Kapitel 14

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PoV Eren
Erschöpft ließ Levi sich auf die neue Couch fallen und legte den Arm über die Augen. Ich schüttelte nur seufzend den Kopf und machte mich daran die Fußleisten wieder ran zu schrauben. „Eren?"

„Mhm?", machte ich und schraubte weiter. „Spielst du noch Gitarre?", fragte er dann und ich hob den Kopf in seine Richtung. „Es ist eine Weile her, immerhin habe ich meine damals in der Wohnung gelassen und dann hatte ich kein Geld mir eine Neue zu holen.", erklärte ich.

Er nickte nur, stand plötzlich auf und verließ den Raum. Ich dachte mir nichts dabei. Levi war halt so.

Ich brachte die letzte Leiste an, drehte mich wieder um und stieß mir den Kopf fast an einem dunklen Stück Holz. Levi hielt mir meine Gitarre unter die Nase. Er hatte sie behalten?

Ich hätte gedacht, dass er sie weggeworfen oder verschenkt hätte. Doch so war er eigentlich gar nicht. Er hatte ja auch Möbel behalten, was sollte ihn an einer Gitarre stören, die nicht viel Platz wegnahm? „Du hast sie behalten?", fragte ich dennoch und er nickte, drückte sie mir in die Hand und setzte sich neben mich auf den Boden. „Warum?"

Der 26-Jährige zuckte nur mit den Schultern. Schwieg.

War es ihm unangenehm oder wusste er es wirklich nicht?

Ich ließ meine Finger über die Saiten fahren, sie war sogar gestimmt! „Ich hab's öfter mal versucht. Aber für mehr als ein paar Akkorde hat mir die Geduld gefehlt.", erklärte er, als er meinen überraschten Gesichtsausdruck sah.

Ich nickte nur, fing an die Saiten zu spielen, an ihnen zu zupfen und eine Melodie zu suchen, die mir gefiel. Levi lehnte sich an die Couch, zog die Beine an, legte seinen Kopf auf seine Knie und sah mir zu.

Ich hatte seit einem Jahr nicht mehr Gitarre gespielt. Und davor nur sehr wenig. Immerhin hatte ich andere Dinge zu tun. Führerschein, Ausbildung, Arbeit, Levi. Es gab immer etwas anderes, um das ich mich kümmern musste.
Jetzt hier mit ihm zu sitzen und Gitarre zu spielen, zu wissen, dass er mir gerne zuhörte und zusah, das war schön. Es war das erste Mal seit Langem, dass ich aus dem Alltagsstress entfliehen konnte.

Eine Weile hörte Levi mir stumm zu, sah einfach nur auf meine Finger und lauschte den Tönen, die die Gitarre von sich gab.

Doch, als ich zum Ende kam und nur noch so vor mich hinzupfte, weil ich nicht wollte, dass es still wurde, fand er die Sprache wieder. „Ich glaube ich habe sie behalten, weil es deine ist." – „Wie meinst du das?", er hatte das "deine" so betont.

„Ich dachte, dass du nie wieder zurückkommen würdest. Und die Gitarre hat mich erstens an dich erinnert und zweitens dachte ich, dass sie dir vielleicht so viel bedeuten würde, dass du irgendwann wieder hier auftauchst. Mit deinem neuen Freund oder sonst wem. Aber irgendwie war sie meine Versicherung, dass du wiederkommst." – „Dafür hat es die Gitarre nicht gebraucht, Levi."

„Wärst du denn auch hier, wenn du eine Wohnung hättest?", fragte er leise und sah mir in die Augen.

Sie waren plötzlich voller Schmerz. Dachte er wirklich, dass ich nur hier war, weil ich sonst keine Unterkunft haben könnte?! „Levi ich bin nicht hier, weil es die einzige Lösung war. Ich bin hier, weil ich dich vermisst habe und mir Sorgen um dich mache.", endlich war es raus. Endlich war raus, dass ich seinetwegen zurückgekommen bin.

„Du bist meinetwegen wieder hergekommen? Nachdem ich-"

„Hör auf!", unterbrach ich ihn harsch und er senkte wieder den Blick. Seufzend legte ich die Gitarre weg, rutschte näher an ihn heran und legte meine Hand an sein Kinn. Drückte es ein wenig hoch, hielt es fest und zwang ihn mich anzusehen. „Hör auf damit. Ich bin deinetwegen hier. Und mir ist egal, was du gemacht hast. Ich habe dir das verziehen. Ich wünschte nur, dass du es auch könntest."

Ich hielt sein Kinn weiter fest, beobachtete genau, wie seine Augen zwischen den meinen und meinen Lippen hin und her sprangen. Wollte er das so sehr? Wollte er mich so sehr küssen? Es machte den Eindruck. Denn selbst als ich schwieg, sah er immer wieder dahin. Ich grinste leicht, beugte mich nach vorne und drückte meine Lippen auf seine Stirn. Ließ sie dort, fuhr ihm durch die Haare und hörte ihn wohlig seufzen.

„Was muss ich tun, damit es so wird wie früher?", fragte er leise, drückte seinen Kopf in meine Brust. Genoss sichtlich, dass ich ihm durch die Haare streichelte, dass ich ihm so nah war. „Wir werden niemals wieder an früher herankommen, Levi. Und das ist auch gut so. Wir haben beide unsere Fehler gemacht in der Beziehung. Und weitergehen kann ich erst, wenn ich sehe, dass du deine Fehler nicht wiederholst. Weitergehen kann ich erst, wenn du wirklich aufhörst zu trinken. Und bis dahin werde ich alles tun, was nötig ist, um dich dabei zu unterstützen."

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt