"So, das sieht ja alles schon ziemlich gut aus. Sie erholen sich überraschend schnell, Frau Bender", verkündete der Arzt und ich lächelte ihn glücklich an. "Darf ich mir jetzt endlich wieder ins Gesicht fassen?" "So wenig wie möglich und auf keinen Fall mit den Nägeln kratzen. Höchstens mit der Fingerkuppe reiben, aber mehr nicht." Unsicher biss ich mir auf die Lippe. "Darf ich- ähm, jemanden küssen?" Diese Frage zauberte Dr. Grimm ein Schmunzeln ins Gesicht, dann nickte er. "Solange es nicht ausartet, ja. Dann soll ich wahrscheinlich gleich den hellblonden jungen Mann ins Zimmer lassen, oder?" Ich nickte verlegen und nachdem der Arzt noch einen letzten kontrollierenden Blick auf die Monitore geworfen hatte, verließ er den Raum und ich beobachtete angespannt die Tür, bis sie endlich wieder geöffnet wurde und ein bekannter blonder Haarschopf im Türrahmen erschien. Darunter entdeckte ich strahlende Augen und ein verschmitztes Grinsen. "Hey, na? Hast du dich ein bisschen ausgeruht nach all der Aufregung gestern?", erkundigte er sich und ich nickte. "Ja, hab ich. Man wacht halt nicht jeden Tag aus dem Koma auf." "Du machst Witze, das ist glaub ich ein gutes Zeichen", stellte Julian fest, dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mein Bett. Für einen kurzen Moment herrschte Schwiegen, dann begannen wir beide im selben Moment zu sprechen. "Eigentlich wollte ich-" "Was ich eigentlich sa-" Wir brachen beide ab und mussten lachen, dann nickte Julian mir zu. "Lady's First." Ich atmete tief durch, dann sah ich ihn durchdringend an. "Ich will nicht, dass es wie vorher wird. Das hab ich zwar an dem Morgen gesagt, nachdem du bei mir übernachtet hast, aber das war gelogen. Ein Teil von mir war immer noch verletzt und ich hatte Angst, dass wieder alles kaputt gehen wird. Aber dann kam die Entführung und während ich in diesem Keller gefangen war, brauchte ich einen Anker, der mich davor bewahrt hat, aufzugeben. Und dieser Anker warst du. Und zwar nicht nur die guten Momente, sondern auch die schlechten. Ich hab an so viele Streits von uns gedacht, aber das hat mich nicht runtergezogen, sondern mir etwas klargemacht. Ich hasse streiten, aber wenn ich schon streite, dann am liebsten mit dir. Mit dir ist es nicht wichtig, ob Lachen oder Weinen, nur wir sind wichtig. Ich war praktisch tot, aber jetzt hab ich die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Und dieses Leben möchte ich auf keinen Fall ohne dich führen, weil du einfach du bist. Weil ich dich brauche, Julian. Weil ich dich liebe." Mit Tränen in den Augen sah ich Julian an, der ebenfalls glänzende Augen anhatte und sich unsicher durch die Haare fuhr. Dann lachte er leise und sah mich liebevoll an. "Verdammt, ich hatte so ne tolle Rede vorbereitet, um dir meine Liebe zu gestehen und zu sagen, was für ein Vollidiot ich war und dann haust du sowas raus. Du faszinierst mich immer wider aufs Neue, Emily Bender. Und ich möchte für den Rest meines Lebens von dir fasziniert werden, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Ich liebe dich auch." Sofort begann ich zu lächeln. "Dann küss mich endlich, du Vollidiot." Unsicher sah Julian mich an. "Darf ich das denn?" Schmunzelnd nickte ich. "Ich hab den Arzt extra gefragt." Ein weiteres Mal musste ich ihn nicht bitten. Lächelnd stand Julian auf, strich mir sanft eine Strähne hinters Ohr und legte endlich seine Lippen auf meine. In meinem Inneren explodierte ein Feuerwerk und ich schloss instinktiv die Augen, um mich voll und ganz den Gefühlen hinzugeben, die Julian in mir auslöste. Es kam mir vor, als ob ich seit unserer Trennung nicht richtig hatte atmen können, aber jetzt drang endlich wieder neuer Sauerstoff in meine Lungen, neues Glück in meine Seele und neue Liebe in mein Herz. Alles war perfekt und das nur wegen Julian. Das Vergangene kam mir wie ein anderes Leben vor, jetzt konnten wir ein neues beginnen und ich konnte es gar nicht erwarten, mit Julian an meiner Seite in die Zukunft zu gehen.
Alle freuten sich, dass Julian und ich wieder zusammen waren und Laura brachte mir am Nachmittag auch noch ein Geschenk von meinen Mitspielerinnen vorbei. Der Verein hatte noch gestern Abend bekannt gegeben, dass ich aus dem Koma erwacht war und seitdem war die gute Nachricht in gefühlt allen Medien zu sehen, was ich aber nicht wirklich mitbekam. Mein Handy hatte Jan noch am Unfallort zertreten und im Moment brauchte ich auch noch kein neues. Lächelnd musterte ich Julian, der neben meinem Bett saß und sich durch die Haare fuhr, während er googelte, wie man perfekte Pancakes machte, weil er mir gerade versprochen hatte, mir die zum Frühstück zu machen, sobald ich aus dem Krankenhaus raus war. Plötzlich begann er zu lächeln. "Ha, das hier hat richtig viele gute Bewertungen und das klingt einfach. Das krieg ich hin!" Stolz sah er mich an und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Du kannst wundervoll kochen, aber an Pfannkuchen bist du bis jetzt grandios gescheitert. Hältst du es wirklich für eine gute Idee, dich an Pancakes zu versuchen?" "Hey, ich möchte für die tollste Frau der Welt ein super gigantisches Frühstück machen, okay?" "Die tollste Frau der Welt findet das wirklich süß, aber sie wird keine festgebrannten Pancakes aus der Pfanne kratzen", entgegnete ich, woraufhin Julian zwei seiner Finger küsste und sie anschließend auf meine Hand drückte. "Das muss die tollste Frau der Welt auch gar nicht, weil mir nichts anbrennen wird." "Na dann ist ja gut." Für einen Augenblick lächelten wir uns einfach nur an, dann schien Julian etwas einzufallen. "Ich wollte dich noch was fragen. Ähm, es gibt ziemlich viele Gerüchte, dass wir wieder zusammen sind, weil die Medien natürlich mitbekommen haben, dass ich hier bin. Was hältst du davon, wenn wir unsere Beziehung dieses Mal sofort öffentlich machen?" Er wirkte ziemlich unsicher bei seinem Vorschlag und mir ging es ähnlich. Wenn wir es öffentlich machten, wurde es real und wenn es real wurde, wurden Menschen verletzt. Aber ich hatte mir vorgenommen, in diesem Leben mutiger zu sein, also lächelte ich und nickte. "Ja, wir sollten es öffentlich machen. Darüber werden sich eine Menge Fan sehr freuen, glaube ich." "Oh ja, definitiv." "Aber ich möchte noch nicht komplett auf dem Bild zu sehen sein, wegen all den Verletzungen", warf ich ein und Julian nickte verständnisvoll. "Klar. Was hältst du davon, wenn du einfach deine Hand auf meine legst und ich davon ein Bild mache?" "Okay." Wir taten es genau so, wie Julian vorgeschlagen hatte, dann schwieg er eine Zeit lang und tippte einen dazugehörigen Text, den er mir schließlich zeigte. "Ich bin unendlich dankbar, dass du deine Augen wieder geöffnet und mich damit liebevoll angesehen hast. Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich kann es nicht erwarten, dieses "zweite Leben" mit dir in Angriff zu nehmen. Ich liebe dich❤️ @Emily_Bender" Bei seinen Worten traten mir Tränen in die Augen und ich nickte. "Das ist perfekt." "Alles klar, dann ab damit in die weite Welt." Lächelnd postete Julian das Bild, dann steckte er sein Handy wieder ein und umfasste meine Hand mit seinen Händen. "Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?"
Ach ja, wie ich diesen couple content doch vermisst habe🙈😍
P.S.: Ich bin jetzt auch auf Instagram unter @mixed_ffs zu finden, halte euch dort über Updates auf dem Laufenden und versuche euch mehr in die Entwicklung meiner Geschichten miteinzubeziehen😊
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Plötzlich zwei Leben?
FanfictionDritter Teil der "Plötzlich zwei...?"-Trilogie Vier Monate sind vergangen seit Emily und Julian sich getrennt haben. 16 Wochen, in denen beide auf ihre eigene Art versucht haben, mit der neuen Situation leben zu lernen. 112 Tage, die gereicht haben...