Kapitel 1

6.1K 219 187
                                    

Pov.-(Y/N)

In genau einer Woche würde ich auf eine neue Schule gehen.
Die Fukurodani.
Sie soll gut sein, zumindest hab ich viel positives von Bekannten gehört und ich freute mich eigentlich schon echt drauf. Es war wie ein Neuanfang, ein frischer Start den ich definitiv nutzen musste. 
Besonders, weil sie ein verdammt gutes Volleyball-Team haben. Ich liebte diesen Sport und würde alles dafür tun um in das Team zu kommen. 

Außerdem habe ich eine, für mich interessante, Entscheidung getroffen.
An dieser Schule würde ich mich als Junge unter einem Decknamen ausgeben.

Warum ich das tun wollte?
Einfach, weil ich mich mit Jungs besser verstand und womöglich auch besser identifizieren konnte. Auch könnte ich dann in der Volleyball Mannschaft der Jungs mitspielen und müsste in der Schule keine Röcke tragen. Hat für mich also nur Vorteile, außer ich werde erwischt. 

Da aber ich sowieso eigentlich recht gut schauspielern konnte, würde dies wohl kein allzu großes Problem für mich sein.
Meinen Eltern das allerdings klar zu machen, war mehr als schwer. Schließlich hören sie nicht jeden Tag, dass ihre Tochter sich als Junge ausgeben will und sie darum bittet eine falsche Identität mit aufzubauen. 
Dennoch, sie verstanden irgendwann, dass ich mich mit dieser Entscheidung am wohlsten fühlte. Tatsächlich gaben sie zu meinem richtigen Namen, meinen neuen Namen an und dass ich gerne mit den Pronomen eines Jungen angesprochen werden würde. Damit auch die Lehrer wussten wie sie mich ansprechen sollten. Es war alles perfekt geplant worden und ich war guter Dinge, dass es zu hundert Prozent klappen würde. Ich durfte mich nur nicht allzu doof dabei anstellen oder Fehler begehen, die mich auffliegen lassen könnten. 

"Sternchen, deine Uniform ist hier!", hörte ich meinen Vater von unten aus dem Flur rufen und würde ihm am liebsten für den Spitznamen in die Seite buffen. Schnell sprang ich von meinem Bett auf und rannte die Treppe hinunter, setzte mein Vorhaben in die Tat um und sah neugierig zu meinem Vater auf. 
Dieser überreichte mir ein schon geöffnetes Päckchen in dem die Uniform geleifert wurde und stolz betrachtete ich die verschiedenen Stoffteile.

Ein weißes faltenfreies Hemd, eine graue lange Hose, dazu ein graues Jacket und eine blau-weiß gestreifte Krawatte. Alles war tadellos zusammengefaltet und geordnet, als würden sie den Ruf ihrer Schule schon anhand eines Pakets vermitteln wollen. 
Sehr elegant und einfach perfekt!
Sofort lief ich mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht wieder nach oben, um sie direkt anzuprobieren.

Vorsichtig holte ich die Kleidung aus dem Paket heraus, als könnte ich sie zerreißen wenn ich nicht aufpassen würde und zog die Uniform über. Zum Schluss band ich mir die Krawatte zurecht und war froh mir vorher ein paar Tutorials auf YouTube angeschaut zu haben. 
Ich betrachtete mich mit einem breiten Lächeln im Spiegel, der neben meinem Schrank seinen Platz hatte und strich mit meinen Händen über den bequemen Stoff. Ein "Wow" kam über meine Lippen, so wohl hatte ich mich echt noch nie in einem Outfit gefühlt. Flink rannte ich die hölzernen Stufen nach unten, um mich meinen Eltern zu präsentieren.

"Steht dir wirklich.", kommentierte meine Mutter mein Aussehen, als ich gerade das Wohnzimmer betrat und mein Vater nickte bestätigend. Die beiden musterten mich haargenau, doch es lag auch ein sanfter Ausdruck in ihren Seelenspiegeln, der mir die Angst nahm, dass sie ihre Meinung geändert haben könnten. 
"Meine Oberweite muss ich zwar noch abbinden, aber ansonsten sieht es echt gut aus.", erwiderte ich in einem verlegenen Ton, unterbrach die Stille und legte demonstrativ kurz meine Hände an meinen Busen. Meine Mutter nickte, bevor sie ihre hellgraue Teetasse, die zuvor in der Hand hielt, auf den Kaffeetisch abstellte. "Zieh dich um und komm dann schleunigst wieder runter. Ich möchte gerne noch etwas an dir machen.", wies sie mich plötzlich an, woraufhin ich verwirrt die Augenbrauen zusammenzog, kam kurz darauf aber ihrer Aufforderung nach.

Ich zog mir eine kurze schwarze Shorts und ein weißes oversized Shirt mit einem Stitch-Aufdruck an, wobei eine Schulter bei dem Oberteil freiliegt, ehe ich wieder hinunter ging.
Meine Mutter deutete mir mit einer auffordernden Handbewegung an, dass ich ihr ins Badezimmer folgen sollte.

"Setz dich dort hin.", forderte sie mich in einem sanften Ton auf und zeigte auf einen Hocker der mitten im Bad vor dem Waschbecken stand. 
Immer noch nicht wirklich wissend darüber was sie vorhatte, setzte ich mich und beobachtete jede einzelne ihrer Bewegungen haargenau. Zusammen mit einem breiten Grinsen zeigte sie mir Schere und Kamm, wobei mir langsam ein Licht aufzugehen schien. Mit leichtem Druck rückte sie meinen Kopf gerade und fing an meine Haare durchzukämmen.

Wollte sie mir etwa wirklich die Haare schneiden? Ich vertraute ihr dabei, war dennoch über ihr Vorhaben verwundert. 

"Es wird wohl besser wenn sie nass sind.", hörte ich sie leise hinter mir murmeln, bevor sie mich vom Hocker hochzog und zur Badewanne führte.
Ich kniete mich hin und lehnte mich über den Rand der Wanne, während meine Mutter anfing meine Haare nass zu machen. Mit einem bereitliegenden Handtuch rubbelte sie meine Haare ein wenig trocken, sodass sie nur noch feucht waren, anstatt triefend nass. Sie meinte ich solle mich wieder auf den Hocker setzen, woraufhin meine Mutter meine Haare glatt kämmte, nicht darauf bedacht dass es ziemlich ziepte.

Das Klicken der Schere hinter mir war zu hören und spürte im nächsten Moment auch schon ganz leicht wie mir Haare abgeschnitten wurden, indem das kühle, schmale Metall über meinen Rücken glitt. Ich schloss ich einfach meine Augen und ließ sie ihre Arbeit machen, sie weiß schon was sie da tut...hoffentlich. Ruhig lauschte ich immer wieder dem einheitlichen Klicken der Schere und dem Geräusch von Strähnen die durchtrennt wurden. Plötzlich ließ sie von mir ab und wühlte scheinbar, laut den Geräuschen, in einer Schublade herum.

"Ah, hab ich doch gewusst dass der hier ist.", kam es fröhlich von ihr, als sie das Objekt ihrer Begierde gefunden hatte und auf einmal ertönte ein leises Surren. Ein Rasierer? Ich versuchte still zuhalten, auch wenn das Rasieren an der Seite meines Kopfes ein bisschen kitzelte. Als sie fertig war kämmte sie alles nochmal durch, um lose Haare zu entfernen, bevor sie anfing mein Haupt vollends trocken zu föhnen. "So fertig. Na los, sieh es dir an.", forderte mich meine Mutter, fast schon wie ein aufgeregtes Kind, dazu auf. Ich erhob mich von dem Hocker und lief zu einem Spiegel über dem Waschbecken. Bewundernd strich ich mir durch meine neue Frisur. 

Ich hatte einen Undercut, der mittlere Teil war etwas länger und fiel in einem Mittelscheitel über meine Seiten. "Wow, das ist ja der Hammer, vielen Dank!", rief ich aus und fiel ihr fröhlich in die Arme, um sie fest zu drücken. 
"Gerne doch.", erwiderte sie lachend auf mein überschwängliches Dankeschön. Jetzt konnte der erste Schultag an der Fukurodani erst recht kommen.

Allein schon wenn ich daran dachte stieg meine Aufregung ins unermessliche an.

A Girl?! ~ Bokuto x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt