9.

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Alicia saß im Schneidersitz im Salon. Hatte sich über ihren weißen Pyjama eine Strickjacke gezogen und sich die Haare schnell zu einem Dutt hochgenommen. 
Mit scharfem Blick beobachtete sie Elijah, welcher vor einer Vitrine stand, dessen Glasscheiben vergittert waren. Die Vitrine selbst war aus schwarzem Massivholz. 
Er zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und sah auf ihn runter. 
Er war alt, sehr alt. Nicht aufwendig verarbeitet. 
Elijah räusperte sich einmal und schloss dann die Vitrine auf. Bücher, magische Artefakte und die wertvollsten Erinnerungsstücke lagen darin. Genau wie ein, sehr altes, in abgegriffenes Leder gebundenes Buch. 
Das Leder war Braun, die Seiten dich und vergilbt und das Buch selbst mit einem dünnen Lederband umwickelt. 
Dieses Buch stand auf einem Halter, das Lederband war straff um den Umschlag gewickelt. 
Elijah hielt einen Moment inne und griff dann in den Vitrinen Schrank und nahm dieses Buch heraus. 
Das Buch lag schwer in der Hand und das Leder war mit der Zeit steif geworden. 
Elijah sah auf das Buch runter und strich mit dem Daumen über den Buchrücken, dann wandte er sich zu Alicia um. 
"Ich lerne Daphne im 15. Jahrhundert in Griechenland kennen." begann Elijah mit rauer Stimme zu erzählen und kam mit langsamen Schritt auf Alicia zu. 
"Sie war eine Hexe. 25 Jahre alt und von seltener Schönheit." Elijah lächelte bitter, als er neben dem Sofa stand und das Buch langsam in den Händen drehte. 
"Sie war eine mächtige Hexe. Durch Blutsmagie hatte sie es geschafft das normale menschliche Alter zu überschreiten, ohne dabei zu altern." fuhr Elijah fort und setzte sich neben Alicia. Erst jetzt sah sie, das Elijah kein Buch in der Hand hielt. nein es war eine Art Ledermappe, in der einzelne Seiten eingeordnet waren. 
Vorsichtig wickelte Elijah das Lederband ab und öffnete die Mappe. Gleich zu Oberst lag eine feine Zeichnung auf. 
Eine Frau, mit einem schmalen Gesicht, langem welligen, dunkelbraunem oder schwarzem Haar, freundlichen Augen und wunderschön geschwungenen Lippen war zu sehen. Um ihren schmalen Hals, lag ein altertümliches Edelsteinhalsband und ihre Brust wurde durch ein anmutiges, Kleid betont. Die Zeichnung selbst reichte nicht weiter als bis zu dem Dekolleté der Frau. An ihren Ohren hingen schöne Perlenohrringe. Sie saß umwerfend aus. 
"Daphne." reichte Elijah ihr die Zeichnung. 
Vorsichtig und mit spitzen Fingern nahm Alicia das alte Stück Papier entgegen. 
Alicia legte den Kopf leicht schief und musterte sie. 
Ihre Augen hatten irgendwie zwar einen freundlichen doch auch etwas traurigen Blick. 
Elijah wandte den Blick ab. 
"Sie ist bildschön." murmelte Alicia. 
"Das war sie." erwiderte Elijah und sah Alicia an. 
"Was ist mit ihr passiert?" wollte Alicia wissen. 
"Ich hab sie getötet." antwortete Elijah und kniff die Augen leicht zusammen. Schnell sah Alicia zu ihm auf. Sie sah erschrocken aus. 
"Na los." erklang da Klaus Stimme hinter ihnen und Elijah drehte sich zu der Tür hinter ihnen um. 
Klaus lehnte in der Tür und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Hinter ihm stand Kol und sah Elijah erwartend über die Schulter seines Bruders hinweg an. 
"Erzähl ihr den Rest der Geschichte." beendete Kol den Satz von Klaus. 

"Kennst du das Lied über den griechischen Gott Zeus, aus den 90'ern?" fragte Kol und ließ sich in den Ohrensessel, Alicia gegenüber fallen. 
Die schüttelte den Kopf. 
"In dem Lied geht es darum, wie der Gott Zeus vier Titanen mit einem seiner mächtigen Blitze zur Strecke bringt, als diese auf der Erde Amok laufen." fasste Klaus das Lied kurz zusammen. 

"Es hat gebebt, geschüttet, ja, das Chaos war extrem.
Dann kam der große Zeus!
Mit einem Blitz allein
Ein Knall,
Sperrte er die Rowdys ein."

betrat nun Rebekah in Bademantel das Zimmer und sang dabei, glockenhell eine Strophe des Lieds. 
An ihren langen beinen hing noch etwas von ihrem Schaumbad. Ihre Brüder sahen sie an. 
"Was nur wenige wissen, es waren keine Titanen und es war auch nicht Zeus." sah Klaus Alicia an. 
"Was da besungen wird, passierte im Jahr 1480 in Griechenland." meinte Kol. 
"Jetzt komm ich gar nicht mehr mit." sah Alicia zwischen den Geschwistern hin und her. 
"Zwischen 1470 und 1480 terrorisierten vier Hexen die Stadt Athen mit ihren Mächten der Elemente. Eine mit Wasser, eine mit der Luft, eine mit Feuer und eine brachte die Erde zum beben. Es gab tausende Tote. Blut in den Straßen, selbst Kinder wurden getötet." erklärte Elijah und Alicia nickte verstehend. 
"Wir erreichten die Stadt in der Nacht, als die Hexen ihren finalen Angriff auf die Stadt vornahmen. Häuser standen in Flammen, tiefe Krater zogen sich durch die Erde und so weiter." fuhr Rebekah fort. 
"Wir kamen um zu helfen." sah Kol zu Boden. "Rebekah, Kol, Finn und ich versuchten so viele Menschen wie möglich mit den ansässigen Hexen und Vampiren zu retten. Bereits damals hatte unser Name schon viel Gewicht." lächelte Klaus bitter und nahm ein Tablett, mit Whisky und mehreren Gläsern darauf von der Anrichte. 
Er reichte jedem eines der geschliffenen Gläser und schenkte etwas von der, in Alicias Augen, bitteren Flüssigkeit ein. 
"Und du?" fragte Alicia, den Blick auf Elijah gerichtet, als Klaus ihr etwas einschenkte. 
"Ich suchte nach den Titanen." antwortete Elijah mit leerem Blick. 
"Was wir nicht wussten, es gab eine Prophezeiung, bereits hunderte von Jahren alt. Genau diesen Tag betreffend." lachte Rebekah ironisch und nahm einen großen Schluck. 
Elijah nahm ein weitestes, altes Pergament aus der Mappe und legte es vor Alicia auf den Tisch. Diese legte die Zeichnung neben sich auf die Polster und lehnte sich vor. 
"Was ist das für eine Sprache?" fragte sie. 
"Altgriechisch." antwortete Kol. 
"Das ist ein Bruchteil der Prophezeiung, welche jenen Tag betraf, an dem wir in Athen eintrafen." tippte Elijah auf das handgeschöpfte Papier. 
"Der Kampf zwischen vier Titanen und einem Wesen von göttlicher Kraft." fasste Kol die alte Sprache grob zusammen. 
"Damals, als diese Prophezeiung entstand gab es die modernen Hexen noch nicht. Die Magie beschränkte sich damals überwiegend auf die Kräfte von sogenannten Seherinnen. Alles was diese nicht erklären konnten, waren entweder ihre Götter oder die alten Titanen, welche lange vor der Zeit der Menschen über die Erde herrschten. Das dieses in der, über Jahrhunderte hinweg, überlieferten Prophezeiung ein Vampir sein würde, hatte keiner ahnen können." erklärte Klaus. 
"Ein Urvampier." verbesserte Kol ihn und sah Elijah an. 
"Ich fand sie  im Herzen der Stadt. An ihren Händen klebte das Blut von hunderten unschuldigen." murmelte Elijah, ohne den Blick von der alten Schrift abzuwenden. 
"Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, in denen ich gegen die vier antrat. Immer und immer wieder versuchte in ihre Nähe zu kommen, um ihnen ihre Herzen raus zu reißen. Dann passierte es. Ein Blitz, so gewaltig, wie ich es noch nie gesehen hatte, fuhr vom Himmel und erschlug die vier mit einem Mal." raunte Elijah heiser und Alicias Augen wurden groß. 
"In dem Lied, geht es um dich. Du bist es, den sie für Zeus hielten." hauchte Alicia. 
Elijah nickte. 
"Dabei war es nicht ich, welcher den Blitz schleuderte. Alles was die Menschen um uns herum sahen, war ein Mann, welcher stärker und schneller war, als sie sich erklären konnten und als der Blitz kam,- konnten sie es sich nur mit dem alten Gott der Blitze erklären." erklärte Elijah. 
"Es war Daphne gewesen. Daphne hatte den Blitz erschaffen und die vier getötet." erhob Rebekah wieder die Stimme. 
"Aber wenn sie es war, welche euch alle damals gerettet hatte, warum hast du sie dann getötet?" fragte Alicia langsam und sah Elijah fragend an. 
"Weil dieses kleine Biest nicht die Retterin war, für die wir sie hielten. Die vier, welche sie tötete waren es. Über zehn Jahre hinweg hatten die die Stadt nicht tyrannisiert. Sie hatten versucht Daphne zu töten." zischte Kol. 
"Und ich hatte sie aufgehalten." keuchte Elijah mit rauer Stimme. 

Lunar eclipse Im Blick des Vollmonds (Elijah Mikaelson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt