5.

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Mit angewinkelten Beinen saß Alicia, auf dem viel zu weichen, Sofa im Salon, bis sie schnelle Schritte auf der Treppe hörte.
In Hemd, Anzug und Krawatte kam Elijah in den Salon und steuerte das Kühlfach der Bar an.
"Ein Glas Weißwein?" fragte er und sah Alicia an.
Sie nickte nur.
Er nahm zwei Gläser und eine Flasche Weißwein, aus dem Kühlfach und kam dann zu Alicia.
"Wie geht es dir?" fragte Elijah und setzte sich neben sie.
"Ganz gut, dir?" fragte sie zurück und nahm das Glas, welche Elijah ihr hinhielt.
"Auch." erwiderte Elijah, öffnete die Flasche und goss Alicia etwas ein.
Dann stocke er.
"Das war gelogen. Es geht mir nicht gut." gestand Elijah und schenkte sich selbst etwas Weißwein ein. Etwas mehr, als er Alicia eingeschenkt hatte.
"Ich hab heute in der Notaufnahme eine Patientin gehabt. Ein Jahr jünger als du, mit Haaren so wie deine und Sommersprossen." Elijah sah Alicia an.
"Sie erzählte mir, dass sie einen Freund hat. Ein Jahr älter, als sie selbst und das ihre größte Sorge gerade wäre, ob sich ihre Note in Biologie verbessert." Elijah lachte verhalten und sah dann schnell zu Boden.
"Bio." lächelte Alicia traurig.
"Bio war auch nicht wirklich meine Stärke." fügte sie hinzu und nippte am Wein.
"Weißt du, als ich sie so angesehen habe, da musste ich an dich denken. Ich musste lachen, als ich daran dachte, dass du vielleicht irgendwann, einem Arzt wie mir erzählen würdest, dass deine größte Sorge gerade Bio ist.- Dann viel mir eingefallen, dass das nicht passieren wird." Elijah sah Alicia mit geschmerztem Blick an.
"Das tut mir so leid. Bitte glaube mir, gerade gibt es nichts mehr, was ich mir für dich wünsche, als dass du nicht hier sein musst. Das du mich nie hättest kennenlernen müssen." versuchte Elijah ihr zu versichern.
"Und wenn wir es versuchen?" fragte Alicia da und sah Elijah mit tränen in den Augen an.
"Was?" fragte er. Er war sich nicht sicher ob er sich verhört hatte.
"Was sollen wir denn anderes machen? Selbst wenn ich mich auf den Boden werfe und laut schreie, wird das nichts bringen. Es wird sich nichts ändern. Es wird nicht mehr so sein, wie es vorher war. Und es ist nicht die Familie Mikaelson welche mir Angst macht." gestand Alicia und eine Träne fiel von ihren Wimpern auf ihre Wange.
"Was dann?" fragte Elijah und zog die Augenbrauen zusammen, sodass sich eine nachdenkliche Falte zwischen seinen Brauen bildete.
"Ich." wisperte Alicia und schniefte. "Ich hab Angst vor mir selbst, vor dem was ich bin. Ich weiß irgendwas stimmt mit mir nicht aber jeder sagt das ist normal. Nein, nein das ist nicht normal. Ich bin nicht normal und ich will das nicht sein, was ich bin. Vor vier Wochen war ich noch ein ganz normales Mädchen aus Kanada. Dann kommen plötzlich drei Frauen zu mir nach Hause und nehmen mich mit. Erzählen mir was von Ahnen, Hexen, Werwölfen und Vampiren, dass ich für ein Ritual auserwählt bin egal ob ich will oder nicht und das sie mich schon überall gesucht haben. Das ist doch nicht normal." Wie Regentropfen, fielen die Tränen auf Alicias Wangen.
Elijah stellte sein Glas ab, nahm Alicia ihr eigenes aus der Hand.
"Komm her." raunte Elijah, fasste Alicia im Nacken und zog sie an sich ran. Er nahm Alicia fest in die Arme, strich ihr über das Haar und raunte immer wieder: "Alles gut, es wird alles gut." 

"Kol hat vorgeschlagen mir zu zeigen, wie ich eine Banshee sein kann." murmelte Alicia. Ihre Augen waren noch rot und ihre Wangen mit Tränenspuren gezeichnet.
"Warum nicht?" erwiderte Elijah und sah auf Alicia runter, welche mit angezogenen Beinen, neben ihm auf dem Sofa lag.
"Kann er das?" fragte Alicia und sah zu Elijah hoch.
Elijah strich ihr sanft über die Schulter und schwenkte mit der anderen Hand sein Weinglas.
"Kol ist der Einzige den ich kenne, welcher so viel über Hexerei und magische Wesen weiß. Wenn jemand dir zeigen kann wie du seine Stimme benutzen kannst, dann ist er das." lächelte Elijah und strich Alicia das Haar aus der Stirn, dann sah er schnell auf.
"Ware mal." meinte er, stellte schnell das Blas ab und stand im nächsten Moment in der Bibliothek und überflog die Buchrücken.
"Hab ich dich." murmelte Elijah und zog ein in schwarzes Leder gebundenes Buch aus dem Regal.
Es war nur ein Windhauch zu hören, dann stand Elijah wieder neben dem Sofa, zog seine Hosenbeine etwas an und setzte sich neben Alicia auf das Sofa. Elijah legte sich das Buch auf die Knie und schlug es auf. Er blätterte eine Weile, bis er ruckartig an einer Seite anhielt.
"Hier ist es." meinte er und Alicia setzte sich auf. "Komm her." winkte Elijah Alicia zu sich, welche sich darauf hin näher zu ihm setzte.
"Da. Das ist eine erste Beschreibung einer Banshee aus dem Jahr 1740. Eine Hexe mit dem Namen Adriana Sineclare verfasste es. Kluge Frau, 1760 habe ich sie mal getroffen" erklärte Elijah.
"Das ist eine wie ich?" fragte Alicia und lehnte sich etwas weiter zu der Seite runter.
In dem Buch war eine sehr detaillierte Zeichnung einer Frau. Fliegendes Kleid, fliegendes Haar und den Mund zu einem lauten Schrei geöffnet. Ohren die leicht spitz nach oben zuliefen und Augen welche bedrohlich grün leuchteten.
"Banshees haben Stimmen wie Engel. Das ist das gefährliche daran. Man denkt nicht das diese, genau diese Stimme so gefährlich sein kann. Aber ist noch das einzige was sie können." fährt Elijah fort und legte den Arm, welcher Alicia zugewandt war hinter sich auf die Lehne des Sofas.
"Was noch?" fragte Alicia und sah Elijah fragend an.
"Sie hören Dinge, welche noch nicht einmal Vampire wie meine Familie und ich hören können. Stimmen, manchmal nur ein Flüstern, von der anderen Seite.- Man bezeichnet Banshees nicht umsonst als Vorboten des Todes. Es kam vor das Banshees wie in Trance zu einem Ort liefen wo jemand sterben würde oder bereits starb. Oder zur Polizei gingen um ein Verbrechen anzuzeigen welches noch gar nicht geschehen war. Banshees sind wahnsinnig sensibel." erklärte Elijah und sah Alicia an.
Er sah sie lange an und dabei wanderte sein Blick immer weiter runter, bis zu ihren Lippen. Sie hatte, zarte, rosige, volle Lippen. Sich weich und samtig.
"Alicia." wandte Elijah den Blick von ihren Lippen ab.
"Versprich mir, das du niemals jemanden in dein Zimmer hereinbittest. Weder Rebekah, noch Kol, Klaus oder mich. Niemanden verstehst du." wurde Elijah nachdrücklich, fasste eine Haarsträhne von Alicia und strich sie ihr hinter das Ohr, ehe er sie leicht am Kinn fasste.
"Versprochen." erwiderte Alicia, ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden.

"Na komm her." flüsterte Elijah und schob die Arme unter den Körper der schlafenden Alicia. Als er sie in seine Arme hob, fiel ihr Kopf locker gegen seine Schulter und ein Arm hing seitlich nach unten.
"Zeit fürs Bett." lächelte Elijah und ging langsam durch den Salon, die Treppe nach oben und in sein Schlafzimmer.
"Shh, shh." machte Elijah leise, als er mit Alicia in den Armen das Schlafzimmer betrat und hinter sich, mit dem Ellenbogen die Tür anlehnte.
Elijah durchschritt sein großräumiges Zimmer und legte Alicia auf dem, mit dunkelrauem Satin bezogenem, Bett ab.
Unter ihr zog er die Bettdecke raus, schob ihre Beine unter die Decke und zog ihr diese bis zur Brust hoch.
"Bis morgen." flüsterte Elijah und legte seine Hand sanft auf ihre Wange.
"Schlaf gut." fügte er kaum hörbar hinzu, lehnte sich zu Alicia runter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Er legte einen Moment seine Stirn gegen ihre und schloss die Augen, dann richtete er sich auf und zog seine Hand von ihr zurück.
"Du hast sie gern." erklang da Klaus Stimme hinter Elijah und er drehte sich schnell um.
Mit verschränkten Armen stand Klaus in der Tür, an den Türrahmen gelehnt und sah Elijah an.
"Das ist gut.- Ja sehr gut." nickte Niklaus mit einem arroganten Lächeln und wandte sich ab.
Elijah sah einmal kurz auf Alicia runter, strich ihr über die Schulter und ging dann zur Tür.
"Schlaf." sagte er noch einmal, ohne sich umzudrehen, trat vor die Tür und zog diese hinter sich zu.

Sie atmete tief ein und drehte sich, noch leicht verschlafen, auf die andere Seite. Jedes einzelne Kissen roch nach ihm.
Dieser auffordernde Duft, welcher gleichzeitig so charmant war.
Noch nie zuvor hatte Alicia den Geruch eines Mannes bewusst wahrgenommen.
Das musste er sein. Der Geruch eines Mannes, wie Elijah einer war. "Wie viele vor mir wohl hier waren?" murmelte Alicia und sah zu den geschlossenen Fenstern durch welche die Sonnenstrahlen in das Zimmer fielen.
In all den Jahren, in denen Elijah schon lebe, hatte er mit Sicherheit unendlich viele Geliebte gehabt. Sicher waren auch einige von ihnen, genau hier, in diesem Bett gelegen.
Wie er sie am gestiegen Abend angesehen hatte. So hatte sie noch nie jemand angesehen.

Den Kopf zwischen den, gegen die Durschwand gestemmten, Armen runterhängen lassen stand Elijah unter der Dusche seines Bruders Niklaus und atmete mit geschlossenen Augen immer wieder tief ein und aus.
Das heiße Wasser prasselte laut auf ihn runter und wieder und wieder strich Elijah sich das braune Haar, welches ihm in die Stirn fiel nach hinten.
"Ich fühl sie, ich seh sie. Ihre langen roten Haare wehn." flüsterte Elijah und richtete sich auf.
Zu sagen er würde sie nicht auf eine gewisse Art begehren, wäre falsch gewesen. Vielleicht war es, weil sie noch verboten war, oder weil sie noch so rein war? Oder weil sie ihn so ansah.
So als würde sie ihn ihm einen Beschützer erhoffen. Jemand der ihr eine neue Welt zeigte und sie dabei an der Hand hielt.
Er konnte den Tag der Zeremonie seit der letzten Nacht kaum erwarten, als sie in seinem Arm eingeschlafen war. Ganz plötzlich war ihr Kopf auf seiner Schulter schwer geworden.
Seit diesem Moment, wollte er nichts mehr, als sie wieder in den Armen halten und endlich von ihren Lippen kosten.
Von Honig bis Mandel hatte er schon alle Geschmäcker der Lippen probiert, doch wusste er, sie würde etwas ganz Besonderes sein.

Lunar eclipse Im Blick des Vollmonds (Elijah Mikaelson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt