Selbst der Arzt hat Jimins Not und Angst gestern kaum ausgehalten. Wir waren alle erstmal froh, dass wir da raus waren aus dem Zimmer. Die Polizeibeamtinnen haben dann noch Taehyungs Daten aufgenommen – und erst jetzt kapiert, wen sie vor sich haben. Aber sie sind schnell drüber weggegangen zu seiner großen Erleichterung. Der Arzt ist dann in seinen wohlverdienten Feierabend gegangen, die beiden Polizistinnen sind mit dem Aufzug nach oben gefahren, damit die Frau aus Busan nach Hause fliegen konnte.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das tatsächlich geklappt hat, denn Tae und ich sind zum Ausgang gelaufen. Da haben wir dann gemerkt, dass wir uns seit Tagen nur noch drinnen aufgehalten und uns um Jimin und Minseok gekümmert haben. Denn der angekündigte Sturm war inzwischen in Changwon angekommen und wütete um die Häuser. Der Wind drückte vom Meer aufs Land und fegte durch die Straßen. Äste flogen über den Parkplatz. Wir haben uns nur angesehen und beide das selbe gesagt.
"Wie gut, dass die Jungs da drin sind und nicht noch in ihrem Versteck!"Dann habe ich Tae mitgenommen, weil sein Auto ja noch bei mir stand. Bis nach Hause kam er allerdings wieder nicht, denn der Schneesturm wurde zum Orkan. Also habe ich den nächsten Gast in mein Gästezimmer gepackt und bin noch für zwei Stunden runter in die Kneipe gegangen. Die Ablenkung tat ganz gut. Aber es war sowieso nichts los, weil die meisten bei dem Sturm zu Hause geblieben waren. Wooyang hat mir berichtet, dass heute nur ein Spieltisch besetzt war. Und Changbin hat dann allen vier Spielern das Essen spendiert. Ich habe also den Mitarbeitern wieder das Feld überlassen und bin in mein Bett geschlichen. Ich wollte nur noch schlafen.
Heute Morgen stehen Tae und ich uns gähnend in der Küche gegenüber. Ich koche stumm Kaffee, er brät stumm Spiegeleier, wir setzen uns stumm an den Tisch. Irgendwann funktioniert mein Hirn wieder soweit, dass ich meinen Blick auf die nahe Zukunft richten kann.
„Was meinst du, wann du umziehen willst?"
„Ich habs zum Glück nicht eilig. Es sind jetzt noch zwei Kaufinteressenten übrig, aber viel wird der Preis dadurch nicht mehr hoch gehen. Jedenfalls wird es noch ein paar Wochen dauern, bis das alles abgewickelt ist. Ich muss also noch gar nicht umziehen. Aber ich will tatsächlich, sobald die unteren Räume in der Wohnung fertig sind. Für mich stehen die Möbel inzwischen einigermaßen fest. Ich werde einfach die Sachen, die ich mitbringe, sofort an die richtigen Plätze stellen und erst dann nach und nach rausfinden, was mir da noch fehlt. Was auf den Dachboden soll, werde ich in der Druckerei zwischenlagern.
Was ganz anderes: Für die Jungs müssten wir dann langsam mal aktiv werden, damit wir wenigstens die beiden Zimmer einrichten können."„Hm. Ich will nachher nochmal für länger hin. Ich muss beiden ja auch ein paar Klamotten bringen. Da kann ich zumindest mit Jimin über die Einrichtung sprechen und vielleicht gedanklich ein bisschen Möbel rücken. Das lenkt ihn ab. Ich hoffe trotzdem, dass Minseok bald aufwacht. Dann ist Jimin wieder eine Last mehr los."
Der Sturm hat die ganze Nacht getobt und dabei ettliche Bäume umgeworfen, Häuser abgedeckt und Stromleitungen zerrissen. Die gesamte Südküste von Korea ist betroffen. Aber inzwischen hat es sich weitgehend ausgeweht, und darum kann Tae erstmal nach Hause und dann normal zur Arbeit fahren. Ich packe die neuen Klamotten von den Jungs ein. Dann zwinge ich mich, erst die Kneipe zu putzen und den Bestand aufzufüllen, bevor ich mich wieder zum Krankenhaus aufmache.
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Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020
FanfictionDer Ire Patrick O'Brien strandet in Südkorea und zieht in einer gut besuchten Einkaufsstraße eine irische Esskneipe auf. Als die Gewerbegemeinschaft beschließt, im Advent in allen Geschäften Sonderaktionen anzubieten, muss Patrick mitziehen. Er biet...