Taehyung ist seit Samstag nicht mehr hier gewesen. Entweder hat ihn sein Geistesblitz in umfangreiche Arbeit gestürzt, oder ... keine Ahnung. Darum freue ich mich, dass er heute Abend mal wieder zur Tür hereinspaziert kommt. Der Hype vom Wochenende ist ein wenig abgeflaut, zumal der Kämpfer jeden Abend wieder die Endrunde für sich entschieden hat. Ich fürchte tatsächlich, dass den anderen langsam der Spaß vergeht. Heute sind sogar nur zwei Tische besetzt. Taehyung ignoriert die Spieltische und schlendert zu mir an den Tresen. Er schiebt sich auf einen der wenigen freien Stühle und grinst mich an.
„Na, was macht dich denn heute so gut gelaunt?"„Die Tatsache, dass mein Altmanager alle meine Ideen durchgewunken hat und wir grade tierisch am Rödeln sind, um die Basis dafür zu prüfen und realistische Ziele zu formulieren. Und abends habe ich mich um den Verkauf von Auto und Haus gekümmert. Der Jaguar ist Ende der Woche weg. Also eigentlich heute schon, damit er grundgereinigt und gewartet werden kann. Ich hab dem Händler erlaubt, mit meinem Namen zu werben, und zack, hat ein Fan zugegriffen. Und dafür ganz schön in die Tasche gegriffen. Also habe ich mir noch ein kleines gebrauchtes Stadtauto gegönnt und dabei trotzdem richtig gut gewonnen. Das sind jetzt erstmal für ein paar Wochen meine Lebenshaltungskosten.
Für das Haus gibt es mehrere Interessenten, die sich hübsch gegenseitig hochschaukeln dürfen, damit möglichst viel Kapital in die Firma fließt. Und mein nächster Schritt muss sein, dass ich mich nach einer neuen Bleibe umsehe."Gutes Stichwort!
Ich schaue mich um. Im Moment läuft alles gemütlich und rund.
„Wooyang, kommst du für eine halbe Stunde am Tresen alleine klar?"
Der nickt.
„Klar, ist ja locker heute."
„Komm, Taehyung, ich will dir was zeigen und was erzählen."
Ich schleppe Tae nach hinten ins Treppenhaus und führe ihn nach oben. Dabei erzähle ich ihm ganz kurz die Geschichte, wie ich hier gelandet und zum Kneipenwirt geworden bin.Ich schalte oben in der Wohnung das Licht ein und führe ihn ins vordere Wohnzimmer.
„Das ist die Wohnung, die ich bewohnt habe, bis mein väterlicher Mentor starb und mir alles vermachte. Ich bin dann runter in seine Wohnung gezogen. Seitdem steht hier alles leer. Seit ich dich kennen gelernt habe, rumort es in mir. Ich möchte hier nicht mehr alleine sein. Ich möchte Leben im Haus haben. Es geht mir überhaupt nicht ums Geld, um Profit durch Modernisierung. Ich will hier nicht irgendjemand wohnen haben. Sondern Freunde."Taehyung starrt mich entgeistert an.
„Mund zu, Junge. Ja, ich möchte dich fragen, da du ja grade sowieso nach einem neuen Dach über dem Kopf suchst, ob du Lust hast, hier einzuziehen. Platz für ein weiteres Auto ist im Hof, und ..."
„Cool. Aber die Wohnung ist so riesig wie die ganze Kneipe. Das wird doch genauso teuer."
„Nö. Du würdest hier nämlich hoffentlich nicht alleine wohnen sondern zusammen mit zwei Jungs, die obdachlos sind, und die ich irgendwie von der Straße kriegen will."
Taehyung reißt die Augen auf.„Und - nein, ich bin nicht verrückt. Pass auf. Hier kommt eine Wendeltreppe hin, die rauf zu einem großen Dachraum führen wird. Dort wird dann ein Balkon ausgespart und ein eigenes Bad eingebaut. Ein kleinerer Raum wird Restdachboden. Nur leider weigern sich alle Dachdecker, das vor dem Frühjahr zu machen, weil das eigentliche Dach grundsaniert und isoliert werden muss. Hier unten wäre dieser Raum dein Wohnzimmer. Hinter der Schiebetür ist ein zweites Wohnzimmer, mit drei angeschlossenen kleinen Räumen. Dort würden die Jungs wohnen, wenn der Ältere endlich mal sein Misstrauen mir gegenüber über Bord werfen kann."
„O.K., O.K., stop! - Gesetzt den Fall, ich habe Lust mit zwei Bengeln die Wohnung zu teilen, die mich auseinandernehmen, beklauen und an die Presse verraten könnten, die sich wahrscheinlich null benehmen können und hier ununterbrochen einen einzigen Schweinestall veranstalten würden – du sanierst diese Wohnung für viel teures Geld, um zwei Obdachlosen kostenlos ein Heim zur Verfügung zu stellen? Und – davon gehe ich aus -, ohne zu wissen, was die schon alles ausgefressen haben? Bist du verrückt???"
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Mensch, ärgere dich nicht - Adventskalender 2020
FanfictionDer Ire Patrick O'Brien strandet in Südkorea und zieht in einer gut besuchten Einkaufsstraße eine irische Esskneipe auf. Als die Gewerbegemeinschaft beschließt, im Advent in allen Geschäften Sonderaktionen anzubieten, muss Patrick mitziehen. Er biet...