3.

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Als Elijah am nächsten Tag einen Blick auf seine Taschenuhr warf, wurde seine gedrückte Laune nicht besser.
Es war bereits drei Uhr am Nachmittag und noch immer war Alicia nicht herunter gekommen.
Unruhig trommelte Elijah mit den Fingerspitzen auf dem Deckblatt der heutigen Zeitung herum. In seiner anderen Hand hielt er ein Glas Scotch.
Für seinen Geschmack begann er heute schon viel zu früh mit dem trinken. Aber er heilt es fast nicht mehr aus.
"Elijah." zischte Klaus schließlich, welcher seinem Bruder am langen Esstisch gegenüber saß.
"Lass es, du machst mich wahnsinnig." knurrte Klaus und schlug seinen Teil der Zeitung mit Kraft auf den Tisch.
"Bitte was?" fragte Elijah und sah auf, als hätte Klaus ihn aus einem Tagtraum gerissen.
"Dein Geklopfe. Lass es. Alicia wird schon runter kommen, wenn sie Hunger bekommt." stellte Niklaus fest und nahm seine Zeitung wieder zur Hand.
In diesem Moment öffnete sich die Hintertür des Hauses, welche zu dem privaten Anlegeplatz auf der Rückseite des Hauses führte und Kol, mit Taschen und Schachteln überladen kam in den Salon.
Etwas irritiert musterten Elijah und Klaus ihren Bruder.
"Hast du ein Geschäft ausgeraubt?" fragte Klaus und rückte mit seinem Stuhl zur Seite, als Kol die beigefarbenen Schuhschachtel auf dem Boden verteilte.
"Erstens, nicht ich und zweitens nicht nur eins." gab Kol zurück und machte auf dem Absatz kehrt, als Rebekahs Stimme ertönte.
Tüten und Schachteln aus etlichen Geschäften wurden im Salon verteilt, bis Rebekah mit zwei Armen voll mit Kleidern auf Kleiderbügeln in den Salon kam.
"Guten Morgen allerseits." grüßte Rebekah einmal in die Runde, lief weiter in den Empfangssalon und legte die Kleider dort ordentlich über die Lehnen der Sessel und des Sofas.
„Gute Morgen, Nachmittags um drei." erwiderte Klaus unbeeindruckt und widmete sich wieder seiner Zeitung.
"Was zum Teufel ist das hier alles?" fragte Elijah schließlich und stand auf.
Ein Schuhkarton sah teurer als der andere aus, ebenso wie die Taschen.
"Auch wenn wir es nicht so nennen, heiratest du in zwei Wochen und eher lasse ich mich überfahren, als die Braut in Jeans und Shirt heiraten zu lassen. Deinen Anzug habe ich auch besorgt." erklärte Rebekah.
"Wenn unser Bruder eines nicht braucht, dann sind es Anzüge." lachte Kol auf und stellte den letzten Stapel Schuhkartons ab.
"Wie dem auch sei. Ich werde mich heute Alicia annehmen und mit ihr das Kleid aussuchen." erklärte Rebekah und verstummte dann.
Leise Schritte waren auf der Treppe zu hören.
"Wunderbar." schnaubte Elijah und rieb sich die Stirn.
In einem kurzen Schlafanzug, auf dem aufgeschnittene Melonen abgebildet waren und eine grauen Strickjacke darüber kam Alicia die Treppe runter und in den Salon.
"Was ist denn hier passiert?" fragte Alicia überrascht und sah über die Schachteln und Tüten hinweg.
"Rebekah war einkaufen." erwiderte Elijah schwer und sah zu Alicia auf.
"Setz dich." winkte er sie zu sich und zog einen Stuhl am langen Esstisch raus.
Kaum saß Alicia am Tisch, ging Elijah zur Bar, schenkte ihr ein Glas Orangensaft ein und stellte es ihr hin.
Elijah setzte sich Alicia gegenüber und griff nach der Kaffeekanne, in welcher sich noch schwarzer Kaffee vom Morgen befand.
Eine ganze Weile sagte keiner der Parteien etwas, bis Rebekah, mit einem Glas Orangensaft in der Hand das Schweigen brach.
"Meine Güte nun sagt doch bitte irgendjemand was." stöhnte sie genervt auf und rieb sich mit der freien Hand die schmerzende Schläfe.
"Was ist das hier alles?" fragte Alicia darauf hin und nickte auf die Unmengen an Schachteln und Taschen.
"Sachen zum anziehen. Bis zum Ritual,-" "Muss ich weiß tragen, ich weiß." schnitt Alicia Rebekah das Wort ab und stieg vom Tisch auf.
Schnell packte Alicia nach dem Glas Orangensaft und verließ den Salon.
"Soll ich dir eine Schubkarre voll Salz, für die Wunde bringen?" fragte Elijah mit einem vielsagenden Blick und folgte Alicia in Richtung Hintertüre.

Die kleine Anlegestelle reichte knapp 1,5 Meter in den Kanal hinein, welcher hinter dem Haus entlang lief und eine Treppe mit vier Stufen, welche bereits von den Jahren im Wasser gezeichnet war, reichte zum kleinen Boot hinunter. Auf der ersten Stufe, mit angezogenen Beinen, die Arme fest um die Beine geschlungen saß Alicia und sah auf den Kanal raus.
"Darf ich mich zu dir setzen?" fragte Elijah, als er zur Tür hinaustrat und leise die Tür hinter sich schloss.
"Klar." erwiderte Alicia heiser, ohne aufzusehen.
Elijah trat neben Sie, zog seine Hosenbeine etwas hoch und setzte sich dann neben Alicia auf den kalten Steinboden. Als Elijah die Füße mit einem leisen platschen auf die nächste, mit Wasser bedeckte, Stufe stellte, sah Alicia auf.
„Ihre Schuhe werden nass." meinte sie und sah dann zu Elijah hoch.
Der lächelte verhalten.
„Dafür habe ich Ersatz." erwiderte er und streifte sich sein Jackett von den Schultern.
„Ich würde es dir umlegen, aber etwas sagt mir, das willst du lieber selbst machen." meinte Elijah und hielt Alicia sein Jackett hin.
„Danke." erwiderte Alicia, nahm das Jackett entgegen und hängte es sich um die Schultern.
Es war bereits Oktober und die Steinplatten waren wirklich kalt.
Mein Bruder sagte mir, du hast bereits deinen Sekretär geöffnet." schnitt Elijah das Thema an, ohne den Blick von dem Kanal abzuwenden.
„Nette Spielsachen." nickte Alicia und sah Elijah an.
„Schenken Sie allen Ihren Freundinnen so wertvollen Schmuck?"
Elijah lachte leise und blickte Alicia an.
„Nein. Aber keine von ihnen wurde jemals so unfreiwillig in meine Gesellschaft gezogen." fügte er hinzu.
„Dann ist es also ein Trostpreis?" zog Alicia eine Augenbraue hoch.
Wieder lachte Elijah und lächelte sie dann an.
„Auch das nicht. Eine Schutzmaßnahme. Solange du diese Kette trägst, kann niemand in deine Verstand eindringen. Kein Vampir, auch kein Urvampir. Das Eisenkraut darin schützt dich." erklärte Elijah und lehnte sich auf seine Knie.
Verstehend nickte Alicia und sah dann wieder auf den Kanal hinaus.
„Haben Sie sich,- freiwillig gemeldet? Oder wurden Sie auch ausgesucht?" fragte Alicia schließlich und biss sich schnell auf die Unterlippe, als sie Elijah ansah.
Er überlegte einen Moment ob er ihrem Blick ausweichen sollte, doch dann tat er es nicht.
„Freiwillig." nickte Elijah und wandte sich Alicia etwas weiter zu. „Du wirst bald bemerken, dass meine Familie nicht ganz einfach ist." begann Elijah und wollte ach Alicias Hand greifen, doch dann stockte er.
Er verschränkte die Finger ineinander und sah sie an.
„Ich wollte nicht, dass du die geballte Ladung, Wahnsinn abbekommst." führte er schließlich zu Ende.
„Ich hab Angst und will ehrlich zu Ihnen sein, ich will das alles nicht." Alicia schniefte und begann zu zittern. Ob vor Kälte oder vor Angst wusste sie nicht.
Langsam legte Elijah ihr eine Hand auf die Schulter und strich ihr über den Rücken.
„Ich weiß. Aber dir wird nichts passieren, ich gebe dir mein Wort." versicherte Elijah ihr und stand dann auf.
„Komm jetzt, du bist eiskalt." fügte er hinzu und hielt Alicia eine Hand hin.
Kaum hielt Alicia sich an seiner Hand fest, zog Elijah sie auf die Beine und stieg selbst mit nassen Schuhen die Treppe hoch.
„Die Schuhe sind dann wohl hinüber." meinte Alicia und blickte auf die aufgequollenen Lederschuhe runter.
„Mal sehen ob ich unter den 100 Schuhkartons da drinnen, welche Rebekah mitgebracht hat, ein Paar finde, was mir passt." sah Elijah sie mit einem vielsagenden Blick an und öffnete ihr die Tür.
„Ich glaube nicht, das Ihnen genau die passen." lächelte Alicia.
Es war das erste Mal, das Elijah sie lächeln sah. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln.
„Ich vermute auch eher nicht." zwinkerte Elijah und ließ Alicia in das Haus eintreten.
„Ich bin Elijah." hielt er, als er und Alicia im Haus waren ihr die Hand hin. Er wollte nicht das sie ihn siezte. Er wollte einen Zugang zu ihr finden. Einen Weg, das sie sich zumindest ein bisschen weniger vor ihm fürchtete.
„Alicia." reichte sie ihm die Hand und sah zu ihm hoch. Er war groß, sicher zwei Köpfe größer als sie.
Elijah drückte sanft ihre Hand, ehe er von ihr abließ und ihr im Gang, welcher in die Eingangshalle führte, den Vortritt ließ.

„Nein." schüttelte Alicia zwei Stunden später den Kopf, als sie im Salon stand und sich in einem großen Spiegel betrachtete, welche Kol vom Dachboden geholt hatte.
„Meerjungfrau ist in, glaub mir." versicherte Rebekah ihr und trat neben Alicia. An ihrem Handgelenk hatte sie ein Nadelkissen und in ihrer Hand einige Stecknadeln.
„Darum geht es nicht." erwiderte Alicia und drehte sich etwas, als sie sich selbst in einem schneeweißen, schulterfreien Meerjungfrauenkleid betrachtete.
„Es ist nicht, naja,- zweckmäßig." brachte Alicia heraus und sah Rebekah dabei vielsagend. Deren Augen wurden mit einem Mal groß.
„Oh!" stieß sie aus, als sie wusste worauf Alicia hinaus wollte. „Du willst es anlassen während du und er,- okay." brach Rebekah verstehend ab, zog den Reißverschluss des Kleides hinten auf und zog wieder die spanische Wand vor Alicia.
„Also brauchen wir eins, was an den Beinen weit geschnitten ist." murmelte Rebekah und suchte unter dem Berg von Hochzeitskleidern.
Nun verstand sie auch, warum Alicia bis jetzt die meisten Kleider ausgeschlagen hatte.
„Stopp." meinte Alicia da plötzlich und trat, mit einem Handtuch um, hinter der spanischen Trennwand hervor. Noch mit dem Kleid in der Hand, sah Rebekah zu Alicia auf.
„Das will ich probieren." murmele Alicia geistesabwesend und nahm Rebekah ein kristallweißes A-Linie Kleid aus der Hand. Es war nur weiß. Ohne Rüschen, ohne Spitze nur mit ein paar kleinen Edelsteinen, welche um die Taille rum eingenäht waren. Die Ärmel lagen an und der Ausschnitt vorne ging nicht weiter, als bis zu ihrem Schlüsselbein. Dafür reichte er hinten, bis zur Hälfte ihres Rückens.
Rebekah trat mit Alicia hinter die spanische Wand und half ihr in das Kleid, schloss den Reißverschluss und trat dann mit ihr wieder hervor.
Rebekah nahm den Saum des weiteren Rocken in die Hand und fächerte ihn einmal ordentlich auf.
Schnell drehte Alicia sich einmal um sich selbst und betrachtete sich dann im Spiegel.
„Komm mal her." trat Rebekah hinter Alicia und nahm ihre Locken nach oben.
Gekonnt drehte Rebekah das Haar zu einem ordentlichen Dutt ein, nahm eine Haarspange von ihrem Blazerkragen und klemmte so den Dutt fest, zog vorne zwei Strähnen raus und trat dann zurück.
„Du sieht sehr hübsch aus." lächelte Rebekah, bis ihr Lächeln verschwand. Alicia sah sie erst im Spiegel an und wandte sich dann schell zu ihr um.
„Was ist los?"
„Ich hab immer gehofft, ich würde eines Tages mit der zukünftigen Braut von einem meiner Brüder, ihr Kleid auswählen. Leider muss es so passieren. Eine Braut die keine freiwillig ist." erklärte Rebekah und blickte dann schnell zu der Tür des Salons.
Wie erstarrt stand Elijah in der Tür und starrte in den Salon hinein. Seine Pupillen waren groß und er sah Alicia an, als wäre sie die erste Frau, welche er je gesehen hatte. Er stand einfach nur da und sah sie an.
„Elijah!" stieß Rebekah aus und stieß Alicia schnell hinter die spanische Wand, ehe sie zu ihrem Bruder ging.
„Sie davor in dem Kleid zu sehen, bringt Unglück und gerade wir sollten das Glück, nicht unbedingt herausfordern." erklärte Rebekah und schob Elijah, welcher noch immer in Alicias Richtung sah, auf den Gang und schloss dann die Türen des Salons.

Lunar eclipse Im Blick des Vollmonds (Elijah Mikaelson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt