Ich wüsste unglaublich gerne, wo dieser Transporter steht. „Zwischen Ruinen" hat er gesagt. Wo gibt es denn hier in Laufnähe Ruinen? Wobei - wer weiß, wie lange der verrückte Hund unterwegs ist! Aber wenn mit dem Kleinen mal was ist - je weiter weg das ist, desto komplizierter wird es für Jimin, ihn hierher zu schaffen - wenn er denn überhaupt über seinen Schatten springen kann ...
Voller Angst starre ich in die stürmische Dämmerung. Inzwischen prasseln Hagelkörner gegen die Scheibe.
Hoffentlich ist er schon zu Hause!Ich zermartere mir das Hirn, was ich denn bloß für diesen Jungen, für diese zwei Jungs noch machen kann, während ich mit den anderen zusammen die Kneipe für den abendlichen Ansturm vorbereite. Misi hat ihre Kusine mitgebracht, und Changbin hat den erwachsenen Sohn seiner Nachbarn namens Chenhyun rekrutiert für den Spüljob.
Auch Taehyung kommt heute schon früher.
„Na? Reißt du dich um Arbeit?"
„Nö, eigentlich nicht. Aber nachher mag ich spielen, da helfe ich jetzt gerne noch ein bisschen."Mit sieben Leuten starten wir um 18.00 Uhr in den Abend. Weil wir so viele sind, kommen wir nicht gleich ins Hintertreffen und können den weiteren Ansturm dann gut zu sechst bewältigen, als Tae sich um kurz vor 19.00 Uhr an einen der Spieltische setzt. Es ist heute auch nicht so voll wie gestern, aber doch deutlich voller als sonst an einem Samstag Abend.
Heute muss ich mal wieder die Regeln erklären, weil sich zu Taehyung an den Tisch zwei Frischlinge gesetzt haben. An einem der anderen Tische sitzt schon der stumme Kämpfer von gestern. Dieser Tisch füllt sich als letztes. Es sind aber auch einige da, die ihn gestern erlebt haben, und die gehen wirklich sehr zielstrebig auf die anderen Tische zu. Ich erkläre für alle die Regeln und bitte dann diejenigen, die schon mehrfach mitgespielt haben, den Neulingen beim Start zu helfen.
Die vier Gruppen beginnen zu spielen. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, dass Tae an seinem Tisch wieder viel Stimmung macht und immer wieder geduldig was erklärt. Wir anderen haben richtig gut zu tun. Aber wir rennen heute nicht mehr dem Abend hinterher, es ist zu schaffen.
Nach einer Stunde gibt es an allen vier Tischen einen Sieger. Der schweigende Fremde hat natürlich wieder gewonnen, und heute hat auch Tae seinen ersten Sieg zu verzeichnen. Die vier Sieger setzen sich um und beginnen ihr heutiges Finale. Jetzt bin ich neugierig auf die Stimmung am Tisch. Wird Tae seine gute Laune beibehalten, oder wird die Kälte des Fremden sich durchsetzen?
Diesmal wird Tae von seinen Vorrunden-Mitspielern angefeuert. Er hat genauso wenig Chancen wir die beiden anderen am Tisch. Der Kämpfer ist auch genauso verbissen wie immer. Aber Tae lässt sich seine gute Laune nicht nehmen. Er unterhält sich mit den beiden anderen und hat scheinbar überhaupt keine Probleme damit, haushoch zu verlieren.
Das beeindruckt mich wirklich.
Schweigend isst der Stimmungstöter sein gewonnenes Essen und verschwindet.Zu meinem Erstaunen bleibt Taehyung nach dem Ende des Finales einfach da. Ich hatte jetzt eher erwartet, dass er nach Hause geht, damit er morgen früh ausgeschlafen zu seinem wie auch immer gearteten Katastrophen-Chaos gehen kann. Aber er bleibt immer noch, als die letzten zur Tür raus sind, und fängt an, die Tische leer zu räumen und abzuwischen.
„Sag mal, Taehyung. Musst du morgen nicht ins Büro?"
„Doooch. Aber ich habe mich schon so ewig nicht mehr so lebendig gefühlt wie hier. Ich mag einfach noch nicht gehen."
Der nächste Tisch.
Verrückter Hund.
Nach dem Abwischen fängt er an, die Stühle hochzustellen.Und das hat bestimmt einen Grund. Also klopfe ich mit den beiden Helfern von heute gleich fest, dass sie bitte bis Weihnachten und dann auch noch an Silvester hier mitarbeiten können. Misis Kusine Jisoo kann nur jeweils an den drei Wochenendabenden, aber Chenhyun muss sowieso grade die Wartezeit bis zu seinem Studienantritt überbrücken und ist froh über einen festen Job. Ich verabschiede alle anderen Mitarbeiter bis morgen und schaue Taehyung auffordernd an.
„Na, dann schieß los. Ich habe den Verdacht, du hast Gesprächsbedarf."
Er lächelt und setzt sich auf den Stuhl, den er grade in der Hand hatte.
„Stimmt."
Wir grinsen uns an.
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Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020
FanfictionDer Ire Patrick O'Brien strandet in Südkorea und zieht in einer gut besuchten Einkaufsstraße eine irische Esskneipe auf. Als die Gewerbegemeinschaft beschließt, im Advent in allen Geschäften Sonderaktionen anzubieten, muss Patrick mitziehen. Er biet...