8.

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Mit schwingenden Beinen saß Alicia auf der Liege und sah Elijah zu, welcher mit Brille auf der Nase sich ihre Röntgenbilder ansah. Eine Hand hatte er dabei gegen das Kinn gelegt.
"Ich dachte ihr seht alle so gut." meinte Alicia und legte den Kopf leicht schief.
"Tun wir." erwiderte Elijah, ohne von der Aufnahme aufzusehen.
Er zoomte an die Stelle ihrer Platzwunde näher ran und lehnte sich ein Stück nach vorne.
"Aber es wäre auffällig, wenn ich keinerlei Defizit hätte." erklärte Elijah und nickte zufrieden, ehe er sich zu ihr umdrehte.
"Alles in Ordnung. Ein paar Tage Ruhe und du bist wieder voll auf der Höhe." stand Elijah auf.
Wieder trug er seine hellblaue Krankenhauskleidung und seinen weißen Arztkittel.
Er hielt die geöffnete Hand an Alicias Nase und leuchtete abwechselnd in ihre Augen.
"Schmerzende Augen?" fragte Elijah. Ihre Pupillen würden noch ein paar Tage brauchen bis sie wieder auf Licht reagieren würden.
"Ein bisschen." stimmte Alicia zu.
"Wird schon." senkte Elijah Hand und Taschenlampe.
"Braves Mädchen." fasste Elijah ihr einmal kurz, liebevoll ans Kinn und wandte sich dann ab. "Vielleicht wird es noch nicht einmal eine Narbe." fügte Elijah hinzu und packte seine Sachen ein.
"Na komm." wandte Elijah sich zu ihr um und legte ihr eine Hand auf den Rücken. In seiner Freuen Hand hielt er seine Arbeitstasche.
"Gehen wir nach Hause." raunte Elijah, als Alicia von der Liege rutschte.
Elijah öffnete ihr die Tür und ließ ihr den Vortritt.
"Du solltest die nächsten zwei Nächte noch in meinem Zimmer schlafen, nur für den Fall, das Nachts etwas ist." meinte Elijah und sah auf Alicia runter. Ohne Schuhe mit leichtem Absatz, sah sie doch recht klein aus.
Sie war sicher 20 cm kleiner als er selbst.
"Und du?" fragte Alicia, ohne ihn anzusehen.
"Ich werde unten im Salon sein, wenn du mich brauchst." erwiderte Elijah.
"Elijah!" erklang da eine herrische Stimme hinter Alicia und ihm.
Alicia fuhr zusammen und drehte sich erschrocken um.
"Schwester Andrea." lächelte Elijah etwas bitter und drehte sich ebenfalls um. Die italienische Lady kam mit schwerem und schnellem Schritt auf die beiden zu und stemmte die Hände in die kurvigen Hüften, als sie vor Elijah und Alicia stand.
"Schämen sie sich mein Junge." zeigte Schwester Andrea mit funkelndem Blick und erhobenem Zeigefinger auf Elijah.
"Ja Senora." zog Elijah einen Mundwinkel zu einem leichten Lächeln hoch.
"Das ist sie?" fragte Schwester Andrea mit fester Stimme und sah Alicia über den oberen Rand ihrer Brille hinweg an.
Alicias Blick flog zwischen Elijah und Schwester Andrea hin und her.
"Alicia, aber nennen Sie mich Lilli, Senora." steckte Alicia ihr die Hand hin.
"Lilli." hellte sich ihre strenge Miene da auf und sie sah Alicia direkt freundlich an.
Sie lächelte sogar. "Sie sind hübscher als ich Sie mir vorgestellt hatte, Signorina." ergriff Andrea ihre Hand und warf Elijah einen vielsagenden, lächelnden Blick zu.
Über ihr Alter, sagte Andrea kein Wort. Sie lächelte Alicia nur an.

Die Fingerspitzen aneinandergelegt saß Elijah in einem großen Ohrensessel neben seinem Bett, in welchem Alicia, ruhig atmend lag und schlief.
Die Ellenbogen hatte er auf seinen Knien abgestützt und die Fingerspitzen gegen seine Lippen gelegt.
Sie war noch so jung, ja fast klein. Noch ein halbes Kind. In den wenigen Tagen in denen sie nun hier war, hatte sich sich voller Demut ihrem Schicksal gebeugt. Sich ihm gegenüber geöffnet, zumindest ein bisschen. Zu mancher Zeit konnte er in ihren Kopf eindringen, ohne das sie es bemerkte und ihre Gefühle und Gedanken lesen.
Wenn sie schlief konnte er ihre Träume sehen. In diesen flüchtete sie in eine andere Welt. Vielleicht in eine Welt, wie sie sie sich gewünscht hätte.
Mit einem tiefen einatmen, setzte Elijah sich auf und lehnte sich in den Sessel zurück.
Mit den Fingerspitzen strich er sich nachdenklich über die Schläfen, ohne dabei den Blick von ihr zu Lösen.
Er spürte solch ein Verlangen in sich, wie schon lange nicht mehr. Das Verlangen nach einer Frau.
Bis vor wenigen Wochen hatte sie keine Ahnung von dieser Welt gehabt. Keine Ahnung von Urvampieren, Hexen, Werwölfen und Elfen. Hatte nicht gewusst das es ihn gab, geschweige denn wer er war. Sie hatte sich um seine Gunst gebuhlt, wie so viele Frauen zuvor.
Er spürte, das sie eine gewisse Zuneigung für ihn empfand. Wahrscheinlich mit dem geschuldet, dass sie keine Ahnung hatte, was seine Familie bereits alles getan hatte und was sie noch alles tun würde. Sicher hatten ihr die Hexen nicht alle Einzelheiten erzählt. Das war auch gut so. Jene Zuneigung, welche sie fühlte, war sie auch noch so klein, war nicht gespielt oder auf Vorteil bedacht.
Sie war anders.
"Sie ist nicht Daphne." erklang da Rebekahs leise und ruhige Stimme.
Schnell sah Elijah auf. In einem Bademantel und den Haaren zu einem Dutt hochgedreht, lehnte Rebekah in der offenen Tür und sah Elijah mit einem traurigen Blick an.
Elijah sah seine Schwester lange an.
"Ich weiß." gab er heiser zurück.
Mit der Schulter stieß sich Rebekah von dem Türrahmen ab und ging auf ihren Bruder zu. Sie setzte sich auf die Armlehne und legte den Arm um Elijah.
"Sie ist nicht Daphne." wiederholte Rebekah leise und legte das Kinn auf Elijahs Scheitel ab.
"Sie wird niemals so werden wie Daphne." murmelte Rebekah und sah Alicia an.
"Ich habe Daphne nicht beschützen können." raunte Elijah. "Weil sie nicht beschützt werden wollte. Was passiert ist, hatte sich sich selbst zuzuschreiben. Ich weiß es ist keine 200 Jahre her aber das hier wird anders werden. Daphne war krank. Sie war eine Gefahr für jeden von uns. Das weißt du Elijah. Was passiert ist, war nicht deine Schuld und Alicia ist anders." versicherte Rebekah ihm.
"Und was wenn ich sie nicht beschützen kann?" fragte Elijah und sah zu seiner Schwester hoch.
"Schließe von ihr nicht auf Daphne. Du kannst es und du wirst es." erklärte Rebekah entschlossen, strich Elijah einmal über die Schulter und stand dann auf.
"Und du hast noch immer deine Geschwister." erinnerte Rebekah ihn und verließ dann das Zimmer.
Erschöpft rieb sich Elijah die Augen und sah dann wieder Alicia an.
Er sah sie lange an. Sehr lange bis er halb laut sagte:
"Du bist nicht Daphne."
Er stand auf, zog ihr die Decke etwas weiter über die Schulter hoch und strich ihr dann mit dem Handrücken einmal über den Arm. Da fasste sie mit einem Mal um seine Hand zu und öffnete die Augen.
Ihre lindgrünen Augen fixierten seinen Blick, so fest sah sie ihm in die Augen.
Wie in Trance drehte Elijah seine Hand und schloss seine Hand um die ihre. Ihre Finger strichen über seine Hand, bis ihre Hand fest in seiner lag. In diesem Moment wünschte Elijah sich nichts mehr, als die Decke weg zu reißen und über sie zu kommen. So wie die Blitze von Zeus über die Erde.
Er wollte sie packen, sie in die Arme schließen und der Woge der Lust nachgeben.
"Wer ist Daphne?" fragte sie und Elijah lächelte traurig.

Lunar eclipse Im Blick des Vollmonds (Elijah Mikaelson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt