Kapitel 7

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PoV Eren
Als ich aus dem Auto ausstieg und den Weg zu Armins Wohnung in Anspruch nahm, konnte ich meine Gedanken nicht mehr zurückhalten. Levi sah schlimm aus. Noch nie hatte ich ihn so gesehen. So verletzt und verkommen.

Es brach mir das Herz.

Nach allem, was er getan hatte – und nach allem, was ich gesagt hatte – waren meine Gefühle nicht weg. Das letzte Jahr war quasi unerträglich für mich. Ich hatte mich so sehr in die Arbeit gestürzt, dass ich es verdrängen konnte. Doch nicht auf Dauer. Der Punkt kam und ich begann zu begreifen, was ich getan hatte, als ich ging.

Dass es meine Schuld war, dass diese Beziehung ihr Ende fand. Sollte ich es dann nicht auch sein, der versuchte das Ganze wieder gerade zu biegen? Ich kam deshalb zurück. Ich wollte mit ihm reden, wollte ihm sagen, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Doch ich hatte nicht damit gerechnet Levi so zu sehen.

Ich dachte, dass er mit mir abgeschlossen hätte, dass ich ihm egal wäre. Hanji hatte gesagt, dass er mich vermisst hatte.

Konnte er sich nicht denken, dass es mir auch so ging?

Levi war – so kitschig das auch klang – der Grund warum ich noch lebte. Glaubte er wirklich, dass es mir egal wäre? Dass unsere Trennung mir nicht weh tat und ich einfach so darüber hinwegkommen könnte einen Freund verloren zu haben? Dachte er so von mir?

Mit Armins Zweitschlüssel schloss ich die Wohnungstür auf und zog meine Schuhe im Flur aus. Der Blonde streckte seinen Kopf aus dem Wohnzimmer in den Gang und sah mich erwartungsvoll an. „Und, wie geht es Hanji?", fragte er dann. „Ähm- gut. Sie hat mir einen Vorschlag wegen dem Wohnen gemacht.", fuhr ich fort.

Armin nickte. „Le-levi hat ein Haus und braucht jemanden, der auf ihn aufpasst." – „Du willst für deinen Ex den Babysitter spielen? Nach dem was er getan hat?"

Ich nickte. Armin hielt nicht mehr viel von Levi. Seinen Job hatte er wohl gut gemacht – so sagte er es immer – doch in menschlichen Beziehung und unserer Beziehung hatte er komplett versagt. Und ich konnte ihm deutlich ansehen, dass er von dieser Idee nicht begeistert war.

„Ab wann wäre das?", fragte er dann misstrauisch. „Ab morgen." – „Eren bist du dir sicher, dass du das kannst?"

Wieder nickte ich. „Er braucht mich." – „Braucht er dich oder jemanden?", fragte Armin dann. „Mich.", er brauchte mich. Jemanden, der ihn kannte, der das Problem bereits kannte. Jemanden, dem wirklich etwas an ihm lag. Er brauchte mich. Und ich brauchte ihn. Mehr als alles andere. „Ich kann dich eh nicht aufhalten. Aber wenn er zu weit geht, dann haust du sofort ab. Verstanden?" Ich nickte.

Würde er das nochmal tun? Würde er nochmal so weit gehen? Er wusste nun, dass er mich dadurch verloren hatte. Und wenn man Hanji glauben konnte, dann würde er alles tun, um das rückgängig zu machen.

-

Mit gepackter Tasche stand ich also nun vor Levis Haustür. Was würde passieren? Wie würde alles überhaupt funktionieren? Mit zitternder Hand betätigte ich den Klingelknopf. "Ackermann" Wie lange hatte ich diesen Namen nicht mehr gesehen.

Levi öffnete mir die Tür.

Er sah besser aus als gestern. Er hatte geduscht. Seine Haare waren zwar nicht gemacht und lagen wild auf seinem Kopf, doch er sah besser aus. Mir viel auf, dass er den Undercut lange nicht mehr geschnitten hatte. Wollte er ihn wachsen lassen? Oder war einfach zu faul gewesen?

„Willst du mich weiter anstarren oder kommst du endlich rein?", murrte er und sofort kam ich dem nach, trat ins Haus und stellte meine Tasche auf den Boden. Täuschte ich mich oder hatte er ein bisschen aufgeräumt? Es schien, als wären einige Flaschen aus dem Flur verschwunden. Und ein paar Papiere weniger lagen bestimmt auch auf dem Boden.

„Komm mit.", er ging die Treppe hoch. Mir fiel auf, wie erschöpft er war. Vielleicht war er auch nur noch angetrunken. Er taumelte ein bisschen, schwankte und hielt sich am Treppengeländer fest. Das tat er nie. Er hatte sonst immer die Hände in den Taschen. Er fand Treppengeländer eklig, er wusste nicht, wie viele Leute ihren Rotz darin schon abgeschmiert hatten. Vielleicht war es jetzt auch anders, weil es sein Haus war?

Oben angekommen staunte ich nicht schlecht. Hanji hatte nicht übertrieben, als sie sagte, es wäre wie eine neue Wohnung. Es gab zwar Möbel, doch sie sahen eher nach einem Ikea-Katalog aus. Als hätte er sie nur hier aufgestellt, um sie nie zu benutzen. „Du kannst hier schlafen. Das Bad ist da drüben. Hanji bringt heute nochmal Zeug vorbei, das du brauchen könntest. Ansonsten ist alles da. Es gibt Dusche und Badewanne, da vorne ist ein Arbeitszimmer, dass du benutzen kannst, wenn du willst. Die Küche musst du unten benutzen, aber du kannst essen, wo du willst. Du kannst allgemein machen, was du willst."

Während er sprach zeigte er auf die offenen Türen. Das Schlafzimmer erinnerte mich an sein altes. Waren es dieselben Möbel?

Das Badezimmer war groß, grau gehalten. Das Arbeitszimmer hatte zwar keinen Computer, doch ein paar Bücherregale und einen großen Schreibtisch. Warum war er nicht hier oben?

„Wann musst du arbeiten?" – „Ich hab noch eine Woche Urlaub. Wegen der Wohnungssuche. Ich dachte das würde länger dauern." Levi nickte.

„Geht's dir gut?", fragte er dann plötzlich und schaffte es endlich mir in die Augen zu sehen. „J-ja." Ich war verdammt nervös und hätte ihn am liebsten sofort angesprungen, als ich ihn gesehen hatte, doch es ging mir gut.

Er schwieg wieder kurz. „Tut mir leid.", brach er es dann und verwundert sah ich ihn an. „Ich hatte nie die Gelegenheit mich bei dir zu entschuldigen. Also, es tut mir leid, dass ich so drauf war."

Diesmal ließ er das Versprechen, dass es nicht mehr vorkommen würde, weg. Er wusste, dass es wieder passieren könnte, wenn er nicht mit dem Trinken aufhörte. „Ist schon ok. Ich hab auch ein bisschen überreagiert."

Levi sah mich prüfend an und hob plötzlich seine Hand. Holte zum Schlag aus. Vor Schreck wich ich einen Schritt zurück und krallte mich in die Wand hinter mir. Begann hektisch zu atmen und versuchte mein Gesicht vor ihm zu verstecken. Fuck! „Es ist nicht ok und du hast nicht überreagiert. Und das weißt du, sonst hättest du nicht so reagiert.", damit stieg er die Treppen hinab und verschwand aus meinem Sichtfeld.

Noch immer hektisch atmend stand ich da, starrte auf den Punkt, an dem Levi eben noch stand und versuchte mich zu beruhigen. Er würde das nicht wieder tun! Komm runter, Eren! Er wollte nur wissen, wie ich reagieren würde. Er würde mich nicht nochmal schlagen.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt