Kapitel 31

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PoV Eren
Ich hatte nicht die Möglichkeit etwas zu Levis Worten zu sagen, denn kaum hatte er sie ausgesprochen, öffnete sich die Balkontür und Hanji stand auf der Terrasse, hatte den Schlüssel in der Hand und sah uns belustigt an.

Und schon hatte sie gesehen, was Levi anhatte.

„Ich wusste es!", rief sie und zeigte auf Levis freigelegten Hintern. Das Shirt war ihm eben hochgerutscht. Sofort zog er wieder runter und sah Hanji finster an.

-

Nachdem Hanji gegangen war, schloss ich die Tür hinter ihr und lehnte mich gegen das helle Holz. Levi war oben geblieben, nachdem er sich eine Jogginghose angezogen hatte. Das hieß ich hatte kurz Zeit, um über seine Worte nachzudenken.

"Heirate mich". Es war keine Frage. Es war eine Bitte. Ein Wollen. Hatte er sich von irgendwas mitreißen lassen? Hatte er das richtig durchdacht? Ich wusste doch nicht einmal, was er dachte. Wie sollte ich denn dazu noch einen klaren Gedanken für mich fassen können?!

Was wenn ich mich jetzt festlegen würde, dass ich das wollte, er sich aber unsicher wird und zurückzieht? Was wenn es in vier Jahren wieder so ist, dass ich gehen werde? Wollte ich das? Ich sollte aufhören so zu denken. Alleine heute hatte Levi mir gezeigt, dass ihm unsere Beziehung sehr wohl ernst ist. Er hatte nicht getrunken, er hatte trotzdem noch versucht mich glücklich zu machen, obwohl der Fakt, dass er alleine gegen das Verlangen ankommen konnte, mich unendlich glücklich gemacht hat. Ich hatte es ihm nicht mal gesagt. Ich hatte ihm gar nicht gesagt, dass ich stolz auf ihn wäre.

Aber das war ich. Sich zu sowas durchzuringen, wenn es einem gerade nicht gut ging, sich dann auch noch um andere zu kümmern, das war Levi. Und dass er das nach all den Jahren noch immer tat, beeindruckte mich sehr. Dass er noch immer für andere zurücksteckte – dass er für mich zurücksteckte.

Wir hatten lange nicht mehr so herumgealbert, wie heute. Und es war wunderschön. Mal alle Sorgen vergessen, sich wie zwei bescheuerte Kinder durchs Haus jagen und sich schließlich auszusperren. Es war lustig. Und ich hatte lange nicht mehr so gelacht, wie heute. Ich hatte ihn lange nicht mehr so fröhlich gesehen. So aufgeweckt und motiviert irgendwas zu tun. Wenn ich nun die Möglichkeit bekam ihn jeden Tag für den Rest seines Lebens so glücklich zu machen, sollte ich das dann nicht nutzen? Immerhin war es das Einzige, was ich wollte. Ich wollte das Levi glücklich war.

Seufzend trat ich den Weg ins obere Geschoss an. Wusste überhaupt nicht was ich sagen sollte. Öffnete einfach die Schlafzimmertür und sah Levi auf dem Bett sitzen. Den Blick von mir abgewandt, die Beine angezogen, den Kopf seitlich auf die Knie gelegt. Ich trat ein, schloss die Tür hinter mir. Mit dem leisen "Klick" mit der sie ins Schloss gefallen war, war der offizielle Startschuss für dieses Gespräch gefallen. Was sollte ich sagen?

„Tut mir leid, ich hab's überstürzt.", brach Levi das Schweigen. Seine Stimme triefte vor Traurigkeit und sofort setzte ich mich neben ihn auf das große Bett, legte meinen Kopf auf seine Schulter und sah uns im Schrankspiegel an. „Du hast eben gesagt, dass ich wunderschön wäre.", murmelte ich leise und er hob den Kopf, sah ebenfalls in den Spiegel. „Ich sehe das ein bisschen anders. Wenn ich da in diesen Spiegel gucke, sehe ich mich und den schönsten Menschen der Welt. Vielleicht ist er das nicht für jeden auf der Welt, doch er ist es für mich. Er ist der Mensch in dessen Augen ich sehen will, in dessen Augen ich mich verlieren will. Er ist der Mensch, neben dem ich aufwachen will. Morgen, übermorgen, nächsten Monat, nächstes Jahr und auch am letzten Tag meines Lebens möchte ich neben ihm aufwachen. Ich möchte abends neben ihm einschlafen. Das Letzte was ich am Tag sehen will, ist dieses Gesicht, diese Augen. Heute, morgen, übermorgen, nächsten Monat, nächstes Jahr und für immer. Denn ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als diesen Menschen bei mir zu haben. Diesen starken, wunderbaren Menschen, der mich glücklich macht, der mir aus dunklen Phasen hilft. Levi, ich brauche diesen Menschen vielleicht viel mehr als er mich braucht. Und ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Ein Jahr von ihm getrennt zu sein, war schlimm genug. Wie sollte ich ein Leben ohne ihn schaffen? Das könnte ich nicht. Ich will sagen können, dass er für immer bei mir ist, für immer Mein ist."

Levi sah kalt in den Spiegel.

Es schien, als müsste er verarbeiten, was ich gerade gesagt hatte.

Ich hob meinen Kopf von seiner Schulter, drehte mich zu ihm und nahm seine Hand. Sein Kopf wurde mit einem Mal knallrot und leicht belächelnd küsste ich seinen Handrücken. „Heirate mich.", wiederholte ich seine Worte und sah zu ihm rauf. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Läuft das wie bei 'ner Schwangerschaft, wo man erst warten muss, bis man es anderen erzählt?" – „Eren, du bist ein Idiot.", schnalzte er nur amüsiert.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt