Beeindruckend, was frische Ideen und Motivation aus einem total übernächtigten Wrack machen können. Eigentlich sollte ich nach zwei Stunden Schlaf auf allen Vieren kriechen. Stattdessen habe ich fast die ganze Nacht Ideen ausgespuckt, mögliche Kunden recherchiert, Werbung skizziert – und mich immer wieder mit geschlossenen Augen auf die Atmosphäre am Laufsteg, das Gefühl auf dem roten Teppich, die Zufriedenheit nach einer ausdrucksstark abgedrehten Szene erinnert.
Wenn ein Kulturmanager ein Theater oder eine Filmproduktion leitet - was braucht der dann? Nicht nur Schauspieler oder Models, die ihr Handwerk verstehen. Ein Kulturmanager braucht für egal was vor allem: Aufmerksamkeit. Sprich: Werbung, die bei Sponsoren das Gefühl auslöst, eine seriöse Sache zu unterstützen, die bei Technikern und Backstage-Mitarbeitern das Bedürfnis weckt, unsichtbar an einer ganz großen Sache mitzuarbeiten, die bei den Mitwirkenden, bei den Stars den Kitzel erzeugt, diese neue Herausforderung zu meistern.
Und DAVON verstehe ich was!
Um 5.00 Uhr bin ich ins Bett gefallen, habe davon geträumt, was für Menschen ich brauche, um das umzusetzen, und habe dann um 7.00 Uhr wieder senkrecht im Bett gestanden.
Eine Stunde später sitze ich an Papas Schreibtisch in seinem Büro, und mein Geist fliegt. Schon bevor ich zu Hause gestartet bin, hatte ich Woosung und meine Sekretärin gebeten, heute Vormittag für zwei Stunden ins Büro zu kommen, obwohl Sonntag ist. Außerdem hatte ich die Frau um einige Unterlagen gebeten. Und jetzt sitze ich hier und sehe mir an, welche Branchen, welche Stile, welche Zielgruppen unsere Druckerei bisher bedient hat.
Dann schmeiße ich mich ins Internet und recherchiere, wie moderne Werbung in diesen Branchen heute aussieht. Ich sehe manches, was mich unmittelbar anspricht – und noch viel, viel mehr, was ich unattraktiv, nicht zielgerichtet oder einfach grottenschlecht finde. Und genau diese Kunden picke ich mir raus. Als Chen Woosung schließlich in meinem Büro auftaucht, um mir guten Morgen zu sagen, drücke ich ihn gleich in den Stuhl vor meinem Schreibtisch und bombardiere ihn mit Fragen.
„Sehe ich das richtig, dass wir bisher immer fertige Dateien zum Drucken bekommen haben – aber die eigentliche Werbekampagne, das eigentliche Buch oder was auch immer hat vorher jemand anderes geschrieben, entworfen, irgendwie gemacht?"
„Ja – ganz genau. Wir sind eine Druckerei. Die Autoren, Fotographen, Graphikdesigner und Werbetexter sitzen schon vorher an der Sache."
Ich kratze mich am Kopf – die Antwort kam mir zu schnell ...„O.K. - pass auf. Ich erkläre dir, was ich heute Nacht gemacht habe. Statt zu schlafen."
„Komisch. Warum hab ich das gewusst? Du siehst total fertig aus und bist gleichzeitig völlig euphorisch. Nu spucks schon aus."„Du und Papa, ihr habt ein solides, klassisch arbeitendes Unternehmen aufgezogen und am Markt gesattlet. Dein Nachfolger Rim Jong-Yul hat versucht, was ganz anderes zu machen, hat dabei aber die einen Kunden verschreckt und die anderen nicht binden können. Da ist als erstes die Frage: an welcher Stelle hat er unsere Kunden nicht verstanden, dass sie so abgesprungen sind?
Ich möchte ein Unternehmen leiten, dass für Glaubwürdigkeit steht – und dafür, dass die Kunden spüren, dass ich meine Geschäftsinteressen mit ihren Bedürfnissen, Ideen und Zielen verbinde. Wir haben darüber vor ein paar Tagen schon mal geredet im Zusammenhang mit Patrick."„Wer ist Patrick?"
„Der Ire, der Kneipenwirt. Er hat mir gestern den finalen Kick gegeben. Er hat jetzt kapiert, wer ich bin, weil ich mich mit einer typischen Model-Taehyung-Bewegung verraten habe. Und dann sagte er mir:'Wenn man erst einmal mit so viel Selbstbewusstsein auftritt und diese Gelassenheit ausstrahlt, dann hat man schon halb gewonnen.'"„Klingt gut. Aber was heißt das für die Druckerei?"
„Dass ich nicht versuchen sollte, dich oder Papa zu ersetzen. Ich sollte ich sein und meine Stärken in die Waagschale schmeißen, um die Firma zu retten. Und das, was ich nicht kann, sollte ich andere machen lassen. Denen ich vertraue."
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Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020
FanfictionDer Ire Patrick O'Brien strandet in Südkorea und zieht in einer gut besuchten Einkaufsstraße eine irische Esskneipe auf. Als die Gewerbegemeinschaft beschließt, im Advent in allen Geschäften Sonderaktionen anzubieten, muss Patrick mitziehen. Er biet...