Kapitel 6

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PoV Eren
„Das ist keine gute Idee!", protestierte ich und versuchte mich Hanjis Griff zu entziehen. Doch die Frau hatte mich fest am Arm gepackt – nicht so fest, dass es weh tat, doch fest genug – und schleifte mich zur Hintertür eines großen weißen Hauses. Es sah ehrlich gesagt nicht mal danach aus, als würde jemand hier wohnen.

„Doch ist es. Levi braucht jemanden, der einfach mal macht. Sonst kommt er da nie raus! Und dieser jemand bin jetzt ich.", lachte Hanji und schloss die Tür auf, ließ meinen Arm los, schubste mich aber im nächsten Moment in das Haus. Panisch sah ich sie an. Ich hatte nur gesagt, dass man vorher mit Levi reden müsste. Nicht, dass es jetzt sofort sein sollte. Und vor allem nicht, dass ich es sein sollte, der mit ihm sprach. Ihre Idee – ihr Job.

Doch die Brillenträgerin sah das anders. „Levi!", brüllte sie ins Haus und kickte ein paar Flaschen aus dem Weg, als sie die Tür hinter uns schloss. Er trank also wirklich wieder. So viel?

„Verpiss dich Hanji.", hörte ich es aus einem anderen Raum. Bei seiner Stimme spürte ich meinen Herzschlag. Dieses verdammte Ding in meiner Brust schlug ungewöhnlich schnell. Der Schweiß brach aus und ich blieb wie angewurzelt stehen. War ich schon bereit ihn zu sehen? Seine Stimme löste bereits das in mir aus. Was würde passieren, wenn ich ihn sehen würde?

„Sei nicht so unhöflich, du hast immerhin Gäste." – „Erwin kann sich auch verpissen."

Hanji seufzte, ging an mir vorbei und lief zu dem Raum, aus dem seine Stimme kam. „Beweg dein Arsch vom Boden hoch.", hörte ich sie murren und trat langsam durch den Flur.

Noch nie hatte ich so eine Unordnung bei Levi gesehen. Er hatte immer eine Motivation gehabt aufzuräumen. Doch nun? War ich daran schuld? Hatte ich ihn so kaputt gemacht?

„Nimm deine Finger we- Eren?"

Entgeistert sah ich ihn an. Und er mich. Er stand im Türrahmen. Hanji hielt – wie auch bei mir eben – seinen Arm fest. Er sah fürchterlich aus. Seine Haare lagen ölig glänzend an seinem Kopf an, seine Augenringe sahen aus als wäre sie nachgeschminkt worden, seine Haut war kreideweiß. Es schien als hätte er seit Wochen nicht richtig geschlafen oder das Haus verlassen.

„Was soll das?", fauchte er Hanji plötzlich an und vor Schreck zuckte ich ein wenig zusammen. Ich roch seine Fahne bis hier.

Dass ich diesen Geruch überhaupt noch rausfiltern konnte bei dem ganzen Gestank hier. War ich wirklich daran schuld? Hatte ich ihn so fertig gemacht?

„Eren braucht eine Unterkunft und du brauchst dringend einen Grund dein Leben nicht wegzuwerfen." – „Was redest du da?"

Hanji rollte nur genervt mit den Augen. Levi hingegen sah mich noch immer so an. Ich konnte es nicht zuordnen. War er überrascht, verwirrt oder angewidert? Ich konnte es nicht sagen. Und das machte mir Sorgen. Im Laufe unserer 3-jährigen Beziehung hatte ich es langsam, aber sicher geschafft Levi zu lesen. Doch nun? Ich hatte absolut keine Ahnung, was er dachte.

Plötzlich klingelte Hanjis Handy. Als wäre es kein Problem, ging sie ran, verließ dafür das Haus und ließ uns alleine im Flur stehen.

Und da war es. Das peinliche Schweigen, das ich vermeiden wollte. Warum hatte ich mich hierdrauf eingelassen?

„Du willst das hier nicht, nh?", fragte er leise und sah zu mir rauf. War ich gewachsen oder war er geschrumpft? Wie gerne wollte ich ihm sagen, dass ich nur das wollte, was für ihn am Besten war. Doch ich traute mich nicht.

„Willst du das denn?" – „Ich glaube ich könnte wirklich einen Babysitter gebrauchen. Und du bist mir deutlich lieber als das scheiß Vierauge da draußen.", murrte er. Leise lachte ich auf. Da war er wieder. Das war Levi, wie ich ihn kannte. „Naja ich brauche auch dringend einen Platz zum Schlafen. Und du bist mir deutlich lieber als die Brücke am Park."

Er schmunzelte leicht, sah mich weiter an. „Ich mag die Haare.", erklärte er und legte den Kopf schief. Ich fuhr mir automatisch durch die raushängenden Strähnen des unordentlichen Dutts.

Die Stimmung war komisch. Es war als würde eine unsichtbare Wand verhindern, dass wir uns näherten. Keiner von uns bewegte sich nach vorn. Keiner machte Anstalten dem anderen näher zu kommen. Ich traute mich einfach nicht. Doch Levis Beweggründe konnte ich nicht feststellen. Wollte er nicht? Hatte er ebenfalls einfach Angst? Ich wusste es nicht.

„Ich kann nicht sonderlich viel Miete zahlen.", meinte ich dann plötzlich. Wollte, dass er das wusste. Jetzt könnte er sich noch umentscheiden. „Du musst keine Miete bezahlen.", winkte der Schwarzhaarige ab und wandte den Blick von mir ab.

Plötzlich ging die Tür wieder auf und Hanji trat breit grinsend herein. „Sorry Jungs, das war wichtig. Also Levi, ich weiß du willst alleine sein aber-"

„Halt die Klappe, wir haben schon geredet. Ab wann soll das denn los gehen?" – „Ab morgen?"

Levi nickte.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt