Prolog

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„Hanji bist du das?", hörte sie es und drehte sich überrascht um. Vor ihr stand ein großer junger Mann mit großen grünen Augen, hochgebundenen braunen Haaren und einem verlegenen Lächeln auf den Lippen. „Eren! Dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen.", lachte die Brillenträgerin und stellte die Tüte im Kofferraum ab. „Wie geht's dir?", fragte sie und schloss ihren Freund und ehemaligen Patienten in die Arme. Eren erwiderte dies und seufzte wohlig.

„Ich hab vor 'nem halben Jahr meine Ausbildung abgeschlossen und endlich mal einen Job gefunden." – „Hier?" Eren nickte. Vor knapp zweieinhalb Jahren hatte er seine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie begonnen. Es freute Hanji, dass er es trotz der Umstände durchgezogen hatte. Auch, wenn er die Schule nach seinem Umzug gewechselt hatte, so hatte er es geschafft.

„Kommst du denn damit klar?", fragte Hanji besorgt und schob den Einkaufswagen näher ans Auto, als ein anderen beinahe in ihn reingerast wäre. „Ja, es ist ja schon eine Weile her, dass ich hier war. Ich freue mich auf meine Schwester. Ich kann sie öfter sehen." – „Du weißt, dass ich das nicht meinte.", murmelte die Brünette und Eren seufzte.

„Ja, ich weiß. Und ich weiß auch, was du meinst. Aber wirklich, mir geht es gut. Ich kann hier sein und außerdem muss er doch eh arbeiten." – „Nein, er arbeitet nicht mehr. Er hat sich ein Haus gekauft, sich verzogen und den Job aufgegeben.", Hanji wusste nicht, ob es richtig war Eren so viel von ihrem Freund zu erzählen, doch sie ignorierte ihre Gedanken. Eren war derjenige, der Levi am allerbesten kannte. Der seine Phasen von wirklichen Depressionen unterscheiden konnte. „Oh ja, das klingt nach Levi.", Eren kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er wusste nicht, ob er etwas zum Zustand seines Ex sagen sollte. Immerhin ging es ihn nichts mehr an.

„Ich denke ich fahre später nochmal hin und sehe nach ihm.", murmelte Hanji dann etwas abwesend und Eren stimmte dem nur nickend zu. „Wir könnten uns ja die Tage mal auf einen Kaffee treffen und über das letzte Jahr reden. Ich muss unbedingt wissen, warum du deine Haare hast wachsen lassen!", lachte sie dann. Eren nickte wieder nur. Sie tauschten die neuen Nummern aus und verabschiedeten sich voneinander. Das letzte, was Eren sagte war: „Sag ihm, dass er nicht so viel rauchen soll.", denn er wusste genau, dass es Levi nicht gut ging, wenn er sich so abschottete.

-

Als Hanji mit ihrem Schlüssel die Haustür des Einfamilienhauses aufschloss, schoss ihr ein unangenehmer Geruch in die Nase. Wie lange war sie nicht mehr hier gewesen? Ein paar Monate waren es bestimmt. Levi hatte sich vollständig abgeschottet. Seit knapp einem Jahr redete er kaum noch mit der Brünetten und blieb für sich. Und auch, wenn es Hanji nicht freute, so konnte sie den 26-Jährigen nicht zwingen an die Luft zu gehen.

„Ey Levi!", brüllte sie durchs dunkle Haus doch bekam keine Antwort. Genervt seufzend tastete sie die Wand nach dem Lichtschalter ab. Stolperte dabei fast über etwas auf dem Boden. Und als sie endlich den Lichtschalter betätigen konnte, erschrak sie fast zu Tode. Der Boden war übersäht mit Rechnungen, Zeitungen und anderem Papierkram. Doch das Schlimmste waren die Flaschen. Überall standen entweder leere oder fast leere Glasflaschen herum. Egal, ob Bier, Vodka, Whiskey, Rum oder sonst was. Man konnte sicherlich alles finden.

„Levi?", rief Hanji erneut und stolperte ins Wohnzimmer, wo der Gestank ihr die Tränen in die Augen trieb. Den Teppich, den sie vor ein paar Monaten noch mit verlegt hatte, zierten unzählige Flecken. Brandlöcher von Zigaretten und Asche. Dreckige Wäsche. Teller und Schüsseln mit Essensresten. Umzugskartons, die noch immer nicht ausgepackt worden. Einige von ihnen waren umgekippt.

Und mittendrin, angelehnt an der Couch, Levi. Die Beine angezogen, den Kopf auf die Knie gelegt, die Arme um die Beine. Schluchzend und bebend saß er da und ignorierte seine Freundin.

Sofort griff die Brünette nach ihrem Handy, hastete auf Levi zu und wählte eine Nummer. Ihr fiel nur eine Person ein, die Levi in so einem Zustand helfen konnte.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt