Kapitel 8

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PoV Levi
Ich ließ mich auf der Couch fallen und schloss die Augen. Er hatte noch immer Angst vor mir. Warum hatte er gesagt, dass es ok wäre? Warum war er nicht ehrlich? Weder zu mir noch zu sich. Seine Reaktion hatte ihn mehr überrascht als mich.

Als ich noch gearbeitet habe, hatte ich es öfter mal mit solchen Fällen zu tun. Kinder wurden von ihren Eltern geschlagen. Jugendliche waren in toxischen Beziehungen und wurden von ihren Partnern geschlagen.

Ich habe meinen Job gekündigt. Wie konnte ich Menschen mit Problemen helfen, die ich bei anderen verursachte? Im Suff hatte ich Eren geschlagen. Nicht nur ein Mal. Es kam immer wieder vor. Er hatte irgendwann Angst, wenn ich auch nur Alkohol gekauft hatte. Doch ich hatte es zu spät gemerkt. Er hatte versucht mich am Trinken zu hindern, doch ich hab nicht richtig zugehört. Und wenn er versucht hatte mich vom Trinken abzuhalten, als ich schon getrunken hatte, bin ich durchgedreht.

Und aus den Schlägen wurde mehr.

Ich wäre an seiner Stelle auch gegangen. Jedoch schon viel früher. Ich hätte die Hoffnung aufgegeben. Ich wusste ja, dass ich mich nicht ändern konnte. Er war weg wegen mir. Hatte sogar die Stadt verlassen wegen mir. Und trotzdem hatte ich nicht aufgehört zu trinken. Jetzt war er wieder hier. Jetzt war er in meinem Haus. Jetzt musste ich aufhören.

Ich konnte ihn nicht nochmal verlieren.

-

Ich saß gerade auf dem Boden und sortierte den Müll in die verschiedenen Tüten, da hörte ich die Haustür. Keine Sekunde später kam Hanji breitgrinsend ins Wohnzimmer und stellte ein paar Einkaufstüten ab. Meine Fresse, wer sollte das denn alles essen?!

„Och wie süß, du räumst ja auf.", lachte die Brünette und kassierte von mir einen finsteren Blick. „Es muss ja nicht überall so eklig aussehen, wenn er hier ist.", murmelte ich nur leise und sortierte weiter. Warum hatte ich diese ganzen Rechnungen eigentlich behalten? Die waren alle bezahlt. „Wo ist der Kleine denn?"

„Ich bin nicht klein.", murrte Eren plötzlich hinter Hanji und die Brünette drehte sich lachend um, sah zu ihm rauf und wuschelte ihm durch die langen Haare. Das ist das erste Mal, dass ich sie offen gesehen hatte.

Er hatte damals schon den Plan gehabt sie ein wenig wachsen zu lassen, doch, dass er das so meinte, wusste ich nicht. Ich beschwerte mich nicht, es stand ihm. Doch es war ungewohnt. „Du wirst immer der Kleine bleiben.", erklärte Hanji und Eren richtete schmollend seine Haare. Sah kurz zu mir und lächelte mich an.

War ihm egal, was ich vor ein paar Stunden noch getan hatte? Oder wollte er sich nichts anmerken lassen? „Die Tüte hier ist nur für dich. Ich hab gestern nochmal geschaut, was oben alles fehlt.", erklärte Hanji und zeigte auf die große Einkaufstasche. Eren nickte nur. „Und der Rest ist Essen. Levi kauft ja nie ein. Und nicht jeder Mensch hat so viel Geld immer zu bestellen.", neckte sie mich. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte halt gut investiert und angelegt. Die alte Wohnung vermietete ich, bekam davon auch noch gut Geld. Das Haus hier war abbezahlt und viel Strom- und Wasserkosten hatte ich nicht.

Im Augenwinkel sah ich, wie Eren sich seine Haare zusammenband und Hanji beim Tragen half. Er würde nun die Küche sehen. Im Gegensatz zum Rest der unteren Etage, sah die Küche aus wie neu.

Das lag wahrscheinlich daran, dass ich sie nie wirklich benutzte. Wie Hanji schon sagte, ich bestellte Essen. Ich hatte nicht die Energie zu kochen. Oder einkaufen zu gehen. Das war zu anstrengend.

Ich hörte die Beiden in der Küche reden. Hanji fragte, ob er sich das wirklich zutrauen würde. Und Eren erklärte, dass er das hier ebenfalls brauchen würde, um mit ein paar Dingen klarzukommen. Das war meine Schuld. Er musste damit klarkommen, was ich ihm angetan hatte.

Mein Blick fiel zur Flasche neben der Couch.

Ich trank den Scheiß inzwischen pur. Es juckte mich nicht mehr. Hauptsache es half beim Einschlafen.

Wie sie da so stand und einfach nur hämisch darauf wartete, dass ich sie trank, es machte mich wütend. Und doch konnte ich den Blick nicht abwenden. Und doch konnte ich mich nicht zurückhalten und griff nach ihr. Sah sie an.

Ein Schluck. Sie waren in der Küche beschäftigt. Würden es nicht mal mitkriegen. Nur ein Schluck.

„Levi?" Sofort sah ich hoch. Seine Stimme hatte mich aus meiner Trance geholt. Eren sah ein wenig unsicher zwischen meinem Gesicht und meinen Händen hin und her. „Willst du auch was essen? Dann koche ich mehr." Ich nickte nur apathisch, sah wieder auf die Flasche in meinen Händen.

Sah im Augenwinkel, wie er kehrt machte. „Eren!" Der 23-Jährige blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an. „Kannst du das Zeug wegkippen?", ich reichte ihm die Flasche. Er nahm sie leicht lächelnd an und verschwand in der Küche.

Nur kurze Zeit später hörte ich das Klirren von Glas. Er hatte die leere Flasche wohl in den großen Sack vor der Hintertür geworfen.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt