Kapitel 28

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PoV Levi
Betrübt saß ich am Küchentisch, hatte die Beine auf dem Stuhl angewinkelt du den Kopf auf die Knie gelegt, als ich die Haustür hörte und Eren die Küche betrat. „Hey.", säuselte er und drückte mir einen Kuss in den Nacken. „Alles ok?" Ich schüttelte den Kopf, sah im Augenwinkel, wie er sich vor mich hockte, zu mir rauf sah. „Was ist passiert?" – „Ich war einkaufen. Und ich hab was für dich gekocht."

Er drehte den Kopf zur Küchenzeile, wo im Backofen eine große Auflaufform mit seinem Essen drinstand. Zum Warmhalten. „Aber?", er streichelte mir über die Beine, nahm meine Arme weg, die ich um sie geschlungen hatte. „Im Wohnzimmer.", murmelte ich nur leise und wandte den Blick von ihm ab.

Er stand auf, ging ins Wohnzimmer. Und langsam stand ich vom Stuhl auf und ging ihm nach. Den Blick noch immer auf den Boden gerichtet. Warum hatte ich das gemacht? Ich konnte niemandem die Schuld dafür geben. Niemand außer mir hatte das zu verantworten.

Anders als ich erwartet hatte, stürmte Eren nicht sofort aus dem Haus, sondern kam langsam auf mich zu, hob mein Kinn an und sah mich ernst an. Die Tränen stiegen mir in die Augen. Bitte geh nicht. Bitte nicht. Ich brauche dich. Bitte geh nicht. Bitte.

Ich schloss meine Arme um seinen großen Körper, drückte mich an ihn und begann jämmerlich zu weinen. „Bitte geh nicht!", schluchzte ich und zog ihn fest an mich. Eren legte seine Hände an meinen Rücken, streichelte mich. Drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Hielt mich.

„Ich habe dir gesagt, dass ich gehe, wenn du wieder trinkst." Ich nickte, krallte mich in den Stoff seines Strickjacke. „Und du hast nicht getrunken. Also warum sollte ich gehen?" Mein Griff lockerte sich und Eren drückte mich langsam von ihm weg. Mein Blick fiel zum Wohnzimmertisch. Der kleine Karton mit den 20 kleinen Schnapsflaschen stand noch immer geschlossen da. Sah mich verlockend an. Wollte, dass ich mich auf ihn stürzte. Er wollte es die ganze Zeit. Sobald ich nach dem Einkaufen Zuhause angekommen war, hatte ich den Karton dahin gestellt. Aus dem Blickfeld.

Dann habe ich Erens Essen gemacht. Ablenkung. Nicht daran denken.

Ich bin nicht mal ins Badezimmer gegangen, weil ich nicht am Wohnzimmer vorbei wollte. „Ist beim Einkaufen was passiert?", fragte Eren und griff sich den Karton, schob mich in die Küche, verstaute den Alkohol dabei in seiner Arbeitstasche.

Sollte ich es ihm erzählen? Armin war sein bester Freund? Und ich hatte Eren verletzt. Würde jemand so zu Hanji oder Erwin sein, wie ich es zu Eren war, dann würde ich mich ähnlich, wie Armin verhalten. Schlimmer, sogar. Ich konnte ihn nicht dafür verurteilen, dass er sich verhielt, wie ein guter Freund.

„Nein, nichts." – „Levi, lüg mich nicht an.", Eren drückte mich auf den Stuhl, auf dem ich eben noch gesessen hatte, ging zum Ofen und holte das Essen heraus.

„Ich hab Armin getroffen.", murmelte ich leise. Eren setzte sich mit zwei Tellern – einer für mich, einer für ihn – und Besteck an den Tisch und sah mich erwartend an. „Was hat er gesagt?" – „Dass ich es nicht schon wieder versauen soll. Dass du Angst hattest zu mir zurück zu kommen. Und dass er nächstes Mal wirklich die Polizei ruft, damit ich in Therapie komme."

Eren seufzte leise auf und griff sich meine Hand. „Du hast es nicht versaut. Obwohl du es jederzeit hättest tun können, hast du es nicht getan. Du hast nichts getrunken, obwohl was im Haus war. Dass du es gekauft hast, war nicht unbedingt gut, aber du hast es nicht versaut Levi. Und ich glaube dir, dass es kein nächstes Mal geben wird. Du musst dir keine Sorgen machen. Schau doch lieber, was du geschafft hast. Du hast seit fast zwei Wochen nichts mehr getrunken. Eine Woche davon hast du es ohne Rauchen ausgehalten und dich selber hast du dabei auch nicht vernachlässigt. Du warst alleine einkaufen, schaffst es jeden Tag zu kochen, warst mit einer Freundin draußen. Konzentriere dich lieber auf deine Erfolge als auf irgendwelche Worte, von einem Idioten."

So redete er von seinem besten Freund? Tat er das, um mich aufzumuntern oder weil er wirklich so meinte? Dachte er, dass Armin sich falsch verhalten hatte?

-

Ich kam gerade aus dem Badezimmer, rubbelte mir die Haare mit dem Handtuch trocken, als ich Eren reden hörte. Die Tür zum Schlafzimmer war einen kleinen Spalt geöffnet. „Das ist mir egal. Wenn du ihn das nächste Mal siehst, wäre es nett, wenn du dich verhalten könntest, wie ein normaler Mensch." Pause. „Ich weiß., das gibt dir aber nicht das Recht dazu."

Er klang wütend.

„Wie würde es dir gefallen, wenn ich zu deiner Ex gekommen wäre und ihr 'ne Predigt gehalten hätte?", wieder eine Pause. Er telefonierte. Wann hatte er damit angefangen?

„Das ist aber nicht dein Job, Armin.", Pause.

„Weil ich ihn liebe?", Pause. „Ja immer noch!"

Pause.

„Du weißt warum. Meine Fresse warum kann denn keiner von euch verstehen, dass ich ihm verziehen habe?!", er wurde lauter. Unverändert stand ich im Flur. Das eine Handtuch um die Hüften, das andere hielt ich noch immer in meinen Haaren. „Meinst du nicht, dass ich mein Bestes gebe, damit es ihm auch wieder besser geht? Es geht hier nicht um mich. Also bitte, halte dich nächstes Mal einfach zurück."

Stille.

Hatte er aufgelegt?

Die Tür öffnete sich plötzlich ganz und Eren stand vor mir, hatte das Handy noch in der Hand und sah mich müde an. „Kann ich mir eine Zigarette von dir nehmen?", fragte er. Ich nickte nur perplex. Dann drückte er mir noch kurz einen Kuss auf die Lippen, ehe er die Treppen runter lief.

Can you save my life [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt