Packorgie °✨° Sa. 19.12.2020

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Die Umzugsfirma hat mir noch gestern Abend einhundert Umzugskartons und Verpackungsmaterial vor die Tür gestellt

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Die Umzugsfirma hat mir noch gestern Abend einhundert Umzugskartons und Verpackungsmaterial vor die Tür gestellt. Ich hab die Kartons gleich auf die Räume verteilt und losgelegt. Mamas Geschirr ist kein Problem, das pack ich einfach ein. Beschriftung, fertig. Meine normalen Klamotten bis auf das, was ich in den nächsten paar Tagen brauchen werde, gehen auch ganz schnell.

Schwieriger wird es mit den Massen von Büchern. Ich packe ein paar sehr alte Bücher und Handschriften aus Papas Sammlung ein. Außerdem finde ich in seinem Arbeitszimmer sehr, sehr viele Belegexemplare von Büchern, die im Laufe der vielen Jahre in unserer Druckerei gefertigt wurden. Die packe ich natürlich auch ein. Das meiste interessiert mich nicht, aber ... ja, es ist sowas wie eine Art Familienehre, die mitzunehmen. Meine eigenen Bücher hatte ich zum Teil noch gar nicht ausgepackt, weil ich ja nur noch am Arbeiten war, seit ich hier war. Die Kisten muss ich nur neu beschriften, damit sie da landen, wo sie hin sollen.

Viel Zeit verbringe ich in meinem alten Kinderzimmer. Da es uns finanziell immer gut ging, hatte ich entsprechend viel Zeug angesammelt. Ich habe den Raum seit Jahren nicht mehr betreten und muss manchmal schon überlegen, was denn in der nächsten Schublade wohl drin ist.

Ich entdecke meine alte Legokiste und eine hölzerne Kullerbahn, die man aus vielen Klötzen und Rinnen und Tunnelstücken selbst aufbauen kann. Hier ist also ganz viel, worüber sich Minseok sicher freuen wird. Das Schaukelpferd wird zwar jetzt nicht gebraucht, aber es ist ein Familienerbstück. Da hat angeblich schon mein Großvater drauf geschaukelt.
Das kommt auf jeden Fall mit.

Es gibt eine Kommode voller Spiele. Eine Weile sitze ich also wie früher auf dem Fußboden und kontrolliere die Spiele durch. Nur die, an die ich mich sofort erinnere und die auch noch vollständig sind, packe ich in eine Kiste. Ein paar Puzzle wandern noch dazu. Den Rest stopfe ich in einen Müllsack.
Gleich weg! Möglichst nichts zweimal anfassen müssen.

Daneben steht ein ganzes Regal voller Kinderbücher für jedes Alter. Versonnen greife ich mir mein Lieblingsbuch raus. Ich hatte als Kind davon geträumt, Pirat zu werden. Mit vielen Bildern wurde in dem Buch erzählt von den berühmtesten Piraten der Weltgeschichte. Einige chinesische oder japanische Piraten waren bei den koreanischen Übeltätern dabei. Und sogar von ein paar amerikanischen und europäischen Seeräubern wie Black Beard oder einem gewissen Störtebecker aus Deutschland wird darin erzählt. Ich muss lächeln bei dem Gedanken daran, wie ich mit Piratentuch und selbstgebasteltem Säbel durch das ehrwürdige Haus getobt bin und die Köchin gefesselt habe.
Was für eine schöne Kindheit. Und Minseok soll jetzt davon auch was abbekommen!

Bis ich mich durch alle Bücherregale im ganzen Haus gearbeitet habe, ist es schon später Nachmittag. Ich mache die Kisten nicht ganz voll, weil man sie sonst nicht mehr tragen könnte. Den restlichen Platz fülle ich mit Sofakissen, Bettwäsche und Sommerklamotten.
Ich bin schwer erstaunt, WIE viele Schuhe ich besitze. Das bringt das Model- und Celebritiy-Leben so mit sich. Aber im Endeffekt fülle ich drei Kartons damit, und irgendwie finde ich das selbst ein „bisschen" übertrieben. Auch mit meinen Krawatten könnte ich mehrere Sofakissen stopfen. Für meine Berge von Designerklamotten habe ich extra einige große Kartons bekommen, in denen man die Sachen tatsächlich mit einem Bügel an eine Stange hängen kann.

Meine Kleiderschränke muss ich auf die beiden kleinen Räume aufteilen. In einen allein passen die gar nicht rein.
Aber ich brauche da ja erstmal kein Büro. Ein Gästezimmer ist bei den Jungs. Arbeiten tu ich sowieso in der Firma. Und wenn dann das Dach fertig ist, fange ich ja nochmal neu an zu räumen. Ich will erstmal in dem Raum oben drinstehen, damit ich dann endgültig entscheiden kann, wo ich schlafen, arbeiten oder sonstwas tun will.

Ins Schlafzimmer kommen die Alltags- und Büroklamotten. Und in den anderen Raum kommen der ganze Designerkram und noch ein normales Bett. Das Zeug brauche ich noch ewig lange nicht wieder. Und wenn ich dann irgendwann mal doch wieder auf dem Laufsteg oder vor der Kamera landen sollte, werde ich sowieso gleich mit dem neuesten Schnickschnack beworfen.
Sollte ich vielleicht die Klamotten jetzt schon ausmisten? Nee, das schaffe ich nun wirklich nicht auch noch nebenbei. Das mache ich in Ruhe, wenn ich nach oben ziehen kann.

Im Arbeitszimmer meines Vaters sind unendlich viele Akten, die ich eigentlich sichten müsste. Ich lege aber nur die beiseite, die etwas mit Haus und Grundstück zu tun haben, weil ich die bald für den Käufer brauche. Eine Weile suche ich noch nach Kaufbelegen und Garantiescheinen für diverse Wertgegenstände und technischen Geräte im Haus. Alle anderen Akten packe ich dann für später ein.

Da muss ich mal jemand drauf ansetzen, damit Privates und Berufliches und Ehrenamtliches und Überhauptiges voneinander getrennt wird. Das mache ich sicher nicht selbst. Vielleicht finde ich dafür einen Studenten. Einen Job, bei dem man keine Deadline hat und sich die Zeit selbst frei einteilen kann, finden bestimmt viele schick. Und Ahnenforschung kann ich selbst immer noch betreiben, wenn ich irgendwann mit dem Kopf wackele.

Eine Weile starre ich den schon etwas älteren PC meines Vaters an. Ich bin ja gut ausgestattet mit Technik.
Hm. Ich habe eine Idee!
Ich schaue mir genau an, was da alles dranhängt, und finde beim Router noch eine externe Festplatte angestöpselt. Also ziehe ich darauf ein Backup vom gesamten PC-Inhalt, während ich mich weiter durchs ganze Haus arbeite. Als das Backup fertig ist, mache ich den PC platt und komme dann immermal wieder vorbei, um ein paar Standardprogramme drauf zu packen. Denn ich kenne jemand, der diesen PC noch richtig gut gebrauchen kann ...

Irgendwann bin ich so erschöpft und verstaubt vom Entscheiden und Räumen, dass ich nur noch unter die Dusche und ins Bett schleiche. Sogar zum Essen bin ich zu müde. Die Küche, das Bad, alle Möbel kennzeichnen, die mit sollen, alle Kartons mit den neuen Räumen beschriften – das mache ich morgen. Für heute reichts einfach. Ich telefoniere nochmal kurz mit Patrick, dann falle ich ins Koma.

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19.12.2020    -    19.1.2021

Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt