PoV Levi
Überglücklich kuschelte ich mich an Erens Brust. Genoss die Hand in meinen Haaren, genoss, wie er mich krauelte, seine andere Hand an meinem Rücken hatte und mich hielt.Er war meinetwegen hier! Meinetwegen!
Und es lag nun an mir dafür zu sorgen, dass er nicht wieder ging. Es lag an mir mit dem Trinken aufzuhören. Die letzten zwei Tage hatte das gut funktioniert. Doch wie sah es mit den nächsten zwei aus? Wie würde es sein, wenn ich einkaufen gehen würde? Würde ich etwas kaufen, weil es einfach war? Würde ich mich zusammenreißen können?
Ich müsste es tun. Eren war wieder hier. Und er wollte bleiben. Er wollte bleiben, wenn ich nicht trinken würde. Das hieß ich musste einfach ein wenig Selbstkontrolle zeigen. Naja, ich musste es versuchen. Ich konnte ihn nicht schon wieder verlieren! Ich hatte eine zweite Chance bekommen, die durfte ich nicht versauen.
„Hast du trainiert?", fragte ich dann und lehnte mich mehr an seine Brust. Er hatte definitiv trainiert. „Nicht wirklich. In der Gruppe, in der ich gearbeitet hatte, hatten wir ein ähnliches System, wie bei dir früher. Bewegung hilft bei Bewältigung oder sowas. Und ich musste halt mit machen."
Ich nickte nur, blieb weiter in seinen Armen sitzen. Er würde sagen, wenn es ihn stören würde. „Du Levi?" Ich brummte zustimmend. „Kannst du Rhea wieder zurückholen? Die fehlt mir.", lachte er leise und lehnte sich ein wenig zurück, sodass er mein Gesicht sehen konnte.
Ich sah zu ihm hoch, zuckte mit den Schultern. „Wenn du sie Hanji entreißen kannst."
Eren war wieder hier, ich traute mir zu, dass ich das schaffen könnte. Außerdem war Rhea schonmal der Grund gewesen, warum ich aufgestanden war. Der einzige Grund. Sie war an meine miese Laune gewöhnt und war hartnäckig.
-
Am nächsten Tag fuhren wir zu Hanji. Eren fuhr. Er fuhr gut. Nicht so waghalsig, wie ich. Das war gut. Er war sicher. Mein Auto gefiel mir zwar besser – immerhin war es deutlich größer und moderner – aber er hatte immer gesagt, dass er sich sein erstes Auto selber kaufen wollte. Und das hatte er getan. Es kam zwar nur ein neuerer Opel Astra raus, aber immerhin. Es hätte schlimmer kommen können.
Gestern war mir schon aufgefallen, dass sich sein Musikgeschmack kaum geändert hatte. Er hörte ein bisschen weniger Rap, aber sonst war es gleichgeblieben.
Nun tippte er zum Takt des Songs an seinem Lenkrad rum. Irgendwie süß.
„Erwin und Mike wohnen direkt neben Hanji. Und Erwin hat gerade Urlaub, kann also sein, dass der da rumhängt.", erklärte ich, als Eren in Hanjis Straße einbog. Erwin und Mike wohnten noch immer in meiner alten Wohnung, Hanji wohnte dort, wo der alte Mann vor zwei Jahren verreckt war.
Eren sah sich ein wenig in der Straße um. Es schien, als wäre er in seiner eigenen Welt, doch ich wurde eines Besseren belehrt. „Ist das eine Vorwarnung?", lachte er leise und fand einen Parkplatz genau vor dem Gebäude. „Mehr oder weniger."
Erwin hatte zwar oft gesagt, dass Eren mir gutgetan hatte und er ihn mochte, hatte sich aber immer mal wieder anmerken lassen, dass er nicht der größte Fan davon war, dass er einfach gegangen ist. Ich hingegen konnte das gut verstehen. Ich wäre noch viel früher gegangen.
Wir stiegen aus, betraten das Gebäude und nahmen in den Fahrstuhl.
Die Bilder, die vor meinem Auge erschienen, machten diese Fahrt deutlich angenehmer. Die Bilder, wie wir uns küssten, ich ihn aus dem Fahrstuhl in die Wohnung zog. Die Bilder von dem Ereignis danach.
Wieder fühlte sich die Fahrt wie eine Ewigkeit an. Doch es war eine gute Ewigkeit. Die Bilder in meinem Kopf machten sie gut.
Das Ping-Geräusch ertönte und die metallene Tür öffnete sich. Sofort fiel Erens Blick auf den Müllschlucker und leicht schmunzelnd ging er dran vorbei. Wie er sich damals über dieses Ding gefreut hatte, würde ich vermutlich nie vergessen.
Ich klopfte an Hanjis Tür und nur ein paar Sekunden später wurde jene geöffnet und eine brünette Teufelin sah mich an. Warum hatte ich mich drauf eingelassen mit her zu kommen? „Levi! Du hast das Haus verlassen!", schrie sie und genervt rollte ich die Augen, ehe ich mich an ihr vorbeidrückte und meine Schuhe auszog. „Und Eren ist auch hier! Ihr habt euch noch nicht umgebracht! Was ein freudiger Tag!"
„Hast du was geraucht?", murrte ich und lachend legte sie ihren Arm um mich. Ich ließ es über mich ergehen. „Nein mein Lieber. Ich habe nur gute Laune.", zwinkerte sie und schubste die Tür hinter Eren zu, welcher ein wenig überfordert im Flur stand.
„Jetzt kommt schon." – „Ich würde ja, wenn du mich nicht erdrücken würdest.", fauchte ich sie an, was sie nur mit einem Lachen kommentierte und mich schließlich losließ. Ich ging – wissend, dass das Vierauge und Eren mir folgen würden – in Hanjis Wohnzimmer, wo ich einen blonden Riesen vorfand, der eine schwarz-weiße Katze hielt.
Als Rhea mich sah, sprang sie von Erwins Schoß und lief auf mich zu, drückte sich schnurrend an meine Beine, ehe sie zu Eren wechselte und dasselbe bei ihm tat. „Hast du Haare geschnitten?", fragte Erwin, als ich mich neben ihm fallen ließ. Ich nickte nur. „Dann scheint euer bescheuerter Plan ja doch was zu bringen."
Eren setzte sich neben mich, spielte stumm mit Rhea.
Es erinnerte mich an damals. Als ich ihn zu mir geholt hatte und Erwin und Mike spontan zum Frühstück aufgetaucht sind. Da war er genauso still, wie jetzt. Ließ Erwin seine Fragen stellen und überhörte dumme Kommentare. „Halt die Klappe und sei lieber froh, dass der Mann hier mal sein Haus verlassen hat.", sprach Hanji und quetschte sich zwischen Erwin und mich.
Es war nicht so, als wäre auf der Couch noch verdammt viel Platz gewesen. Nein. Hanji musste sich natürlich auf diese fünf Zentimeter drücken. „Aber was verschafft mir eigentlich das Vergnügen?" – „Ich will Rhea wieder."
Eren räusperte sich mahnend und ich seufzte genervt. „Ich möchte Rhea wieder." Erneut dieses Räuspern. „Bitte." Der Brünette grinste nur zufrieden. „Och wie niedlich, versuchst du ihm etwa Manieren beizubringen?", lachte Hanji. „Ich kann sie auch ganz schnell wieder vergessen und dir in deine dämliche Fresse rotzen, wenn dir das lieber ist.", murrte ich.
Sie wusste, dass ich es nicht so meinte. Doch sie wusste auch, dass ich es hasste so nett zu ihr zu sein. Eren wusste das auch. Doch, dass er mich tadelte, wenn ich so zu Hanji war, war nichts Neues mehr.
„Schaffst du das denn?" Ich nickte. Was sollte ich auch groß sagen?
Ich wusste natürlich, dass es seine Gründe hatte, warum ich Rhea weggegeben hatte. Aber das waren hauptsächlich, dass ich sie nicht mehr in diesem Dreck wohnen lassen wollte und dass ich Angst hatte ihr im Suff was zu tun, wenn sie mich nervte. Doch die Unordnung war weg. Und ich würde nicht mehr trinken. Nicht solange Eren bei mir war. Nicht solange er nicht wieder gehen würde.
Und wenn er wieder gehen würde, dann wäre es eh vorbei mit mir. Dann würde Hanji Rhea von alleine wieder zurückholen.
„Ich kann es dir nicht verbieten. Immerhin gehört sie dir. Aber ich will Updates! Sie ist mir so ans Herz gewachsen!", lachte die Brillenschlange, schnappte sich die Katze und drückte sie fest an sich. Rhea ließ es über sich ergehen. Schien jedoch nicht sehr begeistert. Verständlich. Von dieser Furie umarmt zu werden, war der reinste Horror. Die Frau ließ einen einfach nicht mehr los.
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Can you save my life [Ereri/Riren]
FanfictionFortsetzung von "Let me save your life" Nachdem Eren und Levi sich vor einem Jahr getrennt haben, ist Eren seinen eigenen Weg gegangen, während Levi in der Einsamkeit und im Kummer versank. Seine beste Freundin versucht verzweifelt ihm zu helfen. S...