Kapitel 27

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PoV Levi
Die nächsten zwei Tage lief es ähnlich. Sobald Eren aus dem Haus verschwunden war und ich mit meinen Vorhaben wie Putzen und ähnlichem fertig war, wurde mir langweilig und ich musste sofort an den Alkohol denken, der mir die Zeit vertreiben könnte.

Ich saß auf der kleinen Treppe der Hintertür, lehnte an der weißen Hauswand und blies den Rauch der Zigarette in die Luft. Ich war ruhig. Ich schwitzte nicht wieder so eklig und zittern tat ich auch nicht. Ich war ruhig. Und doch war mein Kopf es nicht.

Dort herrschte das Chaos. Alle möglichen Gedanken wollten gleichzeitig der Wichtigste sein und drängten sich immer wieder gegenseitig zurück. Es war ermüdend. Es war einfach anstrengend wach zu sein. Entweder ging es in meinem Kopf nur um Alkohol oder um Eren, den ich nicht enttäuschen wollte.

Ich musste mir irgendwie die Zeit vertreiben. Und hier rumzusitzen und nichts zu tun, nur eine Kippe nach der anderen zu ziehen, brachte mich nicht weiter. Bescherte mir höchstens noch Lungenkrebs und auf den konnte ich gut verzichten. Wenigstens eine Sache sollte in meinem Leben funktionieren. Und selbst wenn es nur meine Krebsfreiheit war.

Ich prüfte nochmal, ob ich meine Schlüssel und Portmonee bei mir hatte, kickte dann die Hintertür zu und stand von der Steinstufe auf, ging kurz den Steinweg entlang und schloss mein Auto auf, setzte mich rein, schaltete Musik an, warf die Kippe aus dem offenen Fenster und fuhr zum nächsten Supermarkt.

Eren liebte Käsefrikadellen. Ich würde ihm einfach welche machen. Dann vertrieb ich mir die Zeit. Und ich machte ihm eine Freude damit.

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Ich legte die nötigen Sachen in den Einkaufswagen, sah mich noch ein wenig um. Es gab immer etwas, was man brauchte. Sei es nur Klopapier. Irgendwas fand man immer.

Beim Putzmittel stockte ich. Ein blonder Haarschopf. Die Form einer Kokosnuss. Armin. Erens bester Freund. Er wusste bestimmt, was los war. Eren erzählte Armin alles. Sollte ich so tun, als hätte ich ihn nicht gesehen? Sollte ich einfach weitergehen? Sollte ich ihn begrüßen?

Verdammt! Ich war überfordert. „Ey Armin, wo ist hier der Unterschied?", hörte ich es und sah mich um. Da stand das Pferdegesicht. Und Marco stand auch da. Wie lange hatte ich sie alle nicht mehr gesehen?! Waren die schon immer so riesig? Sie hatten noch Kontakt zueinander?

„Das ist für Böden, das für Oberflächen. Kannst du nicht lesen?", lachte Marco und klopfte Jean auf die Schulter. Und in diesem Moment erblickte mich das Pferdegesicht. „Ist das nicht Levi?" Sofort lagen die Blicke der drei jungen Erwachsenen auf mir und seufzend ging ich auf sie zu. Nun konnte ich mich nicht mehr verstecken. Sie hatten mich gesehen.

„Diese Marke ist Mist und überteuert.", erklärte ich und zeigte auf die Flache mit dem Reiniger, die Marco in den Händen hielt. Der Schwarzhaarige nickte verstehend, zog Jean ans Ende des Ganges und sah sich nach etwas Besserem um. Armin und ich standen nun alleine hier. Ich wollte mich gerade wieder umdrehen und endlich aus diesem Höllenloch entfliehen – immerhin musste ich mich verdammt zusammenreißen, nicht zu den Getränken zu gehen – da räusperte sich der Blonde und sah mich ernst an.

„Eren hat mir alles erzählt. Das weißt du wahrscheinlich schon. Und falls er eines Tages wieder völlig fertig bei mir ankommt, weil du dich nicht unter Kontrolle hattest, dann werde ich nicht auf ihn hören und die Polizei rufen. Vielleicht gehst du dann endlich in Therapie."

Sah ihn kalt an. Er war nicht Eren. Vor ihm würde ich keine Gefühle zeigen.

Nicht solche. Keine Schuld. Keine Angst.

„Er hat viel Zeit bei mir verbracht, wenn du besoffen warst. Und er hatte panische Angst bei dem Gedanken zu dir zurück zu gehen. Versau es nicht schon wieder.", damit drehte er sich um und ging zu Jean und Marco, die sich schon wieder über einen Reiniger stritten.

Sofort ging ich zur Kasse, holte mir noch drei neue Packungen Zigaretten, mein Blick fiel auf die kleinen Schnapsflaschen. Ich sollte es nicht tun. Nicht nachdem Armin das zu mir gesagt hatte. Ich sollte es nicht tun. Ich wollte es nicht tun.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt