Kapitel 30

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PoV Levi
Glücklicherweise hatte Eren sein Handy in der Hosentasche gehabt. Ich nahm es an mich, rief Hanji an, die Einzige, deren Nummer Eren hatte. Und es traf sich gut, dass das Vierauge einen Zweitschlüssel besaß.

So tippte ich auf Hanjis Namen, wählte Anrufen und hielt mir das Handy ans Ohr, während Eren es sich auf einer der Bänke gemütlich machte.

„Eren, womit habe ich denn deinen Anruf verdient?", lachte die Brünette am anderen Ende der Leitung. „Hanji, ich hab ein Problem.", seufzte ich leise und erklärte ihr grob, dass Eren uns aus Versehen auf der Terrasse ausgesperrt hatte und fragte sie, ob sie vorbeikommen könnte. Wie zu erwarten lachte sie uns erst einmal aus. Etwa eine Stunde. Vielleicht auch nur ein paar Sekunden. Aber ihre Lache war so nervtötend, dass ich mir da nicht sicher sein konnte. „Bin auf dem Weg!", lachte sie und legte auf.

Seufzend gab ich Eren das Handy wieder, setzte mich zwischen seine Beine auf die große Couch und lehnte mich gegen seine Brust. „Du weißt, dass sie dich ohne Hose sehen wird, ja?" Ich nickte. „Und du weißt, dass du genau das trägst, was sie dir aufgeschwatzt hat und dass sie dir das ewig unter die Nase reiben wird?" – „Ja. Das ist mein Untergang.", murrte ich nur und legte seine Hand auf meinen Bauch.

„Und was machen wir jetzt?", fragte Eren und legte seinen Kopf auf meinen. „Was willst du denn machen?" – „Das sollten wir nicht tun, wenn Hanji hier gleich auftauchen sollte.", raunte er nur und lachte leise. Sofort stieg die Hitze in meine Wangen und ich war verdammt froh, dass Eren dies nicht sehen konnte.

Seit wann war ich denn so sensibel, wenn es um Sex ging?

„Du hast vorhin mit Armin telefoniert, oder?", brach ich das entstandene Schweigen. „Wie viel hast du gehört?" – „Nicht so viel."

„Hast du das deswegen angezogen? Und bist du deswegen zu mir gekommen?" Ich drehte mich zu ihm um, setzte mich in den Schneidersitz und sah zu Eren hoch. Er hatte seine Haare wieder offen, spielte mit einer Strähne und hatte den Kopf schief gelegt. Die untergehende Sonne schien genau in seine grünen Augen. Gaben ihnen ein wunderschönen Schimmer. Die leichten Bartstoppeln, die zu sehen waren, ließen ihn älter aussehen. Seine makellose Haut schien im Licht des Sonnenuntergangs leicht orange. Und mir blieb die Sprache weg. Sah er schon immer so schön aus?

Natürlich sah er schon immer so schön aus.

Aber ich sah mir das nicht oft genug an. Lange hatte ich ihn nicht mehr wirklich angesehen. Mir jede Kleinigkeit seines Gesichtes eingeprägt. Jede neue Narbe, die dazugekommen war, weil er wieder irgendwas aufgekratzt hatte, jede Wimper, die immer dichter und länger wurde. Wie konnte ich so lange damit leben mir nicht dieses Gesicht anzusehen? Selbst wenn er jetzt genau vor mir saß, schon seit Tagen wieder bei mir war, wie konnte ich es bis jetzt nicht geschafft haben mich erneut in ihn zu verlieben? Solche Momente hatte ich vor vier Jahren oft. Ich habe ihn angesehen und mich nochmal verliebt. Jedes Mal ein bisschen mehr.

Und jetzt war es so, als wäre die ganze Zeit, in der ich das nicht richtig getan hätte, mit einem Mal auf mich eingeprasselt. Als wären all die Male, die ich mich neu verlieben hätte sollen, jetzt auf einmal gekommen. „Alles gut?", fragte er leise und fuhr mir durch die Haare.

„Du bist so wunderschön.", platzte es aus mir heraus. Noch immer hatte ich den Blick von seinen Augen nicht abwenden können. „Was?", lachte er verlegen, hielt jedoch den Blickkontakt. „Du bist wunderschön.", wiederholte ich mich. „Seit wann bist du so kitschig?" – „Keine Ahnung.", ich wusste es wirklich nicht. Seit Eren wieder hier war, war alles anders. Ich war anders. Ich war glücklich. So viel Spaß wie eben – unsere Jagd durchs Haus – hatte ich lange nicht mehr. Eren machte mich glücklich. Eren machte mich stark. Und Eren machte mich zu einem besseren Menschen. Einem Menschen, der einfach sagte, was er dachte. Der sagte, dass sein Gegenüber wunderschön wäre.

Eren lächelte nur schwach, hatte errötete Wangen, legte seine Hand wieder an meine Wange, zog mich leicht an sich ran und legte seine Lippen auf meine. Genießend schloss ich meine Augen und gab mich dem Größeren hin.

Seine Lippen waren weich, passten perfekt auf meine. Seine Zunge war schon fast zärtlich. Und ich liebte das. Ich liebte diese Seite an ihm. Die sanfte, die nicht nur auf sinnloses Rumgeficke aus war. So war ich nicht. Und dass auch Eren nicht so war, war ein weiterer Grund, warum ich überzeugt davon war, dass er der Richtige für mich wäre.

Erens Hände wanderten über meinen Oberkörper, drückten mich noch enger an ihn.

Es war als wäre der Rest der Welt nicht mehr da. Als wären wir alleine im Nichts. Noch nie hatte sich ein Rausch, ein Traum oder auch die Realität so angefühlt. So frei. So als wären alle Sorgen verschwunden. Eren ließ mich vergessen. Er war der Grund, warum ich noch hier war. Er hatte meinen unbewussten Hilfeschrei gehört und zog mich immer mehr aus diesem Loch raus. Mit jedem Wort, mit jedem Kuss, mit jeder Berührung. Mit allem was er tat, zog er mich weiter und weiter raus. Und ich ließ mich auf diesem Meer der Geborgenheit und Sicherheit treiben, denn ich wusste, dass Eren es war, der es lenkte. Ich vertraute ihm mehr als jedem anderen auf dieser Welt. Er konnte anstellen mit mir, was er wollte, ich würde ihm vertrauen. War das Liebe? War das bedingungslose Liebe? Hatte ich jemals jemanden so geliebt, wie ich Eren liebte?

Könnte ich jemals jemanden so sehr lieben, wie ich Eren liebte?

Ich löste mich langsam von ihm, er sah mich sehnsüchtig nach, lächelte dabei wieder. Hatte seine Hände an meinen Hüften, sah mich an.

Und dann geschah es. Das wohl Unüberlegteste, was ich jemals gesagt hatte.

„Wenn diese Woche vorbei ist, und du mir wieder komplett vertraust, dann heirate mich."

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt