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Das Wochenende über lag ich hauptsächlich im Bett und hab an die Decke gestarrt. Wenn ich dann tatsächlich mal aufgestanden bin, dann hatte ich mich daran gemacht die ganzen heißen Bilder meiner lieblings Perverslinge von der Wand zu nehmen und durch ausgedruckte Erinnerungen zu ersetzen. Mein Zimmer sah nun definitiv besser aus.

Nun war Montag. Ein besonderes beschissener Montag, denn die Schule ging wieder los. Meine Motivation war natürlich wie immer im Keller, aber meiner Mom zuliebe ging ich heute tatsächlich mal zur Schule.

Meinen Rucksack hatte ich gepackt, ich war fertig angezogen und meine Motivation war sonst wo. Perfekt, jetzt konnte ich auf Höchstleistung meinen Lehrern auf die Nerven gehen.

Total begeistert, nicht, lief ich an meiner Mom vorbei, ignorierte das Frühstück, das sie mit anbot und zog mir meine Schuhe an. Mit den Worten 'kein Hunger, muss los leiden' verließ ich schließlich das Haus und lief entspannt zur Schule. Ja ich lief. Keine Ahnung, was mich auf diese grandiose Idee gebracht hatte. Meine Playlist dudelte fröhlich vor sich hin und mit den letzten Tönen von Jump kam ich dann auch an meinem heutigem Leidensort an.

Genervt stieß ich dir Tür zum Klassenzimmer auf und ließ mich auf meinen Platz fallen. Mein Lehrer sah ganz verdutzt zu mir, rückte seine Brille noch einmal zurecht und fragte, ganz der Spießer, der er war:„Sie sind ja schon da. Was treibt sie denn mal pünktlich zur Schule? Vor allem am ersten Schultag. Sind sie krank, Frau Akito?"

Durfte ich ihn bitte ermorden? Zwei Wochen lang hatten mich alle richtig angesprochen und kaum war ich zurück, ging es wieder los. „Ich kann auch wieder gehen.", meinte ich gelassen. Herausfordernd sah ich ihn an. Tja, damit hatte er nicht gerechnet. „Na jetzt wo sie schonmal da sind, können sie ja auch bleiben.", kam es nur plump zurück. Der Punkt ging an mich.

Die Stunde zog und zog sich und wollte schier nicht enden. Einfach furchtbar. Es gab das ein oder andere Wortgefecht zwischen mir und Mister 'meine Witze sind mal wieder besonders schlecht und auf deine Kosten' verlor so ziemlich durchgängig. Der Knacker war auch nicht mehr das, was er mal war.

Irgendwann wurde ich dann auch endlich in die Pause entlassen, natürlich nicht ohne dem netten Herrn Direktor auch einen Guten Morgen wünschen zu dürfen.

Vorsichtig näherte ich mich meinen beiden Freundinnen. Nachdem, was ich erfahren hatte, hatte ich Angst ihnen wieder gegenüber zu stehen. Sollte ich einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Ich wusste es nicht.

„Hey.", murmelte ich und setzte mich neben Aoi. „Hey, Yui. Wir haben gerade darüber gesprochen, dass Jaydon aus der Parallelklasse super heiß geworden ist.", meinte Aoi. Sie schüttelte lachend ihren Kopf, wodurch ihre roten Haare wild durch die Luft wirbelten. „Also ich habe geschwärmt und Mei hat so getan, als ob es sie interessieren würde.", fügte sie lachend hinzu. Mei lächelte nur entschuldigend und widmete sich dann wieder ihrem Pausenbrot.

„Und? Wie wars? Du bist doch noch Jungfrau, oder?", fragte Aoi mich gespielt geschockt. Lachend schlug ich ihr auf die Schulter. „Natürlich. Ich werde auf ewig das Sternzeichen Jungfrau behalten.", grinste ich. „Yui hat schon zu viel Erfahrung, um mit ihren Idolen zu schlafen. Die wären ihr zu langweilig.",neckte mich Mei. „Sagt die, die gerade mal eine rumhekriegt hat.", konterte ich lächelnd.

„Ich hüpf halt nicht mit jedem in die Kiste.", meckert sie. Oh da hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen. „Wie heißt sie?", fragte sie hakte ich also nach. Mei sah mich geschockt an. „Dein Crush. Wie heißt sie?", fragte ich also nochmal. Als ob mir sowas entgehen würde.

Ja, ich hatte mich für vergeben und vergessen entschieden. Sie waren eben trotzdem noch meine Freundinnen. Meine besten und einzigen.

„Kann ich nicht sagen.",antwortete Mei und sah zu Boden. Ihr unauffälliges Nicken in Richtung Aoi war mir gerade so aufgefallen, aber nun verstand ich. „Ok. Lass dir Zeit. Glaub mir, wenn sie dich abweist, hat sie keinen Geschmack. Du bist nämlich der besteste Mensch auf der Welt. Sei nicht beleidigt, Yui, du natürlich auch.", munterte Aoi sie nichtsahnend auf.

„Aoi, besteste gibt es nicht.", antworteten wir synchron. „Ach lasst mich doch."
„Lass mich mit deinem lass mich.", necktie Mei. Und so zankten sie sich noch die restliche Pause.

Wir machten aus, heute Nachmittag nochmal zu telefonieren und verabschiedeten uns dann. Nun hieß es für mich noch frei weitere Stunden meine nervigen Lehrer ertragen und dann konnte ich endlich heim.

Dir angekommen schmiss ich meinen Rucksack in die nächste Ecke, schnappte mir einen Apfel und ging in mein Zimmer. Mom war noch auf der Arbeit und konnte mich somit nicht verurteilen.

Hausaufgaben würde ich vermutlich in der Nacht machen. Entspannt schmiss ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke. Ich hatte in letzter Zeit mir sehr viel Mühe gegeben, um meinen Zeichenstil zu verbessern und nun hatte ich tatsächlich sieben recht ansehnliche Portraits meiner Freunde an meiner Decke kleben. Die würden bestimmt Augen machen. Ich vermisste sie echt, aber das Leben musste weitergehen, stimmts? Außerdem waren sie immer in meinem Herzen und noch war es nicht das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte.

Nach einiger Zeit klingelte mein Handy. Völlig aus der Bahn geworfen hob ich einfach ab, ohne nachzusehen, wer es war. „Hey, Yui. Na, vermisst du uns schon? "

Leicht enttäuscht seufzte ich auf und antwortete mit einem schlichten 'ganz doll'. Was hatte ich denn erwartet? Zu gern hätte ich diesen Satz von einem der Jungs gehört, aber natürlich waren es nicht sie.

„Hörst du überhaupt zu?", fragte er fragte Aoi Nun eindringlicher. Oh, ich war wohl zu sehr in Gedanken. „Jaja, also was gibt's neues?", fragte er fragte ich gezwungen fröhlich. Meine Stimmung ließ in den letzten Tagen echt zu wünschen übrig.

Wir tratschten eine Weile über Bangtan und die Welt, bis ich mich dann endlich zusammenriss und beschloss es jetzt einfach durchzuziehen.

„Leute, ich muss euch was sagen.", fing ich also an. „Schieß los.", rief Aoi enthusiastisch. Tief holte ich Luft, klatschte mir in Gedanken selbst eine und dann sagte ich es. „Ich bin trans."

Stille.

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Neues Kapitel ^^

Da guckt, noch dürft ihr mich gar nicht hassen, weil ich so lieb bin. Mhm.

Frage: Tokyo oder Seoul?

What if...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt