen, um uns etwas kennenzulernen damit auch niemand den Verdacht hätte, wir würden nur spielen, was auch der Wahrheit entspricht.

»Ach und eine Bitte habe ich da noch. Geh dir die Nägel machen, Haare von mir aus auch, kannst dir gerne auch ein paar Make Up Produkte kaufen, wenn dir langweilig ist, kannst du sehr gerne ins Fitness. Ich kann dir ein Abo machen.« Folgte er mir zur Tür und zückte ein 100 Euro Schein aus dem Geldbeutel. Ich schaute ich fassungslos an. Das war nicht sein ernst, oder?

»Ja okay dann 200?«

»Sag mal spinnst du eigentlich vollkommen?« Platze mir der Kragen.

»Ich mach keins von dem was du gerade gesagt hast! Ich bleibe so wie ich bin, ich denke, genau das macht mich so authentisch. Und wenn es dir nicht passt viel Spaß auf der Suche nach einer Neuen. Tschüss« Mir war bewusst, dass er keine andere Suchen würde daher wartete ich auf keine Antwort und verließ das Haus. Oberflächlich wäre das nächste Adjektive, aber die Liste müsste ich nicht mehr fortsetzen, denn wir willigten beide ein das Spiel zu spielen.

Das Spiel mit einem Rapper - Jiggo -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt