35.

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Erschrocken holten Alicia und Elijah im gleichen Moment tief Luft und setzten sich ruckartig auf. 
Elijah fasste sich gegen die Brust und sah schnell an sich runter. Die Schmerzen waren weg. Seine Kleidung war nass, genau wie sein Haar, welches ihm in die Stirn hing. Tropfen fielen von den Haarsträhnen auf seine durchnässte Anzughose.
Auch Alicia atmete schnell durch, strich sich das nasse Haar aus der Stirn , ehe sie sich das durchnässte Halstuch runterzog und es neben sich auf den kalten Steinboden warf. 
"Alles klar?" fragte Elijah, drückte sich vom Boden hoch, auf die Beine und fasste Alicia unter den Armen. 
"Nichts passiert." erwiderte Alicia, hielt sich an Elijah fest und stolperte auf die Beine, als Elijah sie hochzog. 
"Wo sind wir?" wollte Alicia wissen. "Ich weiß es nicht." antwortete Elijah, legte einen Arm um Alicia uns sah sich mit ihr zusammen schnell um. "Sind wir noch in Venedig?" fragte Alicia weiter. Sie zitterte und kleine Atemwölkchen stiegen vor ihr in die Luft. Es war eiskalt.
"Nein, wir sind in Rom." erwiderte Elijah und kniff die Augen suchend etwas zusammen. "Was machen wir in Rom?" fragte Alicia und zog ihre durchnässte Jacke fester um sich. 
"Das erkläre ich dir später." winkte Elijah schnell ab. Der Raum von eben war weg. Der Boden war mit Kopfsteinen gepflastert, die Wände mit Naturstein gemauert, hohe Decken, breite Gänge. Nirgendwo konnte Elijah Lichtquellen sehen. Keine Fackeln, keine Kerzen, keine Lampen und doch war der Gang, in dem Elijah und Alicia standen mit einem dämmrigen, blassgrünen Licht beleuchtet. "Wo sind wir hier zum Teufel?" fragte Alicia entsetzt. 
Sie erkannte nichts um sich herum. Elijah ging es nicht anders. Auch er erkannte nichts, was er auf dem Weg zu den Allvätern gesehen hatte. Keinen Stein, keine Wand nichts. 
In Alicias Brust war eine Enge welche sie daran hinderte richtig zu atmen. 
"Keine Angst, wir finden hier schon raus. Kol hat dir doch vorgelesen." erinnerte Elijah sie. "Ja." erwiderte Alicia heiser. 
"In der griechischen Mythologie gibt es Labyrinth auf der Insel Kreta. In diesem lebt ein Minotaurus. Eine Geschöpf zur Hälfte Stier zur anderen Hälfte Mensch." fuhr Elijah fort, nahm sie fester an der Hand und begann den breiten Gang, in welchem sie aufgewacht waren entlang zu laufen. 
"Und warum soll mich das jetzt beruhigen?" wollte Alicia wissen und sah unbehaglich an den Wänden hoch und wieder runter. 
"Ein junger Held, namens Theseus betrat eines Tages das Labyrinth, mit Schwert und Schild bewaffnet und mit einem Wollknäuel. Er band das eine Ende des Wollknäul an dem Anfang des Labyrinths fest. Er wusste, so würde er den Weg zurück finden. Als er den Minotaurus fand, schlug er ihm den Kopf von den Schultern und folgt dann dem Faden wieder aus dem Labyrinth heraus. Er wurde einer der größten Helden der Geschichte von Griechenland." Elijah hielt die ganze Zeit ihre Hand fest in seiner, während er sie den langen Gang entlang führte. 
"Und jetzt?" wollte Alicia wissen. 
"Wenn ein einfacher Mensch aus einem Labyrinth herausfand und einen Stiermenschen zu fall bringen konnte, werden eine Banshee und ein Urvampir hiermit auch fertig werden." Elijah sah sie ernst an und fuhr dann erschrocken zusammen. Auch Alicia fuhr erschrocken an Elijahs Schulter und krallte sich mit der anderen Hand an seinem Arm fest. 
Ein Schrei, so voller Schmerz und Angst schoss den Gang entlang und fuhr den beiden durch Mark und Bein. 
"Wow!" stieß Alicia aus, als sie gegen Elijah stolperte und ihr Herz begann zu rasen, als die Schrei immer lauter zu werden schien. 
"Renn,- renn so schnell wie du kannst." Elijah war ganz blass. Er versuchte seine Fangzähne zum Vorschein kommen zu lassen, doch es ging nicht. Auch veränderten sich seine Augen nicht. Seine Kraft und Schnelligkeit brauchte er erst gar nicht zu versuchen. Es würde nicht gehen. Er war nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch in diesem Moment. 
Er wusste genau wo sie waren. 
"Lauf!" packte Elijah sie an der Hand und begann in die entgegengesetzte Richtung der Schreie zu laufen. 
Die Absätze von Ali's Stiefel schepperten laut, als sie an Elijahs Hand den Gang entlang lief und klatschte immer wieder, wenn Ali durch eine Pfütze rannte. 
So schnelle Ali konnte, rannte sie neben Elijah her und konnte dabei genau hören, wie die Schreie hinter ihnen immer wieder lauter und dann wieder leiser wurden. 
"Wo sind wir?!" keuchte Alicia, während sie Schritt um Schritt rannte. 
"In der Welt der Kerkermeister!  Eine Welt zwischen der Unseren und der Anderswelt!" erwiderte Elijah. 

Allvater Magnus schlug schnell die Augen auf und sah entsetzt auf das Becken vor sich runter. Mit geschlossenen Augen, lagen Alicia und Elijah ruhig unter Wasser. 
Etwas stimmte nicht, er konnte es fühlen. 
"Was ist?" wollte Kol wissen, der seine Hand über die von Meg gelegt hatte, welche ihn am Oberarm festhielt. 
"Sie sind nicht auf der anderen Seite angekommen." Ließ der schwarzhaarige Allvater ebenfalls die Arme sinken. Er sah zwischen den anderen beiden Allvätern hin und her. 
"Sie sind hängen geblieben." nickte Magnus. 
"Wo?!" wurde Kol laut. 
"Im Schleier." erwiderte Megara erschrocken. Schon sah Kol sie an. "Wo?" fragte er nicht verstehend. 
"Der Schleier ist eine Zwischenwelt. Sie trennt die Anderswelt von der Unseren. Der Schleier verwahrt die Seelen, welche keine Ruhen finden sollen. Um diese Seelen kümmern sich jene welche sich die Kerkermeister nennen. Sie bestrafen die dunkelsten der Seelen für das was sie getan haben.- Es heißt der Schleier ist wie eine riesige Burg aufgebaut, ohne einen Weg hinaus." erklärte Meg, ohne den Blick von Alicia und Elijah abzuwenden. 
"Holt sie zurück!" wurde Kol laut, stieß Megara von sich und sprang mit einem Satz in das eiskalte Wasser. 
Er durchwartete das Wasser, bis zu seinem Bruder und dessen Frau und tauchte dann unter. Er schob seinen Arm unter Alicias Oberkörper, hielt sie fest und fasste Elijah am Oberarm. Mit Ali im Arm und Elijah festhaltend tauchte Kol wieder auf, Kraft den Kopf einmal ruckartig in den Nacken um sein Haar aus der Stirn nach hinten zu werfen. Alicia und Elijah hatten schon ganz blaue Lippen und Kol konnte weder den Herzschlaf von dem einen noch von dem anderen hören. 
"Nein, nein, nein wach auf." hauchte Kol und schüttelte Alicia in seinem Arm leicht. "Wach auf, Elijah!" brüllte Kol schließlich seinen Bruder an. 
Er sah Megara mit roten-glasigen Augen an. "Meg." er klang heiser. 
Die sah schnell zu den Allvätern. Doch diese standen nur da, sahen von Alicia zu Elijah und dann zueinander. 
"Scheiße." zischte Meg leise, schoppte den Rock ihrer Robe hoch und sprang in das Wasser. Erschrocken holte sie Luft und in ihr zog sich vor Kälte alles zusammen. Das Wasser zog an ihrer Kutte, während sie durch das Wasser zu Kol watete. Bei ihm angekommen, nahm sie ihm Alicia aus dem Arm und hielt sie in ihren Armen fest. 
"Du musst was tun, bitte." flehte Kol, legte sich Elijahs Arm um die Schulter und hielt ihn um die Brust fest. 
"Kol,-" Meg sah den Vampir an. "Elijah ist im Schleier nichts weiter, als ein einfacher Mensch."
Kol wurde blass und sah den Körper seines Bruders an. 
"Der Schleier ist ein Gewirr aus Gängen. Wenn die Kerkermeister einen finden erlebt man Qualen wie wir sie uns nicht einmal vorstellen können." Meg's Herz raste während sie das sagte. 

"Hier lang!" zog Elijah, Alicia am Arm um eine scharfe Kurve in einen anderen Gang hinein. 
"Wow!" stieß Alicia aus, als ihr Absatz wegrutschte, ihre Hand der von Elijah entglitt und sie mit den Knien hart auf dem Boden aufschlug. 
"Lilli." blieb Elijah stehen und fasste sie am Oberarm um sie hochzuziehen. Doch Alicia sah wie betäubt auf den Boden. 
"Oh mein Gott." hauchte sie entsetzt und heiser. Tränen voller Angst sammelten sich in ihren Augen. 
"Halb so wild, das ist nur ein Kratzer." strich Elijah ihr über das aufgeschlagene Knie, bis er verstand, dass sie nicht ihr Knie meinte. Sie sah das unter sich an. 
Es waren keine Steine unter ihr. 
Langsam hob Alicia und folgte mit den Augen dem Boden den Gang entlang. 
"Das sind Totenschädel." hauchte Alicia und eine Träne lief ihr über die Wange. Der Boden bestand aus dich aneinander gepressten Totenschädeln. Ihr Blick flog zu den Wänden. In die Steinwände waren Schädel eingelassen. 
Elijah hörte wie sich ihre Schockstarrte löste und sie ruckartig tief Luft holte. 
Ehe Alicia auch nur einen schreinernden Panikton von sich geben konnte, schnellte Elijahs Arm um sie und er presste ihr eine Hand über den Mund und zog sie fest an sich. 
"Shh, shh, shh!" machte er schnell.
"Wag es nicht zu schreien. Lass meine Hand nicht los und renn, renn wie du noch nie gerannt bist." raunte Elijah ihr mit einem befehlenden Ton ins Ohr. 
"Hast du mich verstanden?" zischte er. Schnell nickte Alicia. Elijah löste seine Hand von ihren Lippen, fasste sie an der Hand und zog sie auf die Beine. 
Wortlos rannten beide gleichzeitig los. 

Lunar eclipse Im Blick des Vollmonds (Elijah Mikaelson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt